| # taz.de -- taz.nord-Umfrage: „Was halten Sie vom Klagerecht für Tierschütz… | |
| > Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Grüne) arbeitet an einer | |
| > Gesetzesänderung: Künftig sollen Verbände und damit auch Tierschützer | |
| > klagen können, wenn sie beim Bau von Großanlagen wie der Hähnchenfabrik | |
| > in Wietze den Tierschutz gefährdet sehen. | |
| Bild: Puten hinter Gittern: Dabei geht es diesen Tieren noch relativ gut. | |
| BREMEN taz | In Niedersachsen sollen Tierschutzverbände in Zukunft gegen | |
| Tierrechtsverletzungen klagen können. Die taz.nord hat betroffene | |
| Tiernutzer und Tierschützer gefragt, was sie von dem neuen Gesetz halten. | |
| Heinrich Dierkes, 55, Vorsitzender Interessengemeinschaft der | |
| Schweinehalter Deutschland e.V.: | |
| Ich bin seit 36 Jahren Schweinehalter und habe große Bedenken gegen das | |
| Verbandsklagerecht für Tierschutzvereine. So richtig wissen wir | |
| Schweinehalter nicht, was auf uns zukommt. Wird ein Verbandsklagerecht für | |
| ideologische Kampfführung und Profilierungsversuche der Tierschutzvereine | |
| missbraucht oder geht es wirklich um die Sache? | |
| Denn in puncto Tierschutz ist viel angestoßen worden. Ich sitze für die | |
| Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands mit Vertretern der | |
| Tierschutzverbände an vielen Tischen, unter anderem beim niedersächsischen | |
| Tierschutzplan. Die Tierhalter bewegen sich, über den Weg des Gespräches. | |
| Daher kann ich nicht verstehen, dass erst ein weiterer riesiger | |
| Verwaltungsapparat aufgebaut werden soll, der außer Kosten, | |
| Rechtsunsicherheit und Verzögerungen keinem hilft. Auch dem Tierschutz | |
| nicht! Mit diesem Gesetz würde Tierschutzvereinen eine höhere Sachkompetenz | |
| hinsichtlich der Tierhaltung zugesprochen als entsprechend ausgebildeten | |
| Landwirten, Tierwirten oder Tierärzten. Für mich heißt das verkehrte Welt. | |
| Darum ist für mich klar: Die neuen Klagemöglichkeiten werden Investitionen | |
| für eine tiergerechtere und auch zukünftig wettbewerbsfähige | |
| Schweinehaltung massiv erschweren. | |
| Eckehard Niemann, 65, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche | |
| Landwirtschaft (AbL) in der Koordination des Netzwerks Bauernhöfe statt | |
| Agrarfabriken: | |
| Wir von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) | |
| unterstützen das Vorhaben der rot-grünen Landesregierung nachdrücklich. Als | |
| Mitträger des Bürgerinitiativen- und Verbände-Netzwerks „Bauernhöfe statt | |
| Agrarfabriken“ haben wir das Verbandsklagerecht für anerkannte | |
| Tierschutzverbände ja auch schon lange gefordert. Nur so kann der im | |
| Grundgesetz verankerte Schutz der Tiere in der Praxis eingefordert werden, | |
| auch in Genehmigungsverfahren für Agrarfabriken. | |
| Es liegt im Interesse der gesellschaftlichen Akzeptanz der Landwirte, dass | |
| so die Verstöße gegen bestehende rechtliche Tierschutzvorgaben aufgedeckt | |
| und verhindert werden. Es liegt im Interesse einer artgerechten Tierhaltung | |
| auf Bauernhöfen, dass die systematische Anpassung von Tieren an | |
| agrarindustrielle Stresshaltungsbedingungen in agrarindustriellen | |
| Dimensionen zukünftig beendet wird und damit auch die Verdrängung | |
| mittelständisch-bäuerlicher Strukturen. Wir haben ohnehin gute Erfahrungen | |
| gemacht mit der intensiven Diskussion, dem praxisorientierten | |
| Erfahrungsaustausch und der Zusammenarbeit mit Tierschutzverbänden – | |
| gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund haben wir das zukunftweisende | |
| Neuland-Programm für artgerechte Nutztierhaltung erarbeitet. | |
| Gabi von der Brelie, 56, Sprecherin Landvolk Niedersachsen: | |
