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# taz.de -- Presse-Auslosung im NSU-Prozess: Aufregung ohne Ende
> Vertreter der NSU-Opferangehörigen fürchten eine erneute Verschiebung des
> Prozess-Auftakts. Die erste Klage ist schon auf dem Weg nach Karlsruhe.
Bild: Gerichtspräsident Karl Huber neben den Losboxen für die „Presse-Tombo…
BERLIN taz/dpa | Einen Tag nach der Verlosung der festen Presseplätze für
den Prozess gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer der Terrorzelle
NSU in München hält die Aufregung an. FAZ, Tagesspiegel, Zeit, Welt, taz:
All diese Zeitungen sind leer ausgegangen und prüfen nun zumindest
juristische Schritte.
Die Klage eines freien Journalisten ist bereits auf dem Weg nach Karlsruhe.
Den Eingang konnte das Bundesverfassungsgericht am Dienstagmittag
allerdings noch nicht bestätigen. Martin Lejeune hatte im ersten Anlauf zur
Journalisten-Zulassung ebenfalls einen Platz ergattert und ging nun im
Losverfahren leer aus. Er findet: Der Vorsitzende Richter im NSU-Prozess
könne nicht nach dem Motto verfahren: „Der Herr hat es gegeben, und der
Herr hat es genommen.“
[1][In seiner Verfassungsbeschwerde] moniert Lejeune unter anderem, dass es
beim Losverfahren zwar feste Kontingente für ausländische Medien,
Nachrichtenagenturen, öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk sowie
Zeitungen gab – aber keine für Onlinemedien und freie Journalisten. Das
verletze den Gleichheitsgrundsatz, findet er.
Der zweite Anlauf bei der Zulassung der Journalisten war nötig geworden,
weil beim ersten Anlauf, bei dem allein die Geschwindigkeit zählte,
keinerlei türkische und griechische Medien einen der 50 festen Plätze
bekamen – und das obwohl acht der zehn Opfer des NSU türkische Wurzeln
hatten und eines griechische.
Das Bundesverfassungsgericht [2][ordnete vor zweieinhalb Wochen im
Eilverfahren Korrekturen an]. Das Münchner Oberlandesgericht München
entschied sich daraufhin für einen kompletten Neustart und verschob den
Beginn des NSU-Prozesses auf den 6. Mai.
## Häme über „Presse-Tombola“
An diesem Montag wurde nun ausgelost. Wegen fester Kontingente für Medien
aus den Herkunftsländern der Opfer haben nun unter anderem die türkischen
Zeitungen Sabah und Hürriyet und der griechische Rundfunksender ERT
[3][einen sicheren Platz auf der Pressetribüne] bekommen. Damit ist der
zentrale Fehler des ersten Zulassungsverfahrens behoben.
Dafür hatten bis auf Bild und die Junge Welt keine überregionalen deutschen
Tageszeitungen Losglück. Die Zahl der freien Journalisten mit
Sitzplatzgarantie sank von sieben auf drei.
Opfervertreter verfolgen die erneute Diskussion mit Sorge. Die Münchner
Rechtsanwältin Angelika Lex, die die Witwe eines NSU-Mordopfers als
Nebenklägerin vertritt, befürchtet angesichts drohender Klagen gegen das
Losverfahren eine zweite Prozessverschiebung. „Ich finde es sehr
bedauerlich, dass wir wieder Unsicherheit haben, ob das Verfahren
tatsächlich am nächsten Montag beginnen kann“, sagte Lex dem Bayerischen
Rundfunk.
In den Kommentarspalten der Onlinemedien und in den sozialen Netzwerken
wird das Thema hitzig diskutiert. Einige werfen dem Münchner
Oberlandesgericht Unfähigkeit vor. Andere machen sich über Medien wie
Brigitte, TOP FM und Hallo München lustig, die in der „Presse-Tombola“
einen Platz bekommen haben.
Wiederum andere kritisieren die Journalisten, die sich zu sehr mit sich
selbst beschäftigten, und dabei das eigentliche Thema aus den Augen
verlören: die Morde und Bombenanschläge des NSU und das Versagen des
Staates bei den Ermittlungen. Die Journalistin und Buchautorin Sabine
Rennefanz [4][schreibt auf Twitter]: „Wenn wir Journalisten uns über die
Taten so erregt hätten wie über die Akkreditierung, hätte es keine
'Dönermorde' geben müssen.“
30 Apr 2013
## LINKS
[1] http://martin-lejeune.tumblr.com/
[2] /!114471/
[3] http://www.justiz.bayern.de/gericht/olg/m/presse/archiv/2013/03939/index.php
[4] http://twitter.com/SabineRennefanz
## AUTOREN
Wolf Schmidt
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