# taz.de -- Die Bundestagswahl in Bremen: Die SPD überzeugte 24 Prozent | |
> Die „Nichtwähler“ sind auch in Bremen die stärkste Fraktion bei den | |
> Wahlberechtigten. Junge Frauen tendieren zu den Grünen, 70-plus-Frauen | |
> zur SPD. | |
Bild: Freudíge Erregung über 24 Prozent: Uwe Beckmeyer, Carsten Sieling und B… | |
Die mit Abstand stärkste Partei in Bremen ist die der Nichtwähler. Das hat | |
der Landeswahlleiter nach der Auswertung der Stimmergebnisse vom Sonntag | |
unterstrichen. | |
Bei den Prozent-Darstellungen werden gewöhnlich die 31,2 Prozent der Bremer | |
Wahlberechtigten, die nicht gewählt haben, auf die anderen Parteien | |
verteilt – genauso wie auch die Mandate für die Parteien, die unter der | |
5-Prozent-Hürde bleiben, auf die anderen verteilt werden. Die Wahrheit über | |
die Lage der Demokratie in Bremen sieht anders aus: Gerade 24,3 Prozent der | |
Wahlberechtigten hatten Vertrauen zur SPD, 19,9 Prozent zur CDU. Die Grünen | |
konnten 8,3, die Linke 6,8 Prozent der Wahlberechtigten überzeugen. | |
Die Partei der Nichtwähler ist dabei in Bremen gewachsen – um 1,5 Prozent | |
im Vergleich zur Bundestagswahl 2009. Bremerhaven zieht das Bundesland | |
Bremen besonders nach unten: 46,1 Prozent wählten dort nicht. | |
Die Wahlbeteiligung-Quote verteilt sich dabei unterschiedlich auf die | |
Stadtteile. Stadtgebiete mit großen Anteilen sozial benachteiligter | |
Bevölkerung haben eine niedrigere Beteiligungungs-Quote. Das sind | |
gleichzeitig die Stadtteile, in denen die SPD ihre Hochburgen hat. Beispiel | |
Kattenturm: Wahlbeteiligung 60 Prozent, davon 40 Prozent SPD. Beispiel | |
Gröpelingen: Wahlbeteiligung 55 Prozent – davon 52 Prozent SPD. | |
Die CDU gewinnt dagegen traditionell in den Wahlbezirken mit hoher | |
Wahlbeteiligung, wie Oberneuland: Wahlbeteiligung 82,1 Prozent – davon 50 | |
Prozent CDU-Wähler. Interessant sind auch die Auswertungen einer speziellen | |
Umfrage nach Alter und Geschlecht, die das Bremer Statistische Landesamt am | |
Wahltag durchgeführt hat. | |
Eine vorläufige Stichprobe wurde in der Nacht ausgewertet, das Ergebnis: | |
Bei den Grünen sind fast 25 Prozent der WählerInnen bis 35 Jahre alt, bei | |
der CDU sind weniger als 20 Prozent so jung. Während bei der CDU mehr als | |
40 Prozent der WählerInnen über 70 Jahre sind, liegt dieser Anteil bei den | |
Grünen unter 20 Prozent. Von den Frauen über 70 Jahren haben fast 60 | |
Prozent die SPD gewählt, trotz Merkel-Effekt. Bei den Erstwählerinnen kamen | |
die Grünen dagegen auf 18 Prozent. | |
Für die Europa-feindliche Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) haben | |
insgesamt 12.201 Menschen in Bremen gestimmt, sie kam in Bremerhaven auf | |
4,1 Prozent, in der Stadt Bremen auf 3,5. Die 5-Prozent-Hürde erreichte die | |
AfD in einzelnen Stimmbezirken in sozialen Brennpunkten wie Kattenturm | |
Gröpelingen oder Farge. | |
Der Vergleich der Stimmergebnisse zu früheren Jahren ist vor allem | |
interessant, wenn man die Wahlen im Jahre 2005 einbezieht. Die SPD etwa | |
hatte im Land Bremen damals 155.366 Stimmen, diesmal trotz eines leichten | |
Plus im Vergleich zu 2009 „nur“ 97.055. Bei der CDU ist es umgekehrt: | |
Angela Merkel überzeugte bei ihrer ersten Kandidatur im Jahre 2005 genau | |
82.389 BremerInnen, diesmal 96.441. So gute Ergebnisse hatte die CDU | |
zuletzt unter Helmut Kohl 1994, für die SPD war es das zweitschlechteste | |
Ergebnis seit 1949. | |
Die Grünen, die 2005 auf 51.600 Stimmen kamen und 2009 leicht zulegen | |
konnten (auf 52.282), sackten auf 39.441 Stimmen ab. Nur in dem kleinen | |
Stadtbezirk Fesenfeld ist für sie die Welt noch in Ordnung: Wahlbeteiligung | |
79 Prozent, CDU: 15,8 Prozent, Linke: 16,5 Prozent, SPD: 28,5 Prozent, | |
Grüne – 28,9 Prozent. Aber auch dort haben sie sechs Prozent verloren, | |
ebensoviel, wie die SPD gewonnen hat im Vergleich zu 2009. | |
23 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
Bremen | |
SPD | |
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