Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Satire gegen Vergewaltigungen in Indien: Frauen sind selbst schuld!
> Eine indische Komikergruppe karikiert verbreitete Begründungen, mit denen
> Frauen für Vergewaltigungen verantwortlich gemacht werden.
Bild: Screenshot aus dem Video.
BERLIN taz | „Seien wir ehrlich, Damen – Vergewaltigungen sind eure eigene
Schuld! Denn es fängt mit eurer Kleidung an. Wissenschaftliche Studien
haben ergeben, dass Frauen, die Röcke tragen, die Hauptursache von
Vergewaltigungen sind. Wisst ihr warum? Weil Männer Augen haben!“
So beginnt [1][ein Video der indischen Komikergruppe] All India Bakchod
(AIB), das innerhalb einer Woche bei YouTube mehr als 1,5 Millionen Mal
geklickt wurde und seitdem auf dem Subkontinent für großen Gesprächsstoff
sorgt.
In dem dreieinhalbminütigen Film erklären die in Indien bekannte
Schauspielerin Kalki Koechlin und die Moderatorin Juhi Pandey die
verbreiteten und meist straflos erfolgenden sexuellen Angriffe auf Frauen
freundlich lächelnd mit genau den Argumenten, die Opfer immer wieder von
konservativen Männern zu hören bekommen.
Darunter: Wer das Elternhaus nicht verlässt, wird auch nicht vergewaltigt.
Oder Frauen sollten keine Mobiltelefone haben, weil sie sich dann nicht
draußen verabreden könnten. Oder das chinesische Gericht Chowmein wirke
sich auf die Hormone der Frau aus, was Vergewaltigungen begünstige. Oder
Kinofilme seien Schuld, weil Frauen darin aufreizend auf Männer wirkten.
## Vergewaltiger sind wie Brüder
Aufs Korn wird auch der Hinweis eines Gurus genommen, Frauen könnten
Vergewaltigungen sofort beenden, wenn sie die Täter nur mit Bhaya
(„Bruder“) ansprechen würden. Im Verlauf des Filmchens zeigen die Körper
der stets unschuldig lächelnden Schauspielerinnen immer deutlichere
Gewaltspuren. Aber daran sind sie natürlich selbst schuld, wie sie
freimütig bekennen.
Auch das Gegenargument, dass die Vergewaltiger doch schließlich alles
Männer seien, wird durch grandiose Logik erschüttert. Wurde diese Männer
nicht alle von Frauen geboren?
Die Absurdität dieser weit verbreiteten Argumente gipfelt im Satz: „Keine
Frauen, keine Vergewaltigungen“. Oder eben anders ausgedrückt: „Es ist
meine Schuld“, wie am Ende zahlreiche Frauen in die Kamera sagen.
## „Keine Frauen, keine Vergewaltigungen“
Im vergangenen Dezember war eine 23-jährige Studentin in der Hauptstadt
Neu-Delhi von mehreren Männern in einem Bus äußerst brutal vergewaltigt
worden. Später starb sie an ihren Verletzungen. Der Fall hatte zu einem
öffentlichen Aufschrei mit Massenprotesten geführt. Die Täter wurden
kürzlich zum Tode verurteilt. Doch in den letzten Monaten ist kaum eine
Woche vergangen, in dem die endlich stärker für das Thema sensibilisierten
indischen Medien nicht über neue Vergewaltigungsfälle berichteten.
Doch zugleich sind die Medien auch voller Äußerungen konservativer Männer,
welche die Frauen verantwortlich machen. Die Absurdität dieser Argumente
macht der Clip auf herrliche Art deutlