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# taz.de -- Jagd auf Buckelwale: Island vor dem Walkampf
> Island will nach 60 Jahren wieder Buckelwale jagen und begründet das mit
> „wissenschaftlichem Walfang“. Die Whale-Watching-Firmen protestieren.
Bild: Die Stars der Touristen – Buckelwale sollen in Island bald wieder gejag…
STOCKHOLM taz | „Das gibt Zoff“, verspricht Stefán Gušmundsson, Chef des
Whale-Watching-Unternehmens Gentle Giants im isländischen Húsavík: „Wir
werden diese Wale mit Zähnen und Klauen verteidigen.“
Buckelwale sind regelmäßig die Stars bei den beliebten
Walbeobachtungs-fahrten für TouristInnen vor der Nordküste Islands. Sie
machen gern akrobatische Sprünge, und beim Abtauchen heben sie die
Schwanzflosse vollständig sichtbar aus dem Wasser. Doch erstmals seit 1954
wollen isländische Walfänger sie nun wieder jagen. Obwohl sie geschützt
sind und seit 1966 ein weltweites Fangverbot besteht.
Das Schlupfloch des Walfangunternehmens Hrefnuveišimenn:
„wissenschaftlicher Walfang“. Über den kann jedes Land eigenständig
entscheiden, und das isländische staatliche Meeresforschungsinstitut Hafro
signalisierte bereits grünes Licht für einen entsprechenden Antrag.
Erforderlich wäre nur noch ein politischer Beschluss. Wobei die Parteien
der jetzigen konservativ-liberalen Regierung traditionell enge Kontakte zur
Fischerei- und Walfangbranche pflegen. Das haben sie erst kürzlich wieder
demonstriert, als sie eine von der rot-grünen Vorgängerregierung
eingeführte Walfangverbotszone deutlich verkleinerten.
„Wir brauchen nun großen internationalen Druck, damit es diese Jagd nicht
gibt“, sagt Gušmundsson. Die jetzt diskutierte „wissenschaftliche“ Jagd …
jährlich zehn Buckelwalen sei nur als Vorstufe für einen umfänglichen
Walfang gedacht.
Was Hrefnuveišimenn-Chef Gunnar Bergmann gegenüber der Tageszeitung
Fréttablašiš auch gar nicht verhehlt: Man wolle Informationen über den
Buckelwalbestand und deren Einfluss auf die Fischressourcen vor der Küste
sammeln, um eine Basis für eine Bejagung erhalten zu können.
## Walfänger kämpfen mit Absatzproblemen
Die Absicht sei durchsichtig, meint Sigursteinn Másson, isländischer
Repräsentant des International Fund for Animal Welfare: Man werde
argumentieren, dass die Wale die Fänge der Fischer bedrohten, eine
Bestandsverminderung bei den Meeressäugern unumgänglich sei und hierfür
einen staatlich subventionierten Walfang fordern. Was eigentlich nur zeige,
„wie verdammt schlecht es dieser Branche mittlerweile geht“. Denn aus sich
selbst heraus sei der isländische Walfang schon lange nicht mehr
profitabel.
Tatsächlich kämpfen die Walfänger mit Absatzproblemen. Die Zwergwale, die
vor der Küste gejagt werden, versucht man vor allem auf dem Inlandmarkt
abzusetzen. Doch laut Árni Finnsson von der Naturschutzorganisation
Náttúruverndarsamtök Íslands lief der Verkauf in diesem Sommer besonders
schlecht, und das Fleisch stapelt sich in den Kühlhäusern. Das
Finnwalfleisch, für den es keinen einheimischen Markt gibt, wird nach Japan
exportiert – und wurde dort in der Vergangenheit teilweise zu Hundefutter
verarbeitet.
Doch nun gibt es Logistikprobleme. Nach einer kürzlichen Protestaktion von
Greenpeace im Hamburger Hafen weigern sich mittlerweile mehrere Reedereien,
Fluggesellschaften und Häfen, dieses Fleisch noch zu transportieren. Dieser
Tage gingen sechs Container Finnwalfleisch des Walfangunternehmens Hvalur
an den Absender zurück.
8 Aug 2013
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Naturschutz
Island
Greenpeace
Sea Shepherd
Walfang
Verbraucher
Schwerpunkt Artenschutz
Walfang
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