Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Beschluss im Bundestag: Mehr Rente für Contergan-Opfer
> Der Bund stellt 90 Millionen Euro im Jahr mehr für die
> Contergan-Geschädigten in den 1950 und -60er Jahren zur Verfügung. Die
> Hälfte der Opfer ist pflegebedürftig.
Bild: Steht heute nur noch im Museum: Contergan.
BERLIN dpa/afp | Die etwa 2.700 noch lebenden Contergan-Opfer erhalten
deutlich mehr Rente. Rückwirkend zum Januar erhöhte der Bundestag am
Donnerstagabend einstimmig die monatlichen Zahlungen von maximal 1.152 Euro
auf einen Höchstbetrag von 6.912 Euro. Der Bund stellt für die Anhebung 90
Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es zusätzlich 30
Millionen Euro für Sonderbedürfnisse der Betroffenen, etwa für spezielle
Heilbehandlungen.
Die Interessenvertretungen der Contergan-Opfer haben den Beschluss
einhellig begrüßt. Die Lebenssituation Contergangeschädigter werde dadurch
„deutlich verbessert“, erklärte die Conterganstiftung am Freitag in Köln.
Vor allem Schwerstgeschädigte profitierten von der Staffelung der Renten.
Margit Hudelmaier vom Bundesverband Contergangeschädigter sprach von einem
„positiven Signal“ und einem „weiteren Schritt in die richtige Richtung�…
„Mit der Rentenerhöhung können die Menschen ein Stück weit selbstbestimmter
leben", sagte sie. In den kommenden Jahren müsse sich aber zeigen,
inwieweit die zusätzlichen Gelder etwa für spezielle Heilbehandlungen
tatsächlich ausreichten. Christian Stürmer vom Contergannetzwerk
Deutschland betonte, die 50-jährige Unterversorgung der Geschädigten habe
nun ein Ende.
Die Kompensation fehlender Hände, Arme oder Beine hat bei
Contergan-Geschädigten zu schweren Haltungsschäden geführt. Die meisten
klagen über Schmerzen, die Hälfte der heute etwa 50 Jahre alten Opfer ist
pflegebedürftig. Das Contergannetzwerk bezeichnete die Anhebung der
staatlichen Zuwendungen als kleine Revolution. „Die massive, 50-jährige
Unterversorgung der Geschädigten hat damit ein Ende“, sagte der Vorsitzende
der Interessenorganisation, Christian Stürmer.
Contergan steht für den größten Arzneimittel-Skandal der deutschen
Nachkriegsgeschichte. 1957 brachte das Pharmaunternehmen Grünenthal das
Schlafmittel auf den Markt, das damals von vielen Schwangeren genommen
wurde. Doch bald kamen etwa 10.000 Kinder mit schweren Missbildungen an
Armen und Beinen auf die Welt. Allein in Deutschland waren es ungefähr
5.000. Seit Anfang der 70-er Jahre erhalten die Geschädigten eine Rente,
für die der Bund und die Firma Grünenthal aufkommen.
26 Apr 2013
## TAGS
Contergan
Bundestag
Rente
Contergan
Krankenkassen
Contergan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Contergan-Skandal: Das Firmenarchiv ist zu
Die NRW-Landesregierung will prüfen, ob der Hersteller des Schlafmittels
seinerzeit von Politikern oder Beamten gedeckt wurde.
Bundestagspetition eingereicht: Nicht nur Blinde brauchen Hunde
Krankenkassen zahlen bisher nur für Blindenhunde – nicht aber für einen
Behindertenbegleithund. Der seien kein anerkanntes „Hilfsmittel“.
Conterganopfer altern schneller: „Ich habe Angst“
Die Contergan-Geschädigten sind einer Studie zufolge frühzeitig gealtert.
Deshalb fordert der Betroffenenverband mehr Geld für Medikamente und
Pflege.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.