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# taz.de -- Basketball-Bundesliga: Heute Deutschland, morgen Europa
> Der deutsche Basketball ist auf Expansionskurs. Die Bundesliga plant
> Großes: Erst sind die Großstädte dran – und bald soll die europäische
> Szene dominiert werden.
Bild: Basketball ist ganz einfach: Das Runde muss ins Runde.
BERLIN taz | Was im Fußball jeder als „Bayern-Dusel“ kennt, scheint es
aktuell auch im Basketball zu geben: das Bamberg-Dusel. In den ersten
beiden Finalspiele um die Deutsche Meisterschaft rang der Titelverteidiger
seinen Gegner aus Oldenburg mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur zwei
Punkten nieder.
Im zweiten Duell am Mittwoch drehten die Brose Baskets Bamberg Oldenburgs
zwischenzeitliche 19-Punkte-Führung in einem Herzschlagfinale sogar erst
kurz vor der Schlusssirene. Ob es letztendlich Glück war, Erfahrung oder
Effizienz – es wird dem Team wohl einerlei sein: Im dritten Finalspiel
können die Bamberger am Sonntag (16.05 Uhr, Sport1) nun alles klar machen.
Es wäre ihr vierter Meistertitel in Serie.
Das Team von Trainer Chris Fleming wird seiner Favoritenrolle also gerecht.
In den laufenden Playoffs hatten für viele Sportjournalisten die Bamberger
die Rolle des Goliath inne, ihre Gegner wurden kurzerhand zum David erklärt
wurden. Doch ein biblisches Wunder, ein Sieg des Herausforderers, blieb
bisher aus – zuletzt musste sich im Halbfinale die aufstrebende
Basketballabteilung des FC Bayern München nach fünf Spielen geschlagen
geben.
Auch der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), Jan Pommer, denkt
in historischen Kategorien. So hat er einst vollmundig verkündet, die Liga
werde 2020 die beste in Europa sein. Dass Alba Berlin und Bamberg in diesem
Jahr der Sprung in die Top 16 der Euroleague geglückt ist und die EWE
Baskets Oldenburg in der weniger renommierten EuroChallenge den dritten
Platz holten, wertet er als Zeichen des Aufschwungs.
## Deutschland holt auf
„Aber wir sind von der absoluten europäischen Spitze noch einen deutlichen
Schritt entfernt“, räumt Pommer ein. Die Lücke zu schließen sei jedoch nur
noch eine Frage der Zeit. Positiv stimme ihn dabei die schlechte Finanzlage
vieler ausländischer Klubs, die oftmals hart am Limit kalkulierten.
Den Etat des Euroleague-Siegers Olympiakos Piräus von rund 15 Millionen
Euro sieht er zudem bei so manchem deutschen Verein bereits in Reichweite –
verschweigt dabei allerdings, dass es auch im deutschen Basketball Vereine
gibt, die es mit ihrer Buchhaltung nicht so genau nehmen. So wurde
Aufsteiger Düsseldorf die Lizenz für die erste Liga wegen „nicht
nachgewiesener wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit“ verweigert.
Allerdings zeigen die nach oben schnellenden Umsätze, dass im deutschen
Basketball derzeit einiges voran geht. Allein innerhalb eines Jahres legte
der um 26,3 Prozent zu – auf den Rekordwert von 76,9 Millionen Euro. Auch
die TV-Quoten sind zuletzt geklettert. Schauten in der Saison 2009/2010
noch durchschnittlich 90.000 Menschen bei BBL-Spielen im Fernsehen zu,
waren es in diesem Jahr rund 170.000. Zudem lockt die Liga immer mehr
Promis wie Bastian Schweinsteiger und TV-Moderator Kai Pflaume in die
Hallen, die am Spielfeldrand ein kleines bisschen Glamour verbreiten.
Um das ehrgeizige 2020-Ziel zu erreichen, will Pommer die Kraft großer
Marken nutzen. Einerseits sei es für langfristige Sponsoren lukrativ, sich
über den Sport bekannt zu machen. Andererseits könnten sich etwa bekannte
Fußballvereine neu definieren, erklärt er. „Wir können aber niemanden
überreden, sondern die Fußballklubs darauf hinweisen, warum es aus unserer
Sicht beim FC Bayern gut funktioniert hat“, sagt Pommer. Als nächste
Metropolen, die in Basketballhochburgen verwandelt werden sollen, hat er
Hamburg und Köln im Blick.
## Sponsoren-Platz in Namen
Und in der Domstadt bemüht man sich fleißig, diese Idee umzusetzen. Der
ehemalige Nationalspieler Stephan Baeck hat es sich zum Ziel gemacht, einen
neu formierten Klub mittelfristig in die Basketball-Bundesliga zu führen.
Dafür hat er zwei Vereine fusioniert und ihnen den Markennamen „RheinStars
Köln“ gegeben. Wobei durchaus noch ein Sponsor in den Klubnamen eingebaut
werden könnte.
Es sei eben der größte Trumpf der Vereine, den Namen zu verkaufen, sagt
Baeck. Auch wenn das mitunter komische Blüten treibt. So wurde in Würzburg
die Stadt zugunsten des Textilherstellers s.Oliver gänzlich aus dem
Vereinsnamen gestrichen. In Braunschweig müssen sich die Fans mit dem
Wortungetüm „New Yorker Phantoms“ anfreunden.
Baeck, der neben seinem Job in Köln noch für Sport1 arbeitet, sieht die
Liga ebenfalls auf Expansionskurs. „Die Hallen sind fast immer komplett
ausverkauft. Alle Vereine investieren in neue Arenen, die größer sind. Und
das nicht, weil die Liga den Standard erhöht hat, sondern weil sie den
Bedarf decken können“, sagt er. Auch in der Nachwuchsarbeit habe sich viel
getan. Es mache sich bemerkbar, dass die 6+6-Regel, nach der bei einem
zwölfköpfigen Kader mindestens sechs Deutsche auf dem Spielberichtsbogen
stehen müssen, Perspektiven bietet.
„Vorher konnte man einem jungen Spieler nur schwer raten, Zeit und Energie
in den Sport zu stecken“, sagt Baeck. „Es gab ja nur einige wenige
Nationalspieler, die überhaupt Spielzeiten bekommen haben.“ Dieses
Schattendasein ist vorbei – und wenn es nach den Ligaverantwortlichen geht,
wird es den deutschen Basketballklubs in Europa bald ähnlich gehen.
16 Jun 2013
## AUTOREN
Holger Vieth
## TAGS
Basketball
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