# taz.de -- Fussball: Ein Ruf in Hooligan-Kreisen | |
> Am Sonntag spielt BFC Dynamo im DFB-Pokal gegen Stuttgart. Beim letzten | |
> Pokal-Auftritt des Vereins vor zwei Jahren kam es zu Ausschreitungen. | |
Bild: Immer für einen Krawall gut: Polizisten stehen Fans des BFC Dynamo nach … | |
Am Sonntag trifft der BFC Dynamo in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals | |
auf den VfB Stuttgart. Eine Partie, bei der das fünftklassige Team aus | |
Berlin im Vergleich zu dem Bundesligisten natürlich als krasser Außenseiter | |
antritt. Das weiß auch Sprecher Martin Richter: Um überhaupt eine Chance zu | |
haben, müsste beim Berliner Pokalsieger und Rekordmeister der DDR-Oberliga | |
„schon alles stimmen an dem Tag.“ Ausgeschlossen werden kann eine Sensation | |
allerdings auch nicht – in der vergangenen Saison gelang sie etwa dem Team | |
des Berliner AK gegen den Bundesligisten Hoffenheim. | |
Außerdem ist der BFC Dynamo, der in dieser Saison ganz klar den Aufstieg in | |
die Regionalliga zum Saisonziel erklärt hat, sehr gut in die Vorbereitung | |
gestartet und hat unter anderem den Regionalligisten 1. FC Magdeburg im | |
heimischen Sportforum Hohenschönhausen mit 2:0 besiegt. | |
Das DFB-Pokalspiel allerdings wird nicht daheim in Hohenschönhausen | |
stattfinden, sondern im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg. | |
Ältere BFC-Fans haben das Stadion sicher noch als Ort unvergesslicher | |
Europapokalspiele zu DDR-Zeiten in bester Erinnerung. Es sind jedoch nicht | |
nostalgische Gründe, die den Verein zu dem Umzug bewegen. Das heimische | |
Sportforum entspricht schlicht nicht den Auflagen des DFB und ist, was die | |
Sicherheit betrifft, auch nicht für ein solches Spiel geeignet. | |
Nur zu gut erinnert man sich beim BFC noch an den letzten Auftritt des | |
Vereins im DFB-Pokal, als es im Juli 2011 bei der Erstrundenniederlage | |
gegen den 1. FC Kaiserslautern zu Ausschreitungen und Verletzten gekommen | |
war. Dass die Fans von Kaiserslautern und Stuttgart in einer | |
Fanfreundschaft verbunden sind, macht die Sache nun nicht einfacher. | |
BFC-Sprecher Martin Richter gibt sich dennoch zuversichtlich: „Wir haben | |
unsere Hausaufgaben gemacht und sind gut vorbereitet.“ | |
Mit dem Alltag in der Oberliga lässt sich die Situation allerdings nur | |
schwerlich vergleichen. Zu den Ligaspielen des BFC kommen manchmal nicht | |
eimal 300 Menschen – beim Spiel gegen Stuttgart werden es mehrere tausend | |
sein. Da der Verein einen gewissen Ruf in Hooligan-Kreisen hat, ist zudem | |
nicht auszuschließen, dass auch an Gewalt interessierte Auswärtige | |
anreisen. Der Verein versucht, dem bei der Ticketvergabe entgegenzuwirken. | |
Doch auch die vereinseigene Klientel ist zum Teil mit Vorsicht zu genießen. | |
Zwar ist der Verein nicht wirklich der Hort von Nazis und Hooligans, als | |
der er oft dargestellt wird – das heißt aber nicht, dass es die dort nicht | |
gäbe. T-Shirts mit rechtsextremen Sprüchen sind auf den Rängen des | |
Sportforums jedenfalls durchaus kein ungewöhnlicher Anblick. Über den | |
ehemaligen BFC-Funktionär und Rockerpräsidenten André Sommer und dessen | |
Kneipe Germanenhof in Hohenschönhausen sollen zudem Kontakte zwischen | |
Teilen der Hooliganszene des Vereins und den Hells Angels bestehen. | |
Wirtschaftlich gesehen stand der Verein lange am Abgrund. 2001 musste er | |
sogar Insolvenz anmelden. Zu groß war der Unterschied zwischen Anspruch und | |
Wirklichkeit beim ehemaligen Vorzeigeclub der DDR. Mittlerweile scheint der | |
Verein jedoch auf einer durchaus soliden Grundlage zu stehen – vor allem | |
auf einer, die von Menschen geschaffen wurde, die dem Verein nahestehen. | |
Eine zentrale Rolle dabei spielte Peter Meyer, der früher selbst den | |
Hooligans des BFC zugerechnet wurde. Seine Firma Infinity wurde | |
Hauptsponsor des Vereins, und Meyer selbst Vorsitzender des | |
Wirtschaftsrats. | |
Es ist wohl so, dass das System BFC funktioniert. Mit neuem Logo, neu | |
aufgebauter Mannschaft und einer nach wie vor großen Fanbasis kann der | |
Verein die Regionalliga und einen Platz unter den ersten drei Berliner | |
Fußballclubs anpeilen. Früher oder später jedoch wird sich auch der BFC mit | |
den noch immer vorhandenen Nazis in der eigenen Kurve auseinandersetzen | |
müssen – zumindest, wenn er endgültig das Image als unverbesserlicher | |
Schlägerverein mit Rechtsdrall loswerden will, das ihm schließlich nicht | |
ganz zu Unrecht anhaftet. Erneute Ausschreitungen vor laufenden Kameras und | |
zur besten Sendezeit, wie manche sie für das Spiel am Sonntag gegen | |
Stuttgart befürchten, wären da wenig hilfreich. | |
1 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Jan Tölva | |
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