# taz.de -- Skandal im Würzburger Seminar: Priester im braunen Sumpf | |
> Hitlergruß und Judenwitze. Wegen rassistischer und antisemitischer | |
> Umtriebe müssen angehende katholische Geistliche ihr Seminar verlassen. | |
Bild: Was hätte der Schmerzensmann zu den braunen Hirten gesagt? | |
MÜNCHEN taz | „Seminar unter der Lehre des Guten Hirten“ steht in goldenen | |
Lettern auf Latein über dem Eingangstor zum [1][Würzburger | |
Priesterseminar]. Doch was in den vergangenen Wochen aus dem ehrwürdigen | |
Gebäude in der Altstadt an die Öffentlichkeit drang, hatte mit guter Lehre | |
wenig zu tun. Einige Studenten des Priesterseminars sollen sich bei Treffen | |
Judenwitze erzählt, Hitlers Geburtstag gefeiert und rechtsradikale Musik | |
gespielt haben. | |
Die Ergebnisse einer externen Untersuchungskommission belegen nun: Die | |
Vorwürfe waren größtenteils gerechtfertigt. Ein angehender katholischer | |
Priester habe mindestens drei Witze über Konzentrationslager erzählt, sagte | |
der Kommissionsvorsitzende Norbert Baumann am Mittwoch im Exerzitienhaus | |
Himmelspforten. | |
Dieser Seminarist werde nun mit sofortiger Wirkung entlassen. Er und ein | |
weiterer Seminarist hätten im Seminar-Bierkeller außerdem Hitler „imitiert�… | |
und „parodiert“ sowie den Hitlergruß gezeigt. Einer habe beim Mittagstisch | |
nach einem „Neger zum Abräumen“ gerufen. | |
Auch dass ein Seminarist ein Konzert der umstrittenen Band Frei.Wild | |
besucht hat, gilt als bewiesen. Der Band werden rechtslastige Tendenzen | |
vorgeworfen, wovon sie sich aber distanziert. Weil er „zu einer kritischen | |
Auseinandersetzung“ mit den Texten der Band „bis heute nicht bereit“ sei, | |
müsse der betroffene Seminarist gehen, sagte Bischof Hofmann. | |
Ein weiterer Priesterschüler sagte zudem zu einem anderen, den Teilnehmern | |
der Anti-rechts-Demonstration „Würzburg ist bunt – nicht braun“ am 1. Mai | |
gehöre „eine reingehauen“. Mit diesem Seminaristen werde in den kommenden | |
Wochen noch intensiv zu reden sein, sagte Bambergs Erzbischof Ludwig | |
Schick. Sollte sich der Seminarist nicht einsichtig zeigen, könne auch er | |
noch aus dem Seminar entlassen werden. [2][Jede Form von Rassismus, | |
Antisemitismus und Extremismus sei mit dem Christentum unvereinbar]. | |
## Hitlers Lieblingsmarsch | |
Im Bierkeller des Seminars sei auch wiederholt der „Badenweiler Marsch“ | |
abgespielt worden – im Wissen, dass es sich dabei um Hitlers | |
Lieblingsmarsch handle. Eine Feier von Hitlers Geburtstag am 20. April war | |
nicht nachweisbar. Am Priesterseminar lernen derzeit 18 angehende Priester. | |
Sie werden für die Bistümer Würzburg und Bamberg ausgebildet. | |
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann hatte die externe Kommission Ende | |
Mai eingesetzt, nachdem der Regens des Seminars Anfang Mai von den | |
rassistischen und antisemitischen Vorwürfen erfahren hatte. In den | |
vergangenen Wochen haben die Mitglieder der Kommission die gegen die | |
angehenden Priester erhobenen Vorwürfe geprüft. | |
Die Kommission hat Dutzende Personen aus dem Priesterseminar sowie aus dem | |
Umfeld der betroffenen Seminaristen angehört. Der Bericht der Kommission | |
wurde nun an die Staatsanwaltschaft Würzburg zur Überprüfung übergeben. Der | |
Kommissionsvorsitzende Baumann betonte, dass es im Würzburger | |
Priesterseminar „kein braunes Netzwerk und keinen braunen Sumpf“ gebe. Es | |
handle sich um Fehlverhalten und Fehleinschätzungen einzelner | |
Priesterschüler. | |
31 Jul 2013 | |
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[1] http://priesterseminar-wuerzburg.de/ | |
[2] http://www.priesterseminar-wuerzburg.de/index.html/das-priesterseminar-wuer… | |
## AUTOREN | |
Marlene Halser | |
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