| Das Landvolk Niedersachsen sieht keinen Bedarf für ein Verbandsklagerecht | |
| Tierschutz. Die Verantwortung für die landwirtschaftliche Nutztierhaltung | |
| liegt bei unseren Landwirten. Der Gesetzgeber hat dazu ein umfangreiches | |
| Regelwerk vom Stallbau über Tierhygiene und Fütterung bis hin zur | |
| Gesundheitsvorsorge und Schlachtung etabliert. Hier gelten für Deutschland | |
| im internationalen Vergleich ausgesprochen hohe Standards, denen sich | |
| unsere Tierhalter mit ihrem Berufsethos verpflichtet fühlen. | |
| Ein Verbandsklagerecht für Tierschutzvereine schwächt die Kompetenz und den | |
| Sachverstand der zuständigen Behörden und negiert die Verantwortung des | |
| einzelnen Tierhalters. Wir befürchten für unsere Tierhalter ein hohes Maß | |
| an Rechtsunsicherheit. Ein Verbandsklagerecht könnte die Genehmigungspraxis | |
| für neue Ställe verzögern und mit zusätzlichen Auflagen deutlich erschweren | |
| oder innovative neue Lösungen ausbremsen. Es ist nicht auszuschließen, dass | |
| auch bereits genehmigte Ställe nachträglich infrage gestellt werden. Die | |
| Folge wäre eine Flut von gerichtlichen Auseinandersetzungen, die unnötig | |
| Geld und Nerven kosten. Schließlich ist es juristisch umstritten, ob dem | |
| Land Niedersachsen überhaupt die Gesetzgebungskompetenz für eine | |
| Verbandsklage für Tierschutz zukommt. | |
| Unsere Tierhalter möchten einen offenen Dialog über die weitere Entwicklung | |
| der Nutztierhaltung führen, dazu haben wir im Deutschen Bauernverband ein | |
| Leitbild erarbeitet. Das ist für uns eine Diskussionsbasis, wir sehen bei | |
| Tierschutzvereinen keine höhere Kompetenz in Sachen Nutztierhaltung als bei | |
| unseren Landwirten. | |
| Eckhard Wendt, 73, Vorsitzender, Arbeitsgemeinschaft für artgerechte | |
| Nutztierhaltung e. V.: | |
| Die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e. V. (Agfan) | |
| begrüßt die durch die rot-grüne Mehrheit in Niedersachsen beabsichtigte | |
| Einführung des Verbandsklagerechts. Es ist unerlässlich, um in Zukunft den | |
| Schutz wehrloser Tiere zu verbessern. Das gilt insbesondere für | |
| landwirtschaftliche Nutztiere, die derzeit oft unter Missachtung ihrer | |
| natürlichen Bedürfnisse wie auch unter Verletzung einschlägiger Gesetze | |
| einseitig wirtschaftlichen Interessen unterworfen und extrem ausgebeutet | |
| werden. | |
| Die im Zusammenhang mit der Nutztierhaltung wiederholt aufgedeckten | |
| Skandale verdeutlichen, dass der Vollzug des Tierschutzgesetzes | |
| unzureichend ist. Daran wird die jetzt von Minister Meyer angekündigte | |
| Aufstockung der betreffenden Planstellen bei den Veterinärbehörden auch | |
| nicht viel ändern können. Wir vermissen nämlich bei manchen Amtsveterinären | |
| sogar die Bereitschaft, ihrer gesetzlichen Garantenpflicht nachzukommen. | |
| Das Wehgeschrei des Bauernverbands und der Lobbyverbände der | |
| Fleischindustrie ist entlarvend und offenbar Ausdruck ihres schlechten | |
| Gewissens: Wer sich an die gesetzlichen Bestimmungen hält, braucht das | |
| Verbandsklagerecht nicht zu fürchten. Allein schon wegen der damit | |
| verbundenen Kosten wird kein Verband leichtfertig klagen. | |
| Edmund Haferbeck, 56, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung, Peta | |
| Deutschland e. V.: | |
| Die Pläne zur Einführung eines Verbandsklagerechts in Niedersachsen sind | |
| überfällig und kommen leidlich spät, nachdem der Tierschutz als | |
| Staatsschutzziel schon 2002 in die Verfassung der Bundesrepublik | |
| Deutschland aufgenommen worden ist. Es ist bezeichnend, dass nur | |
| fortschrittlich orientierte Bundesländer (Bremen, Nordrhein-Westfalen, | |
