# taz.de -- Murdoch macht Wahlkampf in Australien: Fertigmachen um jeden Preis | |
> US-Medienmogul Murdoch will einen Regierungswechsel, um sein | |
> Kabel-TV-Monopol zu schützen. Deshalb hetzt er gegen Premierminister | |
> Rudd. | |
Bild: So viele Babys kann Kevin Rudd gar nicht halten, dass er gegen Murdochs M… | |
CANBERRA taz | Der Artikel im Daily Telegraph dürfte als Perle in die | |
Geschichte des australischen Journalismus eingehen: Mitte dieser Woche | |
beschrieb eine Reporterin des Boulevardblatts, wie sie versucht hatte, | |
Oppositionsführer Tony Abbott beim morgendlichen Jogging zu folgen. | |
Es sei ein aussichtsloses Unterfangen gewesen, meint die Journalistin | |
überschwänglich, diesem durchtrainierten Mann nachzurennen, „der dauernd in | |
Bewegung ist“. Kurz nach einem 7-Kilometer-Lauf habe ihr Held bereits | |
wieder vor den Fernsehkameras gestanden, „gefasst und erfrischt“. | |
Solche Lobeshymnen auf den konservativen Herausforderer des | |
sozialdemokratischen Premiers Kevin Rudd sind dieser Tage in Rupert Murdoch | |
australischen Blättern die Norm. Ein Kommentar verglich die | |
Berichterstattung in den von Murdochs News Corporation kontrollierten | |
Zeitungen mit „Propaganda im Stil, wie man sie sonst nur noch von Nordkorea | |
kennt“. 70 Prozent von Australiens Printmedien gehören Murdochs Konzern. | |
Der Mogul nutzt jede seiner Zeitungen, um Abbott zur Macht zu verhelfen. | |
Der Verlierer ist Kevin Rudd. Der hatte im Juni das Amt des Regierungschefs | |
von der unbeliebten Julia Gillard übernommen. Labor hoffte, der 2010 selbst | |
von Gillard gestürzte Rudd könne die Partei erneut zum Sieg führen. Kaum | |
war Rudd im Amt, überholte Labor die Konservativen in den Umfragen. Doch | |
gegen Murdochs Dauerfeuer negativer Nachrichten hat Rudd keine Chance. | |
Inzwischen ist Abbott wieder Favorit. | |
In Blättern wie dem Daily Telegraph und The Australian, der einzigen | |
landesweit vertriebenen politischen Tageszeitung, reihen sich Artikel, in | |
dem die regierende Labor-Partei kritisiert wird. Rudd als Schuldenmacher, | |
als schlechter Wirtschaftsmanager, als Asylantenschlepper. Letzte Woche | |
zierte der Premierminister den Titelseite des Telegraph gar in einer | |
Naziuniform. | |
## „Schmeißt dieses Gesindel raus“ | |
Als Rudd vor zwei Wochen den 7. September als Wahltermin bekannt gab, | |
begrüßte ihn am nächsten Morgen auf dem Titel des Telegraph die Schlagzeile | |
„Schmeißt dieses Gesindel raus“. Rudd reagierte erzürnt. Ob die Kampagne | |
gegen die Regierung wohl damit zu tun habe, dass das von der | |
Labor-Regierung geplante schnelle Breitbandinternet eine „kommerzielle | |
Bedrohung für Murdochs Kabelanbieter Foxtel sein könnte?“, fragte er. | |
Experten stimmen Rudd zu. Das Milliarden Dollar teure Projekt, das alle | |
Bürger an schnelles Internet anschließen will, könnte Murdochs Monopol im | |
Kabelfernsehgeschäft infrage stellen. Der gebürtige Australier Mudoch, der | |
aus geschäftlichen Gründen US-Bürger geworden war, macht keinen Hehl | |
daraus, dass er Tony Abbott als Premierminister installiert haben will. | |
Dessen konservative Koalition will im Fall eines Wahlsiegs im September ein | |
deutlich langsameres Breitbandnetz bauen. | |
News Corporation ist zwar eine Aktiengesellschaft. Der 82-jährige | |
Mehrheitseigner Murdoch kontrolliert und steuert die Firma aber wie ein | |
„Patron“ alter Schule. Im Juli schickte er Col Allan nach Australien, um | |
den Kampf gegen Rudd aufzunehmen. Der bisherige Chef von Murdochs US-Blatt | |
New York Post gilt als rücksichtsloser Vollstrecker von dessen Wünschen. | |
Der bisherige Chef des australischen Arm der News Corporation, Kim | |
Williams, wurde gefeuert. Quellen innerhalb des Konzerns berichteten, die | |
Chefredakteure der wichtigsten Zeitungen wurden direkt angewiesen, „Rudd | |
fertigzumachen“. Die Sorge um seine Vormachtstellung im Kabelfernsehmarkt | |
ist aber nicht der einzige Grund für Murdochs Engagement. Seit Jahren | |
kämpfen seine australischen Medien im Chor mit den mächtigen | |
Rohstoffunternehmen gegen Klimaschutzgesetze, die Labor eingeführt hatte. | |
Abbott, der Klimawissenschaften mal als „Mist“ bezeichnet hatte, will die | |
Klimaschutzgesetze im Fall eines Wahlsiegs wieder abschaffen. Skeptiker des | |
Klimawandels haben in Zeitungen wie dem Daily Telegraph oder dem Australian | |
freien Lauf. Ausgewogenheit in der Berichterstattung ist für | |
Murdoch-Journalisten seit Langem ein Fremdwort. Nachdem 2010 ein | |
Abgeordneter der Grünen ins Unterhaus gewählt wurde, forderte der | |
Chefredakteur des Australian, die Umweltpartei müsse „zerstört werden“. | |
15 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Urs Wälterlin | |
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