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# taz.de -- Streit um Fehmarnbelt-Querung: Grube unter den Löwen
> Die Bahn will eine neue Strecke zur Tunnel-Anbindung an der Ostseeküste
> prüfen. Gegen ihren Chef Rüdiger Grube gibt es dort Proteste.
Bild: Soll 2020 Realität sein: das deutsche Ende des geplanten Tunnels unter d…
TIMMENDORFER STRAND taz | Die Deutsche Bahn will eine Alternative zur
bisher geplanten Schienentrasse zwischen Lübeck und Fehmarn prüfen. Das
sagte Bahnchef Rüdiger Grube am Mittwochnachmittag im Ostseebad
Timmendorfer Strand zu. Parallel zum laufenden Raumordnungsverfahren, in
dem der Ausbau der bestehenden eingleisigen Trasse durch die Badeorte an
der Ostsee favorisiert wird, solle eine weitere Variante untersucht werden.
Diese „2+1-Trasse“ sieht parallel zur alten Strecke eine neue Trasse mit
zwei Gleisen für den Güter- und Fernverkehr zwischen Skandinavien und
Hamburg vor: weiter landeinwärts, entlang der Autobahn 1.
„Willkommen in der Höhle des Löwen“: So begrüßte Moderator Christoph
Jessen, der seit über einem Jahr den Runden Tisch „Dialogforum
Fehmarnbelt-Querung“ leitet, den Bahnchef. In der Tat hatten mehr als 200
lautstarke Demonstranten, die mit Transparenten, Sprechchören und
Trillerpfeifen vor dem Tagungsort einer Bürgerveranstaltung in der
Trinkhalle im Kurpark warteten, Grube und Schleswig-Holsteins
Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) keinen allzu freundlichen Empfang
bereitet.
Die VertreterInnen mehrerer Bürgerinitiativen gingen nach wenigen Minuten
unter Protest wieder. „Das ist keine echte Bürgerbeteiligung“, befand
Kerstin Fischer von der Initiative in Ratekau. Die Gemeinde am Rand Lübecks
wäre von der neuen Trasse stärker betroffen, die Badeorte an der Lübecker
Bucht hingegen würden weitgehend verschont – einig ist der Widerstand an
der Strecke also nicht mehr.
Die Bahn will im Auftrag des Bundes die Strecke nach Fehmarn für ICEs und
schwere Güterzüge ausbauen. Diese sogenannte Hinterlandanbindung des
Autobahn- und Schienentunnels, den Dänemark im Fehmarnbelt bauen will, ist
gut 80 Kilometer lang. Nach Planungen aus dem Jahr 2006 soll sie etwa 800
Millionen Euro kosten, der Bundesrechnungshof kommt inzwischen auf den
doppelten Betrag.
Grubes jüngste Ausführungen deuten nun an, dass die Bahn bereit sein
dürfte, nicht die billigste Strecke zu bauen, sondern die von der
Bevölkerung akzeptierte. Es sei eine „wertvolle Reise mit neuen Einblicken“
gewesen, hatte Grube zuvor im Sonderzug Fehmarn–Bad Schwartau gesagt, der
an mehreren Bahnhöfen durch Spaliere von Gegnern des Projekts fahren
musste. Die Bahn habe gelernt, dass „die billigste und schnellste Lösung
nichts bringt, wenn sie nicht breit akzeptiert wird“, so Grube auf der
rollenden Pressekonferenz.
Zuvor hatte er sich über eine Stunde lang von Schleswig-Holsteins
Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD), Ostholsteins Landrat Reinhard Sager
(CDU) und den BürgermeisterInnen der betroffenen Städte und Gemeinden die
örtlichen Probleme und Befürchtungen erläutern lassen. Grube sei „sehr
offen und interessiert gewesen“, berichtete Timmendorfs Bürgermeisterin
Hatice Kara (SPD) vom Termin im Lenkstand: „Herr Grube hat sehr aufmerksam
zugehört – das ist doch schon was.“ Weniger optimistisch zeigte sich Klaus
Reise, parteiloser Bürgermeister von Großenbrode, dem letzten Ort auf dem
Festland vor Fehmarn: „Reine Propaganda“ sei die ganze Veranstaltung. Die
Kostenrechnungen seien „nicht schlüssig“, die Trasse würde „dem Tourism…
in den Ostseebädern schwer schaden“.
Albig und Meyer dagegen sind Befürworter der zweiten Trasse an der
Autobahn. Es wäre aus ihrer Sicht die bessere Lösung, weil sie die
Ferienzentren schont. „Es wird einen Weg geben“, gab sich Meyer
optimistisch, „zu einer verträglicheren Trasse.“
12 Jun 2013
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Fehmarnbelt
Bahn
Rüdiger Grube
Bürgerinitiative
Protest
Fehmarnbelt
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