# taz.de -- Bürgerbeteiligung: Kein Spaß im Petitionsausschuss | |
> Mehr als 15.000 Bürger haben sich 2012 an den Bundestag gewandt, um sich | |
> zu beschweren oder neue Gesetze zu fordern. Der Großteil kam aus | |
> Ostdeutschland. | |
Bild: Bürgerbitte 2.0: Die Hälfte wendet sich per E-Mail an den Bundestag. | |
BERLIN taz | Zu einer direkten Gesetzesänderung nach einer Petition, kam es | |
im vergangenen Jahr etwa bei den sogenannten Sternenkindern. Frühgeburten | |
dürfen von nun an auch auf Friedhöfen beerdigt werden. Am Dienstag stellte | |
der Petitionsausschuss des Bundestages seinen Jahresbericht 2012 vor. | |
Das Beispiel der Frühchen blieb die einzige, konkret genannte Petition mit | |
anschließender Gesetzesänderung. Von 15.724 Petitionen wurde ein Drittel | |
erfolgreich abgeschlossen. In Petitionen haben Bürger die Möglichkeit eine | |
Bitte oder eine Beschwerde an den Bundestag zu richten. | |
43 Prozent der persönlichen Bitten und Beschwerden gingen per E-Mail beim | |
Ausschuss ein. „Mit der Einführung der elektronischen Petition konnten wir | |
viel Bürgernähe zeigen“, resümierte die Vorsitzende Kersten Steinke (Die | |
Linke). Mit 1,4 Millionen registrierten Nutzern ist das [1][Internetportal | |
des Petitionsausschusses] das erfolgreichste im Deutschen Bundestages. | |
Die Themen fielen 2012 wieder zum großen Teil in den Zuständigkeitsbereich | |
des Sozialministeriums. Dabei wurde 2012 vor allem die bisher unterbliebene | |
Ost-West-Angleichung bei den Renten thematisiert. Überhaupt kamen die | |
meisten öffentlichen Petitionen aus den neuen Bundesländern. „Das heißt | |
nicht, dass die Ossis am meisten meckern, sondern dort die meisten Probleme | |
auftauchen und die Bürger ihr Vertrauen in die Politik beweisen“, betonte | |
Günter Baumann (CDU/CSU). | |
## „Wir nehmen alle ernst“ | |
Auf die Frage nach Spaßangaben erklärte die Ausschussvorsitzende Kersten | |
Steinke „man nehme alles ernst, auch wenn Bürger uns belustigen wollen“. | |
Ganz unlustige Themen waren 2012 die Neuordnung des Rundfunkbeitrags, die | |
Netzneutralität, sowie eine Vielzahl von Asylanträgen und | |
Visaangelegenheiten. | |
Kritik übte der Ausschuss an der Umsetzung in den Ministerien. Vor allem | |
bei den Asylanträgen habe der Ausschuss negative Erfahrungen gemacht, | |
erklärte Peter Röhlinger (FDP). Ein anderes Beispiel war die Anfrage auf | |
kostenlosen Telefon- und Internetzugang für Soldaten in Afghanistan, | |
welcher vom zuständigen Ministerium nicht weiter behandelt wurde. | |
„Leider haben wir eine ganze Reihe von Petitionen, die wir zur Erwägung | |
vorlegen, beim zuständigen Ministerium aber nicht weiter beachtet werden“, | |
erklärte Ausschussmitglied Klaus Hagemann (SPD). | |
Memet Kilic (Die Grünen) verwies auf die fehlende Beteiligung von Frauen | |
bei Petitionsanträgen. 70% der Bittsteller waren im vergangenen Jahr | |
männlich. | |
11 Jun 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse17/a02/index.jsp | |
## AUTOREN | |
Mareen Ledebur | |
## TAGS | |
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