# taz.de -- Zentralafrikanische Republik: Banguis neue Herren greifen durch | |
> Mit rabiaten Methoden sorgt die Seleka-Rebellenregierung für Disziplin in | |
> der eigenen Truppe. Auf diese Weise sollen die Plünderungen aufhören. | |
Bild: Seleka-Kämpfer mit frischen ID-Karten um den Hals: Nur damit sind sie of… | |
BANGUI taz | Oberst Abdul Sanat gibt ein Kommando. 38 Männer in | |
zerschlissenen T-Shirts, Camouflage-Hosen und barfuß schlagen vor ihm die | |
nackten Hacken zusammen und salutieren. Einige können kaum durch ihre | |
blaugeprügelten Augen blinzeln, andere tragen Mullbinden. | |
„Wir haben noch kein Militärjustizsystem, doch wir sperren sie ein, um sie | |
zu disziplinieren“, sagt der Oberst. Über hundert habe er in wenigen Tagen | |
festgenommen. | |
Was die Führung der in der Zentralafrikanischen Republik herrschenden | |
Rebellenallianz Seleka im Innenhof eines heruntergekommenen Militärlagers | |
in der Hauptstadt Bangui präsentiert, ist der Versuch, Ordnung im Chaos | |
herzustellen. Seit die Rebellen am 24. März die Macht an sich rissen, haben | |
Heerscharen bewaffneter Männer in der Stadt geplündert und gemordet. | |
Der neue Präsident Michel Djotodia und dessen Minister wissen, dass sie mit | |
solchen Methoden keine internationale Unterstützung gewinnen können. Doch | |
die brauchen sie dringend: Das Budget des bettelarmen Landes bestand | |
bislang zu 90 Prozent aus Entwicklungsgeldern. | |
## Offizier im grünen Gewand | |
Jetzt wird durchgegriffen, verspricht General Karim Abdel. Der | |
Rebellenoffizier im langen grünen Gewand sitzt auf einer Couch in der | |
Militärkaserne. Neben ihm liegen vier Smartphones, die schrille arabische | |
Musik von sich geben, wenn sie klingeln – Seleka entstand unter Muslimen im | |
Nordosten des Landes. | |
Karim Abdels frisch gedruckte Visitenkarte weist ihn aus als | |
stellvertretenden Stabschef im neuen „Ministerium für die Restrukturierung | |
der Armee, die Kriegsopfer sowie die Entwaffnung ehemaliger Kämpfer“. | |
Dass er und seine Offizierskollegen die Kommandogewalt über ihre Kämpfer | |
verloren hätten, als sie Bangui stürmten, will er so nicht zugeben. „Wir | |
hatten 3.350 Mann, doch als wir Bangui einnahmen, waren es plötzlich über | |
7.000. Die Hälfte davon gehört aber nicht zu uns“, sagt er und lächelt | |
freundlich. | |
Es hätten sich auf dem 1.000 Kilometer langen Marsch nach Bangui alle | |
möglichen Leute Seleka angeschlossen. „Das sind aber falsche Seleka. Und | |
die versuchen wir jetzt festzunehmen.“ | |
Seit zwei Wochen patrouilliert eine Seleka-Militärpolizei mit sieben | |
Fahrzeugen durch Bangui. Alle Kämpfer seien kaserniert worden, um sie zu | |
erfassen, versichert General Abdel. | |
Und tatsächlich: Fast alle Bewaffneten, die auf den Straßen Banguis | |
herumstolzieren, tragen jetzt neue ID-Karten an einem Band um den Hals: mit | |
Seleka-Abzeichen, Passfoto, Name, Geburtsdatum, ID-Nummer sowie Einheit und | |
Name des Kommandeurs, gestempelt und unterzeichnet vom neuen Innenminister | |
Noureddine Adam. | |
Bald sollen sie sogar Sold erhalten. Zum ersten Mal. | |
16 May 2013 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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