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# taz.de -- Basketball: Euphorie an der Theke
> Überraschend ist der SC Rasta Vechta in die Bundesliga aufgestiegen.
> Großen Anteil daran hatten Trainer Pat Elzie, der finanzstarke Clubchef
> und die feierfreudigen Fans.
Bild: Rasta-Trainer Pat Elzie nach dem entscheidenden Sieg seiner Mannschaft: A…
Es gibt Leute, die kommen nicht in Vechtas Rasta Dome, um das
Basketballspiel zu sehen. Die kommen, um zu feiern. Das hat Werner Themann
beobachtet. Themann ist der zweite Vorsitzender vom SC Rasta Vechta, dem
Verein, der in der vergangenen Saison den sensationellen Aufstieg in die
Basketball-Bundesliga geschafft hat. „Hier wird gerne mal ein Bier
getrunken“, sagt er.
Weil man das von dem Biertrinken wusste, hat man beim Bau des neuen Rasta
Domes im vergangenen Jahr auch gleich eine lange Theke einbauen lassen. „Da
wird nach den Spielen manchmal bis weit nach Mitternacht gefeiert“, sagt
Themann. Die Gastronomen aus der Innenstadt Vechtas seien über die
Konkurrenz durch die Basketballer natürlich nicht ganz glücklich. „Aber das
ist eben Wettbewerb und wir brauchen das Geld auch“, sagt Themann, der
einer der Gründungsmitglieder des Vereins ist.
## Gut gefüllte Vereinskasse
Dass in der Vereinskasse genug Geld vorhanden ist, liegt unter anderem
daran, dass im niedersächsischen Landkreis Vechta – inoffiziell auch
Südoldenburg genannt – nicht nur gefeiert, sondern auch hart gearbeitet
wird. So stammen sämtliche Sponsoren des Vereins aus der Region und sind
mittelständische Unternehmen. Für die neue Saison in der Bundesliga müssen
die nun tiefer in die Tasche greifen. „Der Etat wurde etwa verdoppelt“,
sagt Themann. Rund 1,5 Millionen Euro stehen dem Verein in der kommenden
Saison zur Verfügung.
Arbeiten und Feiern – das passt in Vechta gut zusammen. Auch beim SC Rasta
Vechta, dem neuen Bundesligisten, der in der vergangenen Saison durch die
ProA-Serie direkt auf den Meistertitel zumarschiert ist. „Das hätten wir
vor drei Jahren nicht für möglich gehalten“, sagt Vorstand Themann.
Allerdings seien die Meisterschaft und der Aufstieg nicht nur der Erfolg
einer einzigen Saison. „Der Erfolg ist mit vielen Faktoren verknüpft“, sagt
Themann. Einer dieser Faktoren ist Trainer Pat Elzie, der seit November
2009 die Vechtaer Riesen trainiert. Mit ihm ist der SC Rasta Vechta drei
Mal aufgestiegen.
Außerdem wichtig für den Erfolg: Bei Rasta kann man auf gewachsene
Strukturen zurückgreifen. Viele Mitarbeiter sind zum Teil seit der Gründung
Ende der 1970er Jahre im Verein aktiv. „Wir verstehen uns als eine große
Familie“, sagt Themann. Der Verein genießt außerdem einen guten Ruf als
Arbeitgeber, der seine Spieler pünktlich bezahlt und professionelle
Rahmenbedingungen bietet. Deshalb habe man auch keine Probleme, Spieler
hier in der niedersächsischen Kleinstadt zu verpflichten.
## Mäzen als Clubchef
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist der Rasta-Clubchef und Mäzen Stefan
Niemeyer. Seit mehr als 20 Jahren ist der Unternehmer aus der
Futtermittel-Branche der Lenker des Vereins. Er hat geholfen, den kleinen
Verein aufzubauen – mit viel Geld und Engagement. So konnte das gelingen,
was vielen anderen Clubs nicht gelingt: der Aufstieg eines
Kleinstadt-Vereins in die Basketball-Bundesliga.
„Ich finde es sensationell, dass die Bayern jetzt lernen müssen, wo Vechta
liegt“, sagt Claus Dalinghaus, Vechtas stellvertretender Bürgermeister. Der
Verein mache bundesweit auf die Kreisstadt aufmerksam. „Das kann man gar
nicht hoch genug einschätzen“, so Dalinghaus.
Dass der Bundesliga-Aufstieg überhaupt gelungen ist, hat auch mit Vechtas
Bewohnern zu tun. Mitten in der norddeutschen Tiefebene, umgeben von Land-
und Viehwirtschaft, die die Region prägen, liegt heute eine der reichsten
Kommunen Deutschlands. Die Beschäftigungszahlen steigen stetig,
händeringend werden Fachkräfte gesucht.
## SC Rasta als Zugpferd
„Da ist Rasta natürlich ein Zugpferd, weil wir Fachkräften jetzt auch einen
Bundesligaverein bieten können“, sagt Dalinghaus. „Nun denken vielleicht
viele: Das kann kein unbedeutendes Dorf sein.“ Der ganze Landkreis Vechta
glänzt außerdem mit Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosenzahlen liegen unter
vier Prozent. Auch bei den Steuereinnahmen ist der Kreis absolute Spitze.
Die Vechtaer können sich viel leisten – auch einen Club wie den SC Rasta
Vechta. Und so verwundert es nicht, dass der Bau des Rasta Domes innerhalb
kürzester Zeit über die Bühne gegangen ist. Mäzen Niemeyer ist in der
Region eine bekannte und geschätzte Persönlichkeit und hat das Gespräch mit
der Politik gesucht. Bei der Stadt Vechta hat er mit seinem Anliegen, eine
Sport- und Veranstaltungshalle zu bauen, offene Türen eingerannt.
„Wir brauchten und wollten eine große Halle und wenn dann noch ein Dritter
Geld dazu gibt, kann man doch nicht Nein sagen“, sagt der stellvertretende
Bürgermeister Dalinghaus. Der einzige Wermutstropfen ist, dass die
Verantwortlichen bei Rasta Vechta nicht damit gerechnet haben, dass der
Aufstieg in die Basketball-Bundesliga so schnell gelingen werde. Denn für
die erste Liga muss die ganz neue Halle nun von 2.000 auf 3.000 Plätze
erweitert werden. „Das läuft jetzt mit Hochdruck und ich hoffe, dass wir
bis Mitte September fertig sind“, sagt Clubchef Niemeyer.
Am 6. Oktober steht das erste Spiel an. Mit der Hallenerweiterung steigt
auch die Zahl der Dauerkarten von 800 auf 2.000. Deshalb hoffen die
Verantwortlichen beim SC Rasta Vechta, dass die Euphorie der Fans auch in
der kommenden Saison erhalten bleibt.
„Vechta ist heiß und hungrig auf einen höherwertigen Sport“, sagt Themann.
Deshalb rechnet er sich vor allem in der eigenen Halle auch Siege aus. „Die
Euphorie trägt die Spieler“, sagt er. Und zur Euphorie gehört eben auch das
Feiern nach den Spielen.
14 Jul 2013
## AUTOREN
Chantal Tajdel
## TAGS
Rasta Vechta
Vechta
Basketball
Basketball
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