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# taz.de -- Wegen Verbreitung von Nazi-Ideologie: Neonazi-„Party“ verboten
> Innensenator Mäurer verbietet eine Party der Neonazi-Rocker "Brigade 8"
> für Samstag - am Tag der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes 2012.
Bild: "Brigade 8"-Anhänger waren bei den rechtsradikalen Demonstrationen in Ki…
Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) hat am Freitag eine Party der
neonazistischen „Brigade 8 Crew Bremen“ verboten. Für den heutigen Samstag
hatte die Gruppe eine „Open House Party“ in der Stadt oder im Umland ohne
Nennung eines Ortes beworben. Das Innenressort geht davon aus, dass auf der
Veranstaltung die „nationalsozialistische Ideologie“ verherrlicht werden
soll. Bei dem Party-Verbot soll es laut Mäurer nicht bleiben.
Die Gruppe sei „antisemitisch und in einer krassen Weise
menschenverachtend“, sagte Mäurer bei der Vorstellung des
Verfassungsschutzberichts 2012. Über das Material, dass ihm vom
Geheimdienst über die Brigade-8- Gruppe vorgelegt worden sei, zeigte er
sich entsetzt: „Da wird einem schlecht.“ Das meiste davon allerdings bleibt
unter Verschluss. Der Öffentlichkeit präsentierte er Screenshots von Fotos
aus sozialen Netzwerken, auf denen Brigade-8-Mitglieder in Kutten posieren.
Zu sehen sind Rocker, die den Hitlergruß zeigen und ihre Küchenschränke mit
Hakenkreuzen verzieren.
## Noch nicht im Verfassungsschutzbericht
Im aktuellen Verfassungsschutzbericht wird „Brigade 8“ indes noch nicht
erwähnt. Salafisten seien weiterhin gefährlich, bei der neonazistischen
Szene wird ein leichter Anstieg auf ca. 30 Personen verzeichnet. Nach wie
vor haben Bremer rechtsextreme Bands bundesweit Bedeutung. Insgesamt
unterliege die Neonazi-Szene einem „Strukturwandel“ – neue Aktionsformen
und Bewegungen entstünden, die das Internet als Plattform nutzen.
Etwa die „Identitäre Bewegung“, die in Bremen zu 80 Prozent aus bekannten
Rechtsextremen bestehe, so der Bremer Verfassungsschutzchef Joachim von
Wachter. Er sprach darüber hinaus von einer „Wechselwirkung“ zwischen
Hooligans und Rockern und Neonazis: „Es gibt eine Verbindung von
rechtsextremen zu gewaltaffinen Bewegungen“, so von Wachter.
## Verflechtungen zwischen Rockern und Nazis
Im vergangenen Jahr traten verstärkt Gruppen aus dem Kameradschafts-Milieu
und dem Hammerskins-Umfeld offen im Style und Habitus von Rockergruppen
auf. So wie „Brigade 8“, die mit Kutten und Patches wie eine Rocker-Gang in
verschiedene „Chapter“, Ortsgruppen, unterteilt ist. Nach taz-Recherchen
waren zuletzt mindestens drei Bremer, die sich mit „Brigade 8“
identifizieren, auf dem Naziaufmarsch in Kirchweyhe im Mai. Die
Brigade-8-Rocker fahren auch zu bundesweiten Szene-Events: Am 25. Mai
besuchten sie in Nienhagen in Sachsen-Anhalt ein Rechtsrockfestival.
Über 1200 Fans aus der rechtsextremen Szene waren zu dem Konzert mit sieben
Bands aus dem In- und Ausland angereist. Auch ein Auftritt der Bremer Band
„Endstufe“ war angekündigt. Seit 2007 kann die Neonazi-Szene das Gelände …
Ortsrand nutzen. Einer der Macher im Hintergrund: Oliver Malina von der
Kameradschaft „Honour & Pride“. Die Bremer Hooligan-Band Kategorie C trat
hier schon auf, eines ihrer Mitglieder lebt dort. „Brigade 8“ war hier in
Kutten mit Patches erschienen, auf denen „General“ oder „Krieger“ stand.
## Nazi-Zombie-Ästhetik
Abseits strafrechtlich relevanter Posen folgen sie mit Bildern von
Totenköpfen, Knochen, Maschinengewehren und Stahlhelmen einer
Nazi-Zombie-Ästhetik, wie sie auf etlichen CD-Covern neonazistischer
Rockbands verwendet wird. Der Verfassungsschutz sieht „Analogien“ zur
verbotenen „Blood & Honour“-Bewegung, in Bremen bestünden Verbindungen zu
Mitgliedern der rechtsextremen Band „Endlöser“ und „Strafmass“, von de…
Mitglied die Party in Bremen veranstalten wollte. „Strafmass“ sieht sich in
der Tradition der englischen Gruppe „Combat 18“, seit 2009 wurden zwei von
drei Tonträgern als „jugendgefährdend“ indiziert.
Im Mai postet ein vermeintliches Mitglied der „Brigade 8 Crew Bremen“ ein
Logo mit Panzer und Totenkopf bei Facebook. „Sieht gut aus“, kommentiert
ein Kamerad, „aber erlaubt dem Staat ab jetzt auch offiziell gegen dich zu
ermitteln.“ Er sollte recht behalten. Nach eigenen Angaben wusste das
Landesamt für Verfassungsschutz seit Januar 2013 von der Bremer Ortsgruppe.
Der offene Neonazismus dieser Gruppe ist für die Sicherheitsbehörden ein
kaum zu ignorierendes Angebot. Innensenator Mäurer sagte zu dem Fall: „Ohne
den Verfassungsschutz wären wir blind“, und erklärte, dass eine Abschaffung
des VS die Demokratie schwächen würde, wie es nach dem Behördenversagen
beim NSU gefordert wurde. Lehren daraus sollen aber auch in Bremen gezogen
werden. Mäurer will den Verfassungsschutz „noch transparenter machen, sowie
tatsächlichem oder vermeintlichem Missbrauch vorbeugen“. Über den Einsatz
von V-Leuten soll zukünftig eine parlamentarische Kommission entscheiden.
21 Jun 2013
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
Andreas Speit
## TAGS
Nazis
Bremen
Kirchweyhe
Rechtstextreme
Hitlergruß
Rechtsextremismus
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