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# taz.de -- Krise in Ägypten: Mehr Militär, weniger Demonstranten
> Bei Zusammenstößen in Ägypten ist am Freitag ein Mensch getötet worden.
> Dennoch blieb es, trotz der Freilassung Husni Mubaraks am Donnerstag,
> relativ ruhig.
Bild: Der Tahrir-Platz in Kairos Innenstadt am Freitag.
KAIRO dpa | Bei Demonstrationen nach dem Freitagsgebet ist es in Ägypten zu
gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern der entmachteten
Islamisten-Regierung gekommen. In der nördlichen Provinzstadt Tanta wurde
ein Demonstrant getötet. 25 weitere Menschen wurden verletzt, als wütende
Anwohner einen Demonstrationszug der Muslimbruderschaft attackierten.
Unter dem Motto „Freitag der Märtyrer“ waren landesweit Tausende Anhänger
der vom Militär entmachteten Islamisten auf die Straße gegangen. In einigen
Städten trieb die Polizei protestierende Muslimbrüder mit Tränengas und
Warnschüssen auseinander.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen attackierten auch Anwohner im Kairoer
Stadtteil Schubra mit Steinen und Stöcken einen Protestmarsch, der von der
Muslimbruderschaft organisiert worden war. Den zentralen Tahrir-Platz in
der Innenstadt riegelte das Militär am Freitag ab. In der südlichen Provinz
Assiut forderten einige Imame die Gläubigen auf, die Übergangsregierung zu
unterstützen; andere warfen Armee und Polizei vor, sie hätten „gegen die
Legitimität geputscht“.
An den Protesten der Islamisten beteiligten sich deutlich weniger Menschen
als in den letzten Wochen. Die ägyptische Tageszeitung Al-Ahram berichtete,
die Proteste vom Freitag seien die kleinsten gewesen, seit das Militär
Mohammed am 3. Juli nach Massenprotesten entmachtete.
## Nur einige Dutzend Anti-Mubarak-Demonstranten
Vor dem Justizpalast in Kairo hielten junge Angehörige von
Revolutionsgruppen Plakate mit der Aufschrift „Nieder mit Husni Mubarak“
hoch. Sie protestierten damit gegen die Entlassung des früheren Präsidenten
aus dem Gefängnis. Mubarak war am Vortag aus der Haft entlassen und in ein
Militärkrankenhaus gebracht worden. Dort steht er jetzt unter Arrest. An
dem Protest beteiligten sich nur einige Dutzend Menschen.
Eine ursprünglich geplante größere Kundgebung der Jugendbewegung 6. April
war mit der Begründung abgesagt worden, man wolle nicht gleichzeitig mit
den Anhängern Mursis demonstrieren.
Der ehemalige Langzeitherrscher Mubarak muss sich vor Gericht wegen der
Tötung von mehr als 800 Demonstranten Anfang 2011 verantworten. Der Prozess
wird an diesem Sonntag fortgesetzt. Am gleichen Tag beginnt außerdem der
Prozess gegen das Oberhaupt der Muslimbrüder, Mohammed Badie, dem unter
anderem Aufstachelung zur Gewalt vorgeworfen wird.
## Mubarak erhält Glückwunsche von seinen Söhnen
Die Kairoer Tageszeitung Al-Masry Al-Youm berichtete am Freitag, Mubaraks
noch inhaftierte Söhne Alaa und Gamal hätten dem Vater zu seiner
Haftentlassung gratuliert. Mubarak habe daraufhin gesagt, seine Freude
werde erst nach einem Freispruch komplett sein. Der Ex-Präsident habe
gesundheitlich einen guten Eindruck gemacht und sich ohne Rollstuhl
fortbewegt. Eine Gruppe von Anhängern schickte am Freitag 35 Blumensträuße
in sein Krankenzimmer.
Die neue ägyptische Führung steckt trotz internationaler Kritik immer mehr
Mitglieder der Muslimbruderschaft ins Gefängnis. In der Nacht wurden in der
Oase Fajjum südlich von Kairo vier örtliche Führungskader der
Islamistenorganisation festgenommen, wie die Website Al-Shorouk berichtete.
In der südlichen Stadt Luxor versucht derweil ein Bündnis verschiedener
Parteien zwischen der Staatsmacht und den Muslimbrüdern zu vermitteln. Nach
Angaben des Volkskomitees zur Unterstützung nationaler Anliegen sollen
einige Muslimbrüder zugesichert haben, sich aus der Politik zurückzuziehen.
Im Gegenzug werde man versuchen, die Sicherheitskräfte dazu zu bringen, die
Islamisten in Ruhe zu lassen.
23 Aug 2013
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