# taz.de -- Bundesliga am Sonntag: Déjà-vu in Stuttgart | |
> Fürth feiert einen Prestigesieg im Frankenderby gegen Nürnberg. Und der | |
> VfB Stuttgart schlägt die Elf aus Freiburg wie im Pokalspiel 2:1. | |
Bild: Der Stuttgarter Spieler Cristian Molinaro (r) im Zweikampf mit Fallou Dia… | |
NÜRNBERG/STUTTGART dpa | Mit einem Sieg beim Lokalrivalen 1. FC Nürnberg | |
hat sich die SpVgg Greuther Fürth den bevorstehenden Abstieg aus der | |
Fußball-Bundesliga ein wenig versüßt. Im 256. Franken-Derby gewann der | |
abgeschlagene Tabellen-Letzte am Sonntag 1:0 (1:0) und fügte den Gastgebern | |
damit die erste Heimniederlage seit sieben Monaten zu. | |
Nach diesem schmerzhaften Rückschlag dürften sich auch die leisen | |
Nürnberger Europa-League-Hoffnungen endgültig erledigt haben. Für die | |
Fürther war es der erste Erfolg seit dem 2:1 bei Schalke 04 am 2. Februar | |
und der insgesamt dritte im 30. Spiel. Johannes Geis war mit einem | |
sehenswerten Fernschuss in der 27. Minute der Matchwinner. | |
Die auf vier Positionen veränderten Fürther zeigten sich im mit 50.000 | |
Zuschauern ausverkauften Nürnberger Stadion gut erholt von der 1:6-Blamage | |
gegen Dortmund am Wochenende zuvor. Trainer Frank Kramer hatte seine Profis | |
aufgerufen, alle Kräfte für einen Sieg im Derby zu mobilisieren und von | |
einer Charakterfrage gesprochen. | |
Zwar dauerte es nach einer hektischen Anfangsphase mit vielen Fouls mehr | |
als 25 Minuten bis zum ersten Höhepunkt im Spiel, doch der hatte es gleich | |
in sich: Dem neu ins Team gerückten Geis gelang mit einem fulminanten | |
Linksschuss aus 25 Metern ins obere Eck sein erstes Bundesligator. Nur drei | |
Minuten später versuchte es der erst 19 Jahre alte Mittelfeldspieler mit | |
dem rechten Fuß erneut aus der Distanz. Sein direkter Freistoß flog nur | |
knapp am Pfosten vorbei. | |
Die Nürnberger hatten eine Woche nach der 0:4-Pleite beim FC Bayern München | |
anfangs zwar Feldvorteile, waren aber meist nur nach ruhenden Bällen | |
torgefährlich. Die beste Gelegenheit der ersten Hälfte besaß Hanno | |
Balitsch, seinen Kopfball-Aufsetzer nach Eckball von Hiroshi Kiyotake | |
lenkte Torhüter Wolfgang Hesl gerade noch um den Pfosten (36.). | |
## Zwei Ausfälle | |
Kurz vor dem Halbzeitpfiff musste Nürnbergs Abwehrspieler Timm Klose vom | |
Platz und fasste sich an den Kopf. Der Schweizer litt nach Vereinsangaben | |
unter den Nachwirkungen einer Gehirnerschütterung, die er in München | |
erlitten hatte. Timothy Chandler blieb zur Pause wegen zwei Blutergüssen in | |
der Kabine. | |
Trotzdem hatten die Hausherren nach dem Wiederanpfiff mehr von der Partie, | |
zunächst aber keine Chancen. Erst nach knapp einer Stunde scheiterte | |
Kiyotake mit einem Flachschuss an Hesl, zwei Minuten später hatte Balitsch | |
Pech. Nach seinem Kopfball sprang der Ball wie eine Flipperkugel von der | |
Lattenunterkante auf die Torlinie, von dort noch einmal zurück an den | |
Querbalken und dann zurück ins Feld. | |
Die Gäste verteidigten ihren Vorsprung zäh, offensiv trauten sie sich nicht | |
mehr viel zu. Vor allem auf Hesl blieb Verlass, auch gegen Per Nilsson | |
(79.) war der Torhüter wiederum nach einem Eckball zur Stelle. Der | |
eingewechselte Mike Frantz schoss am langen Eck vorbei (84.) und vergab das | |
mögliche 1:1 für die vergeblich anrennenden Nürnberger. Am Ende parierte | |
Hesl noch gegen Alexander Esswein (90.). | |
## VfB Stuttgart gegen SC Freiburg | |
Und in Stuttgart hat der VfB vier Tage nach dem umjubelten | |
Pokal-Finaleinzug dem SC Freiburg auch in der Liga einen Tiefschlag im | |
Rennen um die Europapokal-Plätze verpasst. Mit dem kaum gefährdeten 2:1 | |
(2:0) und dem dritten Heimsieg binnen einer Woche bescherten die Schwaben | |
ihren Fans am Sonntag ein gelungenes Auftaktwochenende zum Frühlingsfest | |
auf dem Cannstatter Wasen. | |
Christian Gentner (33. Minute) und Vedad Ibisevic (42.) nutzen vor 50:600 | |
Zuschauern eklatante Abwehrpatzer der Gäste, die durch Ivan Santini (88.) | |
zum späten Anschluss kamen. | |
„Ich habe gesagt, dass es morgen schon frei gibt, wenn wir gewinnen“, | |
kündigte Trainer Bruno Labbadia gleich zwei Tage zum Luftholen für den | |
Saison-Endspurt an. „Kämpferisch waren wir voll da, spielerisch gelingt | |
nicht alles“, analysierte Martin Harnik, der das 1:0 vorbereitet hatte. | |
Die Freiburger verpassten nach drei Ligasiegen hintereinander neben der | |
Einstellung des Vereinsrekords auch den Sprung am FC Schalke 04 vorbei auf | |
den vierten Platz, der zur Teilnahme an der Qualifikation zur Königsklasse | |
berechtigt. „Im Pokal waren wir klar unterlegen, aber heute hatten wir die | |
bessere Chancen“, sagte ein enttäuschter Stürmer Max Kruse. „Nächste Woc… | |
haben wir ein sehr, sehr schweres Spiel gegen München.“ | |
## Mit Frust ins Stadion | |
Die Gäste-Fans versuchten ihren Frust über das Aus mit 1:2 im | |
Pokal-Halbfinale mit Spottgesängen („In Europa habt ihr keine Chance“) zu | |
verarbeiten. Internationale Ambitionen konnten allerdings beide Teams nach | |
einem deutlich tempoärmeren Start als noch am Mittwoch nur selten unter | |
Beweis stellen. Zunächst verzog Gentner für den VfB aus aussichtsreicher | |
Position (15.). Nur zwei Minuten später scheiterte Max Kruse nach einem | |
feinen Pass von Jonathan Schmid in den Rücken der Abwehr an Stuttgarts | |
Keeper Sven Ulreich. | |
Auch wenn sich der zu Borussia Mönchengladbach wechselnde Kruse immer | |
wieder gut in Szene setzte, bekamen die SC-Fans bereits beim Blick auf die | |
Aufstellung einen Vorgeschmack auf die kommende Saison. Sowohl der | |
Neu-Frankfurter Jan Rosenthal als auch Daniel Caligiuri (voraussichtlich | |
zum VfL Wolfsburg) fehlten im Kader. Stattdessen setzte Trainer Christian | |
Streich überraschend auf Cedrick Makiadi und Karim Guédé in der Offensive. | |
Sein Kollege Bruno Labbadia vertraute der Pokal-Anfangsformation – und sein | |
Team enttäuschte ihn erneut nicht. Allerdings profitierten die Schwaben von | |
zwei eklatanten Schlafmützigkeiten der Gäste. Zunächst ließ Mensur Mujdza | |
im eigenen Strafraum Gentner laufen, der frühere Nationalspieler nutzte die | |
gefühlvolle Hereingabe von Martin Harnik per Kopf. „Wir waren die bessere | |
Mannschaft und passen dann einmal nicht auf“, bemängelte SC-Sportdirektor | |
Dirk Dufner. | |
## Durch die Beine ins Tor | |
Vor dem zweiten Rückschlag verlor Julian Schuster den Ball an Ibisevic. Der | |
Bosnier schob alleine vor Oliver Baumann durch die Beine des | |
Freiburg-Keepers ein und beendete seine Ladehemmung vor eigenem Publikum | |
mit dem ersten Liga-Heimtreffer dieses Jahres. | |
Doch anstatt die zweite Halbzeit aufmerksamer zu beginnen, luden die | |
Badener die VfB-Offensive weiter zum Kontern ein. Harnik erlief einen | |
missglückten Pass auf Pavel Krmas, schoss jedoch nur 18 Sekunden nach Ende | |
der Pause genau auf Baumann. Freiburg wachte zu spät auf und kam durch | |
Santini nur noch zum 1:2. Kurz vor Beginn der Nachspielzeit hielt Ulreich | |
mit der Parade gegen den Weitschuss von Johannes Flum den Sieg fest. | |
Obwohl das Spiel um Längen schlechter als das Cup-Duell war, hatten die | |
VfB-Fans große Freude und versöhnten sich endgültig mit ihrem Team. In den | |
Partien vor dem 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach am vergangenen Sonntag | |
hatte es immer wieder lautstarke Pfiffe gegeben – nun ließen die | |
Stuttgarter Anhänger in Vorfreude auf das DFB-Pokalfinale gegen den FC | |
Bayern München am 1. Juni in Berlin ein Plakat mit der Aufschrift „Finale“ | |
über die Tribünen wandern. | |
21 Apr 2013 | |
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Robert Enke | |
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