# taz.de -- Die Wahrheit: Beute vor Ebay | |
> Auf dem Nord@tlantik kommt es zur großen Seeschlacht um das schwer | |
> beladene Handels- und Sklavenschiff „Amazon“. | |
Bild: Schwer beladen überquert das riesig große Handels- und Sklavenschiff �… | |
Die See war nebelverhangen, als das schwer beladene Handels- und | |
Sklavenschiff „Amazon“ den Nord@tlantik überquerte. Sein schottischer | |
Kapitän Lord Macintosh schlummerte gerade in seiner Kajüte, als wie aus dem | |
Nichts ein Schuss ertönte und eine Kugel das Schiff mit voller Wucht traf. | |
Erschrocken fuhr der Kapitän aus seinem Ruhezustand hoch und rannte an | |
Deck. Vor seinen weit aufgerissenen Augen tauchten die Umrisse eines | |
schwarzen Schiffes auf. Es war ein Piratenschiff der „Arrr!“-Klasse. | |
„Die ’NSA Blackberry‘“, stöhnte Captain Macintosh entsetzt. Er wusste,… | |
die „NSA Blackberry“ bei Piraten-Chip.de als Testsieger hervorgegangen war. | |
Sie war das Schiff aller Schiffe. Und sie gehörte niemand Geringerem als … | |
Captain Jack Sparrow. | |
„Dieser Depp, dem werd ich eins twittern!“, zischte Macintosh aufbrowsend | |
und wandte sich seinen Männern zu. | |
„An die Canon …“, war das Letzte, was er sagen konnte. Im selben Moment | |
ertönte ein Xing, und sein Profil wurde gnadenlos durchbohrt. Macintosh war | |
sofort tot. Er konnte nicht ahnen, dass Sparrow lange zuvor Enter gedrückt | |
und seine Männer heimlich an Bord der „Amazon“ geschickt hatte. | |
„Mega, dieses Schiff gehört jetzt uns“, sagte kurz darauf ein dicker Pirat | |
namens Tim Dotcom zufrieden. „Lan, Alter“, sagte eine andere Stimme. „Das | |
Schiff gehört nicht uns, es gehört Sparrow!“ Es war die Stimme von | |
Enter-Harkan, dem Server-Migranten. Kurz darauf betrat Captain Sparrow | |
selbst das geenterte Schiff, das soeben seinen Benutzer gewechselt hatte. | |
„Arrr, toll habt ihr das gemacht“, sagte Sparrow zufrieden und hob den | |
lackierten „Gefällt mir“-Daumen. | |
„Ey Chef, was machen wir jetzt?“, wollte Enter-Harkan wissen. Sparrow sah | |
ihn an und grinste kursiv. | |
„Wir fahren nach Ebay und versteigern dort die Beute. Von dem Geld gönnen | |
wir uns ein paar Sextanten und ’ne Bottle voll RAM“, sagte er. Acht | |
Millisekunden später klickte die Mannschaft zufrieden, nur Enter-Harkan | |
zögerte. | |
„Aber Chef, was geht ab, Mann? Wenn uns die Royal Navigationsleiste | |
erwischt, dann sind wir geliefert. Die starten bestimmt umgehend eine | |
krasse Onlinesuche.“ Sparrow legte seinen Arm um die Schulter des | |
aufmüpfigen Matrosen. | |
„Enter-Harkan, sieh dich mal um: Wir sind echte Datei-Typen, denen kommt | |
man nicht so schnell auf die Schliche. Oder siehst du das etwa anders?“ | |
Sparrow überlegte kurz, ob er seinen widerspenstigen Matrosen unter | |
Quarantäne stellen sollte. Doch Enter-Harkan nahm ihm die Entscheidung ab. | |
„Okay Chef, du bist voll true. Isch vertrau dir.“ | |
Sparrow nickte zufrieden und befahl seinen Männern, alle wertvollen Ordner | |
auf die „NSA Blackberry“ zu verschieben. Als das erledigt war, wandte er | |
sich seinem Steuermann zu: „TomTom, neuen Kurs setzen: Hart Motherboard!“ | |
Und so nahm die „NSA Blackberry“ Kurs auf Ebay. Alles lief zunächst | |
reibungslos. Die eifrigen Piraten hatten fast 98 Prozent ihrer Reise | |
abgeschlossen, als etwas Unvorhergesehenes geschah. Das Schiff geriet | |
plötzlich in einen Shitstorm und wurde dadurch in die Arme eines hungrigen | |
Datenkraken getrieben. Hastig schickte der Captain seine besten Männer an | |
die Kanonen. Sie hießen Wall, Wire und Abend. | |
„Fire, Wall! Fire, Wire! Fire, Abend!“, brüllte Sparrow mit dem Mute der | |
Verzweiflung. Doch es half nichts, der Datenkrake war übermächtig und zog | |
das Schiff langsam, aber sicher in die Tiefe. An diesem Tag konnte niemand | |
escapen. Niemand? Das stimmt nicht ganz, denn Captain Jack Sparrow hatte | |
wie so oft ein Second Life. Während die „NSA Blackberry“ in den Untiefen | |
des WorldWideWeb versank, hüpfte Sparrow im letzten Moment über die Reling | |
und klammerte sich an einer über Bord gegangenen Dropbox fest. | |
Bis heute erzählt man sich in den Spelunken-Chats dieser Welt, Sparrow habe | |
tagelang auf der Box ausgeharrt, um im richtigen Moment mit bloßen Händen | |
erst einen Google-Fisch und dann einen Tintenstrahl-Fisch zu fangen. Diese, | |
so sagt man, hätten ihn versandkostenfrei an Land gezogen. | |
Der eine oder andere mag das alles für Seemannsgarn halten und vermuten, | |
dass dahinter nichts als virales Marketing steckt. Dabei ist es, beim Barte | |
des Klabautermanns, eine abgrundtief wahre Geschichte! | |
4 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Sven Stickling | |
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