# taz.de -- Mageres Innenstadtkonzept: Bescheidene Visionen | |
> Handelskammer, Bau und Wirtschaftsressort legen ein Konzept für die | |
> Innenstadt im Jahr 2025 vor. Die konkreten Ideen darin sind sehr | |
> überschaubar. | |
Bild: An seiner Majestät, dem Poller, scheiden sich die Auto-Geister. | |
Sie nennen es „eine Vision“. Eine „sehr konkrete“ sogar, aber es geht ja | |
auch um das Jahr 2025. Und der grüne Bausenator Joachim Lohse hat auch | |
gleich ein tolles Beispiel parat. Eine Idee also für die Bremer Innenstadt | |
der Zukunft: Die Martinstraße, die heute den Weg von der Fußgängerzone an | |
die Schlachte durchschneidet, soll einen durchgehenden Mittelstreifen | |
bekommen. Aber das muss man natürlich erst genauer prüfen. | |
Über 100 Seiten hat das am Montag vorgestellte Konzeptpapier zur | |
Innenstadtentwicklung. Es ist das Ergebnis langer Zusammenarbeit des Bau | |
mit dem Wirtschaftsressort und der Handelskammer sowie Architekten aus | |
Stuttgart und Stadtplanern aus Hannover. „Außerordentlich gut“ sei die | |
Kooperation gewesen, betonen alle Seiten wiederholt, und „keineswegs | |
selbstverständlich“, sagt Matthias Fonger, der Hauptgeschäftsführer der | |
Handelskammer. Ein wesentliches Ergebnis: „Die Innenstadt ist größer als | |
der Bereich zwischen Wall und Weser.“ Zukünftig sollen damit also auch die | |
umliegenden Quartiere gemeint sein, die Bahnhofsvorstadt und Findorff, das | |
Viertel, die Übersee und sogar die Neustadt. | |
Lohses grüner Vorgänger Reinhard Loske hat zumindest immer noch mal vom | |
Abriss der Hochstraße geträumt. In den neueren Visionen steht dazu, dass | |
die „Prüfung weiterer Optionen bezüglich der verkehrstechnischen | |
Machbarkeit einer ebenen Führung der Hochstraße“ zunächst einer „fundier… | |
Grundlage“ bedürfe. | |
An anderer Stelle, immerhin, gibt es das, was Lohse einen „Ideenüberschuss“ | |
nennt. Dazu gehört beispielsweise ein Flussschwimmbad am Stadtwerder, | |
gleich neben einer neuer Fußgängerbrücke zur Kunsthalle hin gelegen. Auf | |
dem Theaterberg könnte Gastronomie einziehen, auf dem Gleisdreieck hinter | |
dem Güterbahnhof ein „Landschaftsraum“ mit Solarpark entstehen. Aus dem | |
seit Jahren leer stehenden Bundeswehrhochhaus in der Falkenstraße könnte | |
ein „Kreativzentrum“ mit großer Freitreppe und neuen Ausstellungsräumen | |
werden. Und die Innenhöfe der Baumwollbörse sollen mit Galerien, | |
Restaurants und Geschäften belebt werden, nach dem Vorbild der Hackeschen | |
Höfe in Berlin. | |
Auch an innerstädtisches Wohnen hat Lohses irgendwie gedacht, er spricht | |
allerdings nur von einem „Potenzial“ von 1.000 Wohneinheiten. Zum | |
Vergleich: Bis 2020 fehlen in Bremen etwa 14.000 Wohnungen. | |
Wirtschaftsressort und Handelskammer denken ohnehin mehr an den | |
Einzelhandel, weil sie da immer noch „Nachholbedarf“ in der City sehen, im | |
Vergleich zu Hamburg, Hannover und Posthausen, aber auch in Konkurrenz zu | |
Weserpark und Waterfront. Eine „Verdichtung“ der Innenstadt soll deshalb | |
mehr Platz für Läden schaffen, zum Beispiel im Ansgariviertel. Auch für den | |
Lucie-Flechtmann-Platz in der Alten Neustadt haben die Stadtplaner schon | |
mal ein handelsübliches Geschäftshaus gezeichnet, mit allerlei Geschäften | |
im Erdgeschoss und ein paar Wohnungen obendrüber. | |
Lohse spricht viel von „Wegebeziehungen“ zwischen den Quartieren, die | |
verbessert werden, von „punktuellen Impulsen“, die gesetzt werden sollen. | |
Wie die aussehen können? Auch Wirtschaftsstaatsrat Heiner Heseler fällt | |
gleich ein gutes Beispiel ein. Der Poller in der Langenstraße. Das ist dann | |
wohl die neue Bescheidenheit. | |
2 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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