# taz.de -- Kolumne Generation Camper: Oh ja, einen Schnaps! | |
> Ergraute Wohnmobilisten sind meist konventionell, auch wenn manche von | |
> alten Hippi-Zeiten träumen. Sie pflegen ihre Pärchenwirtschaft. | |
Bild: Der ultimative Campmobil mit eingebautem Gas-Grill. | |
Wohnmobile sind was für Senioren. Stimmt! Hier sind wir unter uns, hier | |
sind wir Mensch, hier dürfen wir’s sein. Zumindest an vielen deutschen | |
Thermalbädern ist das so. Wir sind ein Wirtschaftsfaktor und werden | |
umworben. In unmittelbarer Nähe von Eingang und Kurpark gibt es immer öfter | |
extra Stellplätze. | |
Etliche gehören zu den deutschen Top-Plätzen (ein Gütesiegel). Es gibt | |
Stromanschluss und Service für Frisch- und Abwasser, und das für wenig | |
Geld. Vom Campmobil zum perfekten Urlaub in der Therme sind es nur ein paar | |
Schritte. Und dann geht es hinein ins warme, exquisite Heilwasser. | |
Herrlich, unter freiem Himmel zu dümpeln und in die Sonne zu blinzeln! Wir | |
genießen Sprudelbecken, Massagedüsen, Strömungsanlagen,Wasserfälle, wir | |
entspannen mit medical spa, wellness & beauty. Am Wagen warten dann schon | |
das kühle Bier und der Grill und die fröhliche Runde der freiheitsliebenden | |
Camperfreunde. | |
Stopp! Natürlich geht mir hier die Fantasie durch. Ergraute Wohnmobilisten | |
sind meist konventionell, sie pflegen die vertrauten Muster ihrer | |
Pärchenwirtschaft und halten dezent Abstand. Männer werkeln an der Technik | |
und fahren den Wagen, Frauen kochen. Wenn da mal wilde, spontane Zeiten | |
waren, dann hat sie das Alter erledigt. Man ist freundlich zueinander. Und | |
immer hilfsbereit. Unsere Mobilität bewahrt uns auch nicht vor dem | |
Alterselend Krankheit. | |
Etwa mit einem plötzlichen Hexenschuss schmerzgebeugt und krumm wie | |
Quasimodo um den Wagen zu schleichen und elendig auf einem Stellplatz | |
festzuhängen. Dass mich in dieser misslichen Lage mein Nachbar seine und | |
seiner Gattin Sorge um meine gesundheitliche Situation wissen ließ und | |
Hilfe anbot, fand ich supernett. | |
Aber richtig baff war ich dann, als er gleich nochmals mit einer Flasche | |
feinsten österreichischen Marillenbrandes vorbeikam. „Den brauchen Sie | |
jetzt! Trinken wir einen!“ Und ob ich den brauchte! „Danke, nochmals | |
danke!“ Ich habe gestrahlt. Unterwegs zu sein, macht immer wieder | |
glücklich. | |
8 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Christel Burghoff | |
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