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# taz.de -- Privat-Uni in der Krise: Ein Ende mit Ansage
> Die Jacobs University bekommt eine Schuldenbremse verordnet, dafür aber
> nochmal 15 Millionen Euro. 2018 soll – wirklich! – Schluss sein mit
> öffentlichem Geld.
Bild: Die Galgenfrist für die Jacobs University hat begonnen.
BREMEN taz | Die Jacobs University Bremen (JUB) wird nochmal für fünf Jahre
mit öffentlichem Geld gerettet. Der Senat hat gestern beschlossen, die
formell private Hochschule mit weiteren 15 Millionen Euro zu fördern. Im
Gegenzug soll die JUB ab 2018 einen „dauerhaft ausgeglichenen Haushalt“
vorlegen, sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) – also ohne staatliche
Zuschüsse auskommen. „Bremen kann es sich nicht leisten, dauerhaft eine
zweite Uni zu finanzieren“, so Böhrnsen. Ab 2018 müsse die JUB „auf eigen…
Beinen stehen“.
Ob ihr das gelingen kann, ist sehr ungewiss, auch wenn die rot-grüne
Regierung sich betont zuversichtlich gibt. Zwar bekommt die JUB bis 2017
weitere 78 Millionen Euro von der Jacobs Foundation, also den Rest der
einstmals zugesagten Spende von 200 Millionen Euro. Auch für die Zeit
danach hat die Schweizer Stiftung nun weiteres Geld versprochen – aber
deutlich weniger: Ab 2018 will sie zehn Jahre lang umgerechnet etwa acht
Millionen Euro im Jahr investieren.
Doch allein für ihr Personal gab die JUB laut Bilanz im Jahr 2010 über 25
Millionen Euro aus. Hinzu kommt ein „strukturelles Defizit“ der JUB, das
laut Böhrnsen momentan 20 Millionen Euro beträgt. Und dann ist da noch ein
zehn Jahre alter Kredit von 50 Millionen Euro, für den Bremen bürgt und von
dem bislang kein einziger Cent getilgt ist. „Wir haben deshalb ein
Interesse, dass die Uni zahlungsfähig bleibt“, sagt die grüne
Finanzsenatorin Karoline Linnert. Wegen der niedrigeren Zinsen hofft sie
darauf, dass die JUB in den kommenden zehn Jahren etwa zehn Millionen Euro
tilgt. Außerdem hat die Hochschule nach eigenen Angaben 1.350 Studierende
und fast 400 WissenschaftlerInnen, von denen viele NeubürgerInnen sind. Und
von denen wiederum bringt ein jeder dem Land jährlich 3.000 Euro aus dem
Länderfinanzausgleich ein. Für solche Einnahmen zahlte Bremen eine
Anschubfinanzierung von 230 Millionen Mark und später nochmals 23 Millionen
Euro.
Bremen, die JUB und die Jacobs Foundation schließen nun einen [1][Vertrag],
in dem sich die Hochschule zu allerlei Sparmaßnahmen verpflichtet. So soll
die Menge vor allem der gebührenzahlenden Studierenden ausgeweitet, jene
der ProfessorInnen aber verkleinert werden. „Potenzielle
Zahlungsverweigerer“ unter den StudentInnen sollen dabei „frühzeitig
selektiert“ werden. Miet- und Pachteinnahmen der JUB sollen ebenso steigen
wie der Eigenanteil der Studierenden für Kost und Logis von derzeit 500
Euro. Und nicht nur Bachelor-Studiengänge sollen Gebühren kosten – derzeit
sind das 20.000 Euro im Jahr – auch Masterstudiengänge sollen Einnahmen
bringen. Die JUB müsse sich „von einer ganzen Reihe von Standards
verabschieden“, die bei staatlichen Hochschulen bislang „für Neid sorgen�…
sagt Linnert. Zugleich betonten SPD wie Grüne, die neuerliche Förderung der
JUB gehe „nicht zu Lasten der staatlichen Hochschulen“ – sie kommt deshalb
auch aus dem Wirtschafts-, nicht dem Wissenschaftsetat.
Doch die Uni Bremen muss in den kommenden zwei Jahren 130 Stellen abbauen,
und ein neues Lehrgebäude braucht sie auch dringend. Der Asta der Uni
findet die Zusage an die JUB denn auch „schlicht unverschämt“. Die private
Uni werde „erneut künstlich am Leben gehalten“, während die staatliche um
eine „solide Grundfinanzierung“ kämpfen müsse, kritisiert er. Ähnliche
Kritik kommt von der Linkspartei. Rot-Grün kalkuliere an den staatlichen
Hochschulen mit Stellen- und Studienplatzabbau und leiste sich zugleich die
„größte und teuerste Privatuni der Republik“. Dieser „Luxus“ sei auch
regionalwirtschaftlich „durch nichts zu rechtfertigen“.
Böhrnsen sagt zwar, das rein private Finanzkonzept der JUB sei „nicht
aufgegangen“. Den neuerlichen Zuschuss findet er dennoch „verantwortbar“,
zumal er ohne zusätzliche Kreditaufnahme zu finanzieren sei. Und für den
Fall, dass die Sanierung der JUB absehbar scheitert, haben sowohl das Land
als auch die Jacobs Foundation ein außerordentliches Kündigungsrecht.
20 Aug 2013
## LINKS
[1] http://www.senatspressestelle.bremen.de/sixcms/media.php/13/130820_JUB_vert…
## AUTOREN
Jan Zier
## TAGS
Bremen
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