# taz.de -- Die Wahrheit: Den Maori kommen die Dänen | |
> Neues aus Neuseeland: Die Abgeordnete der Dänischen Volkspartei Marie | |
> Krarup ist „geschockt“ über die wilde Maori-Kultur. | |
Bild: Renaissance einer schmerzhaften Prozedur: Maori-Frau Te Urutahi. | |
Was war das schön, als Neuseeland vor zwei Wochen die Homo-Ehe absegnete. | |
Das gesamte Parlament erhob sich spontan und sang „Pokarekare Ana“, ein | |
Liebeslied der Maori. Ob braun, weiß oder regenbogenfarben: Noch nie saßen | |
so viele Kiwis gerührt vor dem Fernseher, ohne dass es um Rugby ging. Das | |
Ständchen ging um die Welt und dürfte einer bestimmten Dame im Norden so | |
richtig den Pölser versalzen haben. | |
Marie Krarup ist Abgeordnete der Dänischen Volkspartei, Prädikat | |
Ausländerfeindlichkeit. Die stramm nationalistisch gesinnte Politikerin war | |
Teil einer Delegation des dänischen Verteidigungsausschusses. Auf der | |
Marine-Basis in Auckland wurde die Truppe offiziell von staatlicher Seite | |
begrüßt. Wie es sich für hohen Besuch gehört, fand der traditionelle | |
Festakt namens „Powhiri“ im zur Marine gehörenden Versammlungshaus der | |
Maori statt, dem Te Taua Moana Marae. | |
(Für alle, die bisher nichts über Neuseeland wussten, so wie es vielleicht | |
bei Marie Krarup der Fall war: Aotearoa, wie der Name schon sagt, ist ein | |
zweisprachiges, bikulturelles Land. Es liegt nicht in Europa, sondern | |
südöstlich von Australien. 15 Prozent der Bewohner sind indigener | |
Abstammung und das Grundgesetz sieht vor, dass deren Kultur lebendig | |
bleibt. Okay, weiter!) | |
Die Redner, Tänzer und Offiziere warfen sich ins Zeug, um den Nachfahren | |
der Wikinger zu zeigen, was „Haere Mai“ heißt: Herzlich willkommen! Es | |
wurde gesungen, gestampft und getanzt, dass es eine martialische Pracht | |
war. Marie Krarup jedoch war anderes gewohnt, zum Beispiel zackige Paraden | |
und Stechschritt. Ziemlich maorisch kam ihr die Begrüßung des Kriegervolkes | |
vor. | |
Anstatt daheim in Kopenhagen endlich einen Reiseführer zur Hand zu nehmen, | |
um sich in Sitten und Gebräuche des Gastlandes einzulesen, schrieb sie sich | |
lieber in der Zeitung Berlingske Tidende ihre Eindrücke von der Seele. | |
Getreu nach Karl Valentin („Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“) war | |
sie geschockt. Wie viel Exotik kann einer eurozentristischen Militaristin | |
mit xenophobem Weltbild zugemutet werden? | |
„Grotesk“ fand sie den Erstkontakt mit den Fremdlingen. „Wir wurden nicht | |
per Handschlag oder einem Salut von Uniformierten empfangen“, entrüstete | |
sie sich. „Nein, wir wurden mit einem Tanz begrüßt, von einem halbnackten | |
Mann im Grasrock, der auf Maori brüllte.“ Weitere „seltsame Rituale“ mus… | |
sie über sich ergehen lassen: Der Mann streckte die Zunge heraus. Wie „ein | |
Idiot“ habe sie sich gefühlt, als einer dieser Barbaren ihr auch noch einen | |
Nasenkuss aufdrücken wollte. Die Maori-Lieder, die die Marinetruppen zu | |
Gitarrenklängen vortrugen, klangen für sie wie „Darbietungen im | |
Kindergarten“. | |
Damit war der Kulturschock noch lange nicht vorüber. Krarup schaute sich | |
kritisch prüfend im „Maori-Tempel“ um, wie sie den Marae bezeichnete, und | |
erblickte Furchtbares: Holzschnitzereien von „Gottheiten mit wütenden | |
Gesichtern und großen erigierten Penissen“. Da hilft nur eins: starkes | |
Nisseöl (Elfenbier – für die, die Dänemark noch nicht so gut kennen). | |
1 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Anke Richter | |
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