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# taz.de -- Wettbewerb um grüne Fraktionsspitze: Machtkampf der Frauen
> Katrin Göring-Eckardt und Kerstin Andreae konkurrieren im Moment um den
> wichtigsten Spitzenposten bei den Grünen. Doch wer gewinnt?
Bild: Wird sie für den Fraktionsvorsitz kandidieren? Kerstin Andrae will sich …
BERLIN taz | Trittin weg, Roth weg, Künast weg. Die Grünen erneuern ihr
Personal schneller, als man „ökologische Transformation“ sagen kann. Doch
die wichtigste Frage des Generationenwechsels ist offen. Wer wird die
starke Frau an der Spitze?
Die ehemalige Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt hat ihre Kandidatur
für den Fraktionsvorsitz auf der ereignisreichen Fraktionssitzung am
Dienstag bekannt gegeben. Sie sei extrem gut vorbereitet gewesen, berichten
Teilnehmer. Göring-Eckardt setzt nach einem scharfen Wahlkampf wieder auf
versöhnliche Töne. Die Grünen wollten „die bürgerliche Mitte wieder anders
ansprechen und einbinden“, sagt sie. Die Partei müsse mit der Wirtschaft
reden, mit Kulturschaffenden und Intellektuellen über eine freie und faire
Gesellschaft.
Ihre Konkurrentin, Fraktionsvize Kerstin Andreae, war bisher noch in der
Deckung geblieben. Doch am Donnerstag zog sie nach. „Habe meine Kandidatur
für den Fraktionsvorsitz angekündigt“, [1][twitterte sie.] Damit korrigiert
Andreae ihre bisherige Linie. Eigentlich hatte sie angekündigt, das Votum
eines Realo-Treffens am Freitag und das des Grünen-Länderrates am Samstag
abwarten zu wollen.
Das Duell, das also nun offen geführt wird, ist ein sehr wichtiges. In den
Fluren der neu gewählten Bundestagsfraktion wird im Moment über wenig
anderes geredet als über den Machtkampf der beiden Frauen.
## Fraktionschef haben Bühne des Parlaments
Die Fraktion bildet traditionell das Machtzentrum der Grünen, nicht die
Parteizentrale. Die beiden Fraktionschefs haben die Bühne des Parlaments,
sie können öffentlichkeitswirksam Initiativen einbringen, nicht zuletzt
verfügen sie über einen größeren Apparat. Ihre Posten sind
Karrierebeschleuniger, wer hier landet, hat gute Chancen auf die
Spitzenkandidatur für die Wahl 2017. Wettbewerbe um die Fraktionsspitze gab
es deshalb in der Vergangenheit immer wieder.
Eine Doppelspitze ist ein fein austariertes, von allen argwöhnisch beäugtes
Kunstwerk. Sie muss die Quotierung berücksichtigen, den Flügelproporz, und
klar, auch die inhaltlichen Schwerpunkte der KandidatInnen. Der
Verkehrsexperte Anton Hofreiter, 43, gilt als aussichtsreicher Kandidat des
linken Flügels ([2][siehe Interview]). Sein Fokus auf Verkehr und allgemein
Ökologisches findet auch bei den Realos Anklang, seine integre Art wird
sehr geschätzt.
Die zwei Frauen kämpfen jetzt um den Realo-Platz neben ihm. Göring-Eckardt,
47, hat ein starkes Votum der Basis hinter sich, weil sie 2012 überraschend
die Urwahl gewann. Als Spitzenkandidatin vertrat sie an der Seite Jürgen
Trittins das nach links gerückte Programm und warb für mehr soziale
Gerechtigkeit. Einige Realos hätten sich von ihr eine klarere Linie für
eigene Lieblingsthemen gewünscht – und mehr Abgrenzung zu Trittin. Ein
wirklich neues Gesicht ist Göring-Eckardt nicht, weil sie schon während der
rot-grünen Regierungszeit Fraktionschefin war.
Ihre Konkurrentin Andreae, 44, leitete zuletzt den wichtigen Arbeitskreis 1
(Wirtschaft, Soziales, Haushalt) der Fraktion, sie kann vor allem auf die
Unterstützung der starken Landesverbände Baden-Württemberg und Bayern
zählen. Andreae pflegt gute Kontakte zu Wirtschaft und Mittelstand, was bei
einer engagierten Energiewende nicht nur hilfreich, sondern notwendig ist.
## Offizielle Wahl am 8. Oktober
Wer gewinnt? Entscheidend könnte sein, dass viele linke Abgeordnete
Göring-Eckardt lieber vorn sähen als die wirtschaftsaffine Andreae. Denn
neben der Unterstützung des eigenen Lagers ist der Brückenschlag ins andere
wichtig.
Göring-Eckardt habe ein Faible für Sozialpolitik und loyal das eigene
Programm vertreten, sagen mehrere Linke. Auch, dass sie in der
Pädophilie-Debatte als Erste einen warmen, empathischen Ton traf, wird ihr
hoch angerechnet.
Offiziell wird die Fraktion ihre neuen ChefInnen am 8. Oktober in ihrer
konstituierenden Sitzung wählen. Dann könnte es zu einer Kampfabstimmung
kommen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass beide sich noch intern
einigen.
26 Sep 2013
## LINKS
[1] http://twitter.com/KerstinAndreae/status/383170932212133888
[2] /Anton-Hofreiter-ueber-die-Gruenen/!124428/
## AUTOREN
Ulrich Schulte
## TAGS
Grüne
Fraktionsspitze
Katrin Göring-Eckardt
Kerstin Andreae
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Trittin
Steuererhöhung
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