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# taz.de -- WDR-Satire „Tagesschaum“: Fernsehschüler aufgerüttelt
> Humor als Gleitmittel für eine höhere Wahlbeteiligung: Am Montag startete
> Friedrich Küppersbuschs Satireshow. Der „Sozialkundelehrer ohne Haare“
> erfüllte die Erwartungen.
Bild: Da geht dem Zuschauer ein Licht auf: Küppersbusch mit Birne.
Dieser Mann hat eine Mission: „Wir wollen die Leute mit sanftem Nachdruck
bis an die Tür des Wahllokals begleiten“, sagte Friedrich Küppersbusch der
taz vor dem Start seiner WDR-Satireshow „Tagesschaum“. „Gerade bei dieser
vermeintlich egalsten Wahl seit langem möchten wir noch mal drauf
hinweisen: Wählen, solange es nichts Besseres gibt.“
Dass einem so viel Leidenschaft irgendwie altmodisch vorkommt, zeigt, wie
sehr Küppersbusch gefehlt hat. Der mittlerweile 52 Jahre alte, frühere
Moderator der politischen Kultmagazine „Zak“ (1990-1996) und
„Privatfernsehen“ (1996/1997) produzierte in den letzten Jahren für andere
(„Maischberger“, „Raus aus den Schulden“, „Bauerfeind“) und kolumni…
2003 für die taz. Küppersbuschs lange Bildschirmpause hat den Start von
„Tagesschaum“ mit nahezu messianischen Heilserwartungen aufgeladen: Wenn er
zurückkommt, muss er nicht weniger als die Erlösung im Gepäck haben.
Noch 104 Tage bis zur Bundestagswahl – es gibt also keine Zeit zu
verlieren. Entsprechend ungeschminkt ist der Moderator, entsprechend
improvisiert das Studio, ein Büro seiner Produktionsfirma probono, aus dem
sich Küppersbusch bis zum 20. September montags, dienstags und donnerstags
um 23.15 Uhr für eine knappe Viertelstunde meldet.
„Dies ist die erste Sendung, die fertig abgesetzt auf den Sender kommt“,
sagte er der taz mit unüberhörbarer Ironie. Es ist ein Projekt, das den
Zuschauern „Haltung, Erbauung und Trost“ bringen will. Und das klappte zum
Start am Montagabend schon mal ganz gut. Den einen oder anderen müden
Kalauer wie „Steinbrücks Inkontinenz-Team“ hätte er sich zwar schenken
können, doch bei "Tagesschaum" geht es nicht um einzelne Gags, sondern
darum, dass der „Sozialkundelehrer ohne Haare“ (Küppersbusch über
Küppersbusch), elaboriert-schnoddrig wie eh und je, seine Fernsehschüler
aufrüttelt, sie für politische Fragen sensibilisiert, die sie interessieren
sollten, dies aber schon lange nicht mehr tun.
Mit der Sendung in „Tagesschau“-Länge haben er und seine Autoren, u.a. der
Medienjournalist und Blogger Stefan Niggemeier und taz-Autor Stefan
Reinecke, eine zeitgemäße Darreichungsform gefunden, die auch auf YouTube
funktioniert: Druckbetankung. Küppersbuschs Ziel ist Aufklärung, Humor ist
ihm nicht Selbstzweck, sondern Gleitmittel.
Nach der ersten Viertelstunde „Tagesschaum“ schwirrt einem ein bisschen der
Kopf, aber man ist angefixt, neugierig, wie sich das Format einspielt. Der
einzige Wermutstropfen ist, dass Friedrich Küppersbusch für „Tagesschaum“
wohl nie seine große journalistische Stärke ausspielen wird:
Interviewfragen zu stellen, die man nie vergisst. Oder ist „Tagesschaum“ am
Ende eine Form von Interview mit uns Zuschauern, bei dem wir uns die
Antworten selbst geben müssen? Spätestens am 22. September, in der
Wahlkabine.
11 Jun 2013
## AUTOREN
David Denk
## TAGS
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Tagesschau
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