# taz.de -- Stadtentwicklung: Miteinander für die „Stadtrelevanz“ | |
> Vor dem dritten und letzten Treffen des Forums Stadtspree zur Zukunft des | |
> Spreeufers ist klar: Ohne verbindliche Beschlüsse sind gute Absichten | |
> wertlos. | |
Bild: So schön kann es am Spreeufer sein.. | |
Zwischen Oberbaum- und Jannowitzbrücke liegen sie, die vielen Grundstücke, | |
an deren künftiger Nutzung das Forum Stadtspree seine Zielsetzung erproben | |
kann: „Wir alle sollten vom Gegeneinander der Vergangenheit über das | |
Nebeneinander der Gegenwart in Zukunft zu einem Miteinander kommen“, | |
fordert der Betreiber des Radialsystems und Mitinitiator Jochen Sandig. | |
Sprich: die mutmaßlich „bösen“ Grundstücksbesitzer wie der | |
East-Side-Gallery-Investor Maik Uwe, die mutmaßlich „Guten“ wie der neben | |
dem Radialsystem entstehende Holzmarkt, Noch-Zwischennutzer wie das Yaam, | |
die Senats- und Bezirkspolitik, die Verwaltung – sie alle sollen künftig an | |
einem Strang ziehen. Für dieses Miteinander werden die Initiatoren der | |
dreiteiligen Diskussionsreihe Forum Stadtspree um den einstigen | |
CDU-Stadtentwicklungssenator und heutigen Vorstand der Stiftung Zukunft | |
Berlin, Volker Hassemer, am Montag den Entwurf eines Leitbildes vorlegen. | |
„Stadtrelevanz“ hat Hassemer schon im März zum Schlüsselwort der Debatte … | |
den öffentlichen Raum an der Spree gekürt: Was dort geschieht, das strahlt | |
auf die ganze Stadt aus, also soll es vor allem um die Frage gehen, wie | |
sich die Ufer lebenswert gestalten lassen – und nicht mehr nur monetär | |
verwertbar. Ein hoher wie unverbindlicher Anspruch: An Geldfragen, | |
Eigentums- und Baurecht kommen im Zweifelsfall auch gemeinsam vereinbarte | |
Leitbilder nicht vorbei. | |
So martialisch wie beim letzten Termin wird es beim dritten und letzten | |
Treffen an diesem Montag nicht werden. Drohungen und Beschimpfungen habe es | |
gegen den Investor gegeben, empörte sich dessen Sprecher, als er Hinkel bei | |
der zweiten Sitzung des Forums Mitte März vertrat. Das Landeskriminalamt | |
(LKA) habe von einer Teilnahme des Immobilienunternehmers dringend | |
abgeraten. | |
Tatsächlich hatte es solch eine Warnung nie gegeben, wie eine taz-Anfrage | |
bei der Polizei später ergab. Doch rau war der Umgangston gegenüber Hinkel | |
ohne Frage. Wie andere Investoren entlang des Spreeufers in Mitte und | |
Friedrichshain-Kreuzberg hatte er beim ersten Stadtforum im Januar sein | |
Bauprojekt für den einstigen Todesstreifen zwischen Spree und Mauerresten | |
vorgestellt: Luxuswohnungen, die bald darauf schon als „Hassobjekt“ | |
tituliert wurden. „Wir schließen Platzbesetzungen nicht aus“, sagte damals | |
Clubcommission-Vertreter Sascha Disselkamp. | |
Nun, vor der Abschlussveranstaltung des Stadtforums, hat sich der Protest | |
gänzlich gelegt. „Ich sehe meine Grenze erreicht“, sagt Disselkamp, einst | |
Initiator des Widerstands gegen die Bebauungspläne. Der Senat hat einen | |
Grundstückstausch ausgeschlossen und die Demonstrationen an der East Side | |
Gallery erfolgreich ausgesessen. | |
Ungeklärt ist immer noch die Zukunft des Yaam: Das Club- und | |
Integrationsprojekt nahe dem Ostbahnhof soll umziehen. An seinem jetzigen | |
Standort gegenüber dem Postbahnhof sind Wohnungen geplant, der Baubeginn | |
ist unklar. Die neue Yaam-Heimat liegt nach Willen des Bezirks | |
Friedrichshain-Kreuzberg nur ein kleines Stück spreeaufwärts in Richtung | |
Schillingbrücke entfernt, doch das Areal unterliegt dem Liegenschaftsfonds. | |
Noch hat das Abgeordnetenhaus die geplante Rückübertragung an den Bezirk | |
nicht abgesegnet. Offen ist, wer die notwendige und teure Kaimauersanierung | |
bezahlen muss. „Eines ist jetzt schon klar“, sagt Yaam-Chef Ortwin Rau, | |
„die Realisierung einer Lösung dauert viel länger als von der Politik | |
versprochen.“ | |
7 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Puschner | |
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Clubs | |
Verdrängung | |
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