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# taz.de -- Basketball-Bundesligist Rasta Vechta: Der Reggaeclub aus dem Gülle…
> Rasta Vechta hat den Durchmarsch aus der dritten Liga in die BBL
> geschafft. Dort setzt man auf vertrautes Personal – und einen guten
> Namen.
Bild: Motivator an der Seitenlinie: Vechtas Trainer Pat Elzie, hier im Zweitlig…
VECHTA taz | Zum 13-Uhr-Training ist auch der Zoll gekommen. Dabei haben
die Besucher in den dunkelgrünen Overalls gar kein Interesse an den
Wurfübungen der Basketballer von Rasta Vechta. Sie sind hier, um die
Arbeitsgenehmigungen der Handwerker zu überprüfen. Ein Routinetermin.
Denn kurz vor dem ersten Bundesligaspiel in Vechtas Vereinsgeschichte ist
der Rasta Dome noch eine Baustelle. Es werden Stuhlreihen angeschweißt, im
VIP-Bereich wird der Boden gebohnert, ein Praktikant und ein FSJler tragen
die Papierbahnen der Werbebanden vom Spielfeld.
Der Hallenausbau auf über 3.000 Zuschauerplätze ist verpflichtend für den
Aufsteiger in die Basketball-Bundesliga (BBL). Sechs Meter wird die Halle
dafür breiter gemacht und ein neuer Oberrang eingezogen. Die neuen
Standkorbanlagen sind bereits installiert, die LCD-Displays für die
Spielstände gerade mit dem Schiff aus China angekommen. „So dick war der
Stapel mit den Auflagen“, sagt Manager Alexander Müller und deutet einen
halben Meter hohen Papierberg in der Luft an.
Dabei hatte man die Halle erst im Sommer 2012 gebaut, in bloß fünf Monaten.
Da war Vechta erstmals in die ProA, die zweithöchste deutsche Liga,
aufgestiegen. Die Mannschaft galt als Abstiegskandidat, verlor die ersten
drei Spiele – und schaffte danach den Durchmarsch in die BBL. Der
vorläufige Höhepunkt eines Wegs, der in den späten 70ern als AG des
Vechtaer Gymnasiums Antonianum begann.
## Fünf Spieler aus Liga drei
In die neue Spielzeit geht Vechta gleich mit sieben Spielern aus dem
Aufstiegskader, fünf waren sogar schon in Liga drei dabei. Ein
ungewöhnliches Wagnis im Hire-and-fire-Sport Basketball, das Trainer Pat
Elzie aber gern eingeht: „Der Großteil der Jungs hat sich das verdient“,
sagt er. Dabei setzt Elzie vor allem auf Spielmacher Richard Williams, 2013
in der ProA zum wertvollsten Spieler gewählt.
Hinzu kommen Neuzugänge wie der aus der kanadischen Profiliga gewechselte
130-Kilo-Center Isaac Butts. „Er bringt die Masse mit, die wir in der BBL
brauchen“, so Elzie. Butts soll unter den Brettern den 2,12-Meter-Mann Dirk
Mädrich unterstützen, der beide Aufstiege mitgemacht hat und als einer von
nur drei Rasta-Spielern BBL-Erfahrung hat. „Er ist unser Leitwolf, er hat
einen unglaublichen Wurf für seine Größe“, sagt Coach Patrick Elzie über
Mädrich.
Die Offensive, die in der ProA 91 Punkte pro Spiel machte, scheint
gerüstet. „Aber man muss in der Ersten Liga gut verteidigen, da gibt es ein
ganz anderes Niveau als in der ProA“, sagt Pat Elzie, „und wir müssen
unsere Fehler minimieren.“ 22 Ballverluste wie bei der Niederlage im
vorletzten Testspiel gegen Ligakonkurrent Bayreuth wird man sich im
Auftaktspiel am 3. Oktober in Trier bestimmt nicht leisten können.
## Teamgeist über alles
Elzie selbst ist unbestritten der Vater des Erfolgs: Seit 1984 arbeitet er,
von kurzen Stationen in Syrien und Zypern abgesehen, als Spieler und
Trainer in Deutschland, vor dreieinhalb Jahren kam er nach Vechta. Der
53-Jährige vereint eine natürliche Autorität mit Herzlichkeit. Man nimmt
ihm ab, wenn er immer und immer wieder das Mantra sämtlicher Außenseiter
der Sportwelt beschwört und den Teamgeist als große Stärke von Rasta Vechta
herausstellt: „Zusammen ist alles möglich. Bei uns können mehrere Spieler
Top-Scorer sein und den entscheidenden Wurf nehmen.“
Ein weiterer Trumpf des Vereins ist sein Name. Rasta ist kein Sponsor, es
geht tatsächlich um Reggaemusik: 1979 wollte die Basketball-AG vom
Antonianum einen Verein gründen, und als über den Namen beraten wurde, lief
„Rastaman Vibrations“ von Bob Marley.
Heute sichert der Teamname Medienaufmerksamkeit und Vermarktungspotenzial,
man wirbt mit „Rasta ist der geilste Club der Welt“, die Cheerleader nennen
sich die „Marleys“. Sogar in der größten Tageszeitung Jamaikas stand schon
ein Artikel. Deswegen hat sich Vechta in der Liga von Namensungetümen wie
den New Yorker Phantoms Braunschweig auch bewusst gegen ein
Namenssponsoring entschieden. „Weil wir das nicht wollen“, sagt Manager
Alexander Müller.
## Tiefschwarze Heimat
Der FC St. Pauli der BBL ist Vechta dennoch nicht, denn Rastas Heimat hat
mit Alternativkultur wenig zu tun. Vechta liegt zwischen Oldenburg und
Osnabrück und bildet mit dem Nachbarkreis Cloppenburg eine katholische
Insel in den Weiten der niedersächsischen Tiefebene. Hier erreichte die CDU
bei der Bundestagswahl über 60 Prozent, hier liegt die Geburtenrate
deutlich über und die Arbeitslosenquote deutlich unter dem
Bundesdurchschnitt. Die Region boomt. „Güllegürtel“ wird sie auch genannt.
Riesige Hühner- und Schweinemastbetriebe prägen das Bild.
Auch Stefan Niemeyer ist auf diese Weise wohlhabend geworden. Dem Mäzen und
langjährigen Vereinspräsidenten von Rasta gehört ein
Futtermittelunternehmen. Niemeyer ist ein bulliger, hemdsärmeliger Mann,
der sich nach der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz mit den Sponsoren – der
lokale Versicherer, die lokale Landessparkasse, seit neuestem ist auch der
lokale Energieversorger dabei – das Jackett so schnell wie möglich wieder
auszieht.
Vorher hatte er zufrieden erklärt, dass der Aufstieg nicht nur ein
positiver Ausrutscher war: „Wir haben das feste Ziel, Basketball auf diesem
Niveau in Vechta zu etablieren.“ Warum auch nicht? Rastas Vorbereitung
verlief mit sieben Siegen und zwei Niederlagen erfolgreich. Das Team wurde
früh zusammengestellt und ist entsprechend eingespielt. Und mit einem Etat
von rund 1,5 Millionen Euro liegt man zwar im unteren Ligadrittel, aber
auch nicht abgeschlagen am Ende der BBL.
Deswegen hat auch Coach Pat Elzie große Ziele: „Wir gehen in jedes Spiel,
um es zu gewinnen“, sagt er. „Wir wollen möglichst früh mit dem Abstieg
nichts zu tun haben. Die Spieler haben die Qualität. Aber es wird eine
knüppelharte Saison.“
3 Oct 2013
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
Basketball
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Michael Jordan
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