# taz.de -- Rücktritt am Puschkin-Museum: Die Hüterin der Trophäen | |
> Nach 52 Jahren im Amt: Irina Antonowa tritt als Direktorin des Moskauer | |
> Puschkin-Museums zurück. Bekannt wurde sie als Verteidigerin russischer | |
> Beutekunst. | |
Bild: Sie war mutig, wenn es um Kunst ging, die in der Sowjetunion als dekadent… | |
Sie hat die Verschleppung von Kunstwerken aus Deutschland nach dem Krieg | |
durch die von Stalin beauftragte Rote Armee immer verteidigt. Denn Irina | |
Antonowa sah darin eine moralische Kompensation für die Gräueltaten der | |
Deutschen in ihrem Land. | |
Trotzdem hat sie die sogenannte Trophäenkunst Jahrzehnte lang versteckt. | |
Erst als die DDR kein Bruderstaat mehr war, ließ sie sich ein wenig in die | |
Bücher, besser in die Depots, schauen. Seit 1996 zeigt ihr Museum die | |
Dauerausstellung „Der Schatz des Priamos“ mit dem Fund, den Heinrich | |
Schliemann 1973 in Troja entdeckt hatte. | |
Seit 1961, also seit 52 Jahren, stand Irina Antonowa dem Puschkin Museum in | |
Moskau als Direktorin vor. Mit 91 Jahren übergibt sie jetzt dessen Leitung | |
an die Galeristin und Kunsthistorikerin Marina Loschak. Gerüchten zufolge | |
steht ihr Abgang mit dem Eklat beim Besuch der Bundeskanzlerin in | |
Petersburg im Juni in Zusammenhang. | |
Bei der Eröffnung der Schau „Bronzezeit – Europa ohne Grenzen“ in der | |
Eremitage sprach Angela Merkel das Thema Beutekunst an, denn rund 600 | |
Exponate, darunter der Schatz von Eberswalde, der größte vorgeschichtliche | |
Goldfund in Deutschland, sind Kriegstrophäen. Gastgeber Wladimir Putin | |
hatte zuvor versucht, ihr Grußwort zu verhindern. | |
## Berliner Kindheit um 1929 | |
Als Kind lebte Antonowa von 1929 bis 1933 in Berlin, wo ihr Vater Diplomat | |
an der sowjetischen Botschaft war. Während des Krieges arbeitete sie als | |
Krankenschwester. 1945 machte sie dann ihren Abschluss als | |
Kunsthistorikerin an der Moskauer Lomonossow-Universität. Als | |
Museumsdirektorin wurde sie 1981 mit der Ausstellung „Paris-Moskau“, die | |
die Tretjakow-Galerie nicht zu zeigen wagte, international bekannt. Schon | |
in den 1970er Jahren holte sie die in der Sowjetunion als dekadent | |
bezeichneten Impressionisten aus den Magazinen. | |
Ihr jüngster museumspolitischer Vorstoß allerdings, die Postimpressionisten | |
der kriegsbedingt zwischen Eremitage und Puschkin Museum aufgeteilten | |
Sammlungen Morosow und Schtuschukin wieder in Moskau zusammenzuführen, | |
blieb erfolglos. Nun wird sie Ehrenpräsidentin ihres Hauses, ein Posten, | |
der eigens für sie geschaffen wurde. | |
5 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Brigitte Werneburg | |
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