| Rheinland-Pfalz, Hamburg, Baden-Württemberg, Saarland, Niedersachsen) eine | |
| solche Möglichkeit für Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen eröffnen, | |
| die bislang keinerlei justiziablen Rechte haben (außer der (Straf-)Anzeige | |
| bei Staatsanwaltschaft oder Veterinäramt). | |
| Alle Tiernutzungsbranchen stöhnen über ihr zu Recht schlechtes Image, | |
| welches sich aber nur durch die effektive Öffentlichkeitsarbeit vor allem | |
| von Peta Deutschland e. V. so entwickelt hat, weil viele BürgerInnen diese | |
| Informationen wahrnehmen und auch positiv verinnerlichen konnten. Warum | |
| soll z. B. ein Intensivtierhaltungsstall, der unmittelbare negative | |
| Auswirkungen auf Umwelt und Nachbarschaft hat und immer (!) mit dem Leid | |
| der dort gehaltenen Tiere einhergeht, nicht gerichtlich auf ein Mehr an | |
| Schutz gerichtlich überprüft werden dürfen, was im Umwelt- und | |
| Naturschutzrecht seit Jahrzehnten bereits möglich ist? | |
| Die Tiere haben aber seit 2002 verfassungsrechtlich gleichgezogen, nur der | |
| Gesetzgeber hat diesen Grundgesetz-Artikel ausgebremst. Die | |
| Auseinandersetzungen werden von der Straße und aus den undercover besuchten | |
| Ställen auf die Gerichtsebene verlagert, dies dient dem Rechtsfrieden und | |
| damit allen beteiligten Kontrahenten. | |
| Stefan Treue, 49, Direktor, Deutsches Primatenzentrum Göttingen: | |
| Für den Bereich der Tierversuchsforschung sehe ich einem Verbandsklagerecht | |
| mit Sorge entgegen. Das gerade in Kraft getretene neue deutsche | |
| Tierschutzgesetz erlaubt nur Tierversuche, die unerlässlich und ethisch | |
| vertretbar sind und für die es keine Alternativmethoden gibt. Jeder | |
| Tierversuch muss behördlich genehmigt werden, unter Beteiligung einer | |
| Kommission, in der auch Tierschutzverbände vertreten sind. Über die | |
| Durchführung der Tierversuche wachen staatlich vereidigte Amtstierärzte. | |
| Diese Konstruktion ist bewährt und international vorbildlich. Sie | |
| garantiert den Tierschutz UND ermöglicht essentielle biomedizinische | |
| Forschung. In diesem Umfeld ist ein Verbandsklagerecht nur ein Instrument, | |
| um Forscher und Behörden in langwierige Gerichtsverfahren zu zwingen. Dies | |
| dient nicht dem Tierschutz, hat aber fatale Folgen für die | |
| wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit in Niedersachsen. Wie kann es hier | |
| der Gerechtigkeit und dem Tierschutz dienen, wenn privaten Organisationen | |
| die Entscheidung überlassen wird, wo Verstöße gegen das Tierschutzgesetz | |
| vorliegen oder wie dieses anzuwenden ist, statt diese Aufgabe bei den dafür | |
| zuständigen Behörden und Amtstierärzten/-innen zu lassen und diese dafür | |
| ausreichend auszustatten? | |
| Birgit Fischer, 59, Hauptgeschäftsführerin Verband forschender | |
| Arzneimittelhersteller: | |
| Der Tierschutz hat zu Recht einen hohen Stellenwert. Das spiegelt sich in | |
| dem gerade erst erneuerten deutschen Tierschutzrecht wider, an dessen | |
| Verordnungen und Verwaltungsvorschriften Tierschutzverbände mitgewirkt | |
| haben – wie sie auch bei der Genehmigung von Tierversuchen mitwirken. In | |
| der medizinischen Forschung sind Tierversuche zum Schutz der Menschen | |
| rechtlich vorgeschrieben. | |
| Ein Verbandsklagerecht hätte in diesen Fällen negative statt positive | |
| Wirkungen. Vorhaben, die bereits genehmigt, vorab nach strengen Maßstäben | |
| behördlich geprüft und als gerechtfertigt eingestuft wurden, stünden den | |
| Klagen von Verbänden der Tierversuchsgegnerinnen und -gegnern gegenüber. | |
| Auch wenn jede einzelne Klage viele Monate später abschlägig beschieden | |
| würde, wäre die biomedizinische Forschung in Deutschland wesentlich | |
| behindert und der medizinische Fortschritt beeinträchtigt. Das aber wäre | |
| ein zu hoher Preis für das Schaffen einer juristischen Option, von der der | |
| Tierschutz wenig hat. | |
| Hermann Grupe, 57, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im | |
| Niedersächsischen Landtag: | |
| Wir lehnen ein Verbandsklagerecht ab. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat | |
| in Niedersachsen das Instrument des „Tierschutzplans Niedersachsen“ | |
| eingerichtet, in dem Kritik an Nutztierhaltungen aufgegriffen wurde. | |
| Kritikpunkte sollten im Dialog mit Tierschutzorganisationen und | |
| wissenschaftlichen Einrichtungen möglichst einvernehmlich gelöst werden. | |
| Dieses Instrument und das Vorgehen sehen wir im Verbund mit ausreichenden | |
| Kontrollen als die bessere Variante im Vergleich zu einem einseitigen | |
| Klagerecht von Funktionären an. Behörden können zudem bereits heute gegen | |
| Verstöße gegen Tierschutzregeln vorgehen. Wir brauchen keine Klageflut vor | |
| den Gerichten, sondern eine lösungsorientierte Debatte über Transparenz und | |
| Tierwohl in der Landwirtschaft sowie ein gesetzeskonformes Vorgehen der | |
| staatlichen Behörden bei Verstößen. Das Klagerecht der Umweltverbände wird | |
| unserer Meinung nach schon viel zu oft missbraucht. Ich befürchte, dass ein | |
| Verbandsklagerecht im Tierschutz zu einer Klageflut führt, welche die | |
| Gerichte überlasten und die Ermittlungen bei Rechtsverstößen somit eher | |
| behindern wird. | |
| Professor Dr. Thomas Blaha, 66, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover | |
| (TiHo) und Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V.: | |
| Nicht gegeneinander sondern miteinander für den Tierschutz arbeiten Ein | |
| solches Gesetz soll anerkannten, rechtsfähigen Tierschutzvereinen ein | |
| Verbandsklagerecht einräumen, um stellvertretend Ansprüche von Tieren auch | |
| vor Gericht einklagen zu können. Dabei geht es in erster Linie darum, dass | |
| Tierschutzverbände gegen ein „Zuwenig“ Tierschutz bei vermeintlichen wie | |
| echten tierschutzdefizitären Entscheidungen von Behörden klagen können. Die | |
| Tierärztliche Hochschule ist als eine der deutschen Ausbildungsstätten für | |
| Tierärzte, also auch der amtlichen Tierärzte, beauftragt, die tierärztliche | |
| Ausbildung so zu gestalten, dass der tierschutzrechtliche Vollzug allen | |
| gesetzlichen Bestimmungen entspricht und bei Einhaltung der | |
| Rechtsstaatlichkeit im Sinne der Tiere erfolgt. Sie schließt sich der | |
| Position der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. an, die weder | |
| in NRW noch in Bremen die Anerkennung für das dort bereits mögliche | |
| Verbandsklagerecht beantragt hat, da Klagen, also „vor Gericht ziehen“, | |
| meistens nur zu einer Verhärtung der Fronten führt. Hingegen dient die | |
| demokratisch ja mögliche, nicht-gerichtliche Einflussnahme durch eine | |
| wissenschaftlich begründete tierschutzfachliche Zusammenarbeit mit den | |
| Behörden den Tieren am Ende sehr viel mehr als Gerichtsprozesse. | |
| Stefan Johnigk, 44, Diplom-Biologe und Geschäftsführer von Provieh: | |
| Provieh erhofft sich von der niedersächsischen Regierung eine wirksame | |
| Umsetzung des Staatsziels Tierschutz, wie er in der Landesverfassung | |
| verankert ist. Ein Verbandsklagerecht ist längst überfällig – in | |
| Niedersachsen wie auch auf Bundesebene. Zurzeit besteht ein rechtliches | |
| Ungleichgewicht und behördliches Vollzugsdefizit, wenn tierschutzrechtliche | |
| Vorschriften verletzt werden. Niedersachsen ist das Bundesland mit der | |
| höchsten Tierbestandsdichte. Gewerblichen Tiernutzern stehen alle | |
| Rechtswege und Klagebefugnisse offen, anerkannten Tierschutzorganisationen | |
| als den gemeinnützigen Sachwaltern der Tiere bleiben sie verwehrt. Das muss | |
| sich ändern, sonst bleibt Artikel 20 a des Grundgesetzes eine hohle Phrase. | |
| Wir brauchen als bundesweit aktiver Fachverband endlich die Möglichkeit, im | |
| Interesse der Tiere Feststellungs-, Anfechtungs- und Verpflichtungsklagen | |
| erheben zu dürfen, sowie bei Bedarf in Verwaltungsverfahren mitzuwirken. | |
| Diese Rechte sollten – dem schleswig-holsteinischen Modell folgend – auch | |
| fachlich versierten Verbänden eingeräumt werden, die aufgrund ihrer | |
| Organisationsstruktur über keine regionalen Gliederungen im jeweiligen | |
| Bundesland verfügen. | |
| Helmut Dammann-Tamke, 51, agrarpolitischer Sprecher der | |
| CDU-Landtagsfraktion Niedersachsen: | |
| Diese Pläne betrachte ich überwiegend mit Sorge und verbinde damit nur sehr | |
| wenig Hoffnung. Hoffnung dahingehend, zu einem breit getragenen | |
| gesellschaftlichen Konsens zu kommen, dass es legitim ist, Tiere, in | |
| welcher Form auch immer, zu nutzen. Sorge, dass einem Wirtschaftszweig die | |
| internationale Konkurrenzfähigkeit entzogen wird. Die Erfahrung zeigt, dass | |
| es engagierte Menschen gibt, die jede Verbesserung im Rahmen einer | |
| Tierhaltung sofort zum Standard erklären, um dann weitergehende Forderungen | |
| zu stellen. Fakt ist: Die Genehmigung und Überwachung von Stall- und | |
| Tierhaltungsanlagen ist in Deutschland klar geregelt und ich sehe hier | |
| keinen „rechtsfreien Raum“. | |
| Das heißt nicht, dass es Situationen/Fälle gibt, in denen seitens der | |
| Überwachungsbehörden oder der Justiz gehandelt werden muss. Dies wird sich | |
| auch nach Einführung einer Verbandsklage nicht ändern. Minister Remmel | |
| (NRW) hat in einem Interview in der Zeitschrift Tierrechte (2/13) zu dieser | |
| Thematik gesagt: „Das Gesetz sollte von den Tierschutzvereinen nicht als | |
| Aufforderung missverstanden werden, eine Struktur der Parallelüberwachung | |
| aufzubauen.“ | |
| Wenn dem so ist, dann frage ich mich, wofür ein solches Gesetz bzw. wie | |
| soll das in der Praxis ablaufen? | |
| Vera Steder, 65, Vorsitzende des niedersächsischen Landesverbandes im | |
| Deutschen Tierschutzbund: | |
| Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband Niedersachsen begrüßen | |
| die Pläne der Landesregierung, das Verbandsklagerecht in Niedersachsen | |
| einzuführen: Seriöse Tierschutzorganisationen erhalten auf diese Weise das | |
| Recht, den Schutz von Tieren einzuklagen.Denn es kann nicht sein, dass | |
| Tiernutzer ihr Recht jederzeit durchsetzen können, aber für die Tiere | |
| bisher niemand vor Gericht das Wort erheben darf. Vor allem nicht vor dem | |
| Hintergrund, dass der Tierschutz seit dem 1. August 2002 als Staatsziel im | |
| Grundgesetz festgeschrieben ist. Das Klagerecht für den Tierschutz ist ein | |
| wichtiges Instrument und logische Konsequenz, um dieses Staatsziel endlich | |
| auch praktisch umzusetzen. Die Verbandsklage ist im Bereich des | |
| Naturschutzes schon seit Jahren eine Selbstverständlichkeit. Da nur | |
| Verbände, die in jahrelanger Arbeit ihre Seriosität und Fachkompetenz unter | |
| Beweis gestellt haben, vom Staat als klageberechtigt zugelassen werden, | |
| muss auch nicht befürchtet werden, dass eine Klageflut auf die Gerichte | |
| zukommt. Niedersachsen kann nun auch mit dazu beitragen, um diesem | |
| wichtigen Rechtsinstrument auch bundesweit zum Durchbruch zu verhelfen. | |
| 2 Sep 2013 | |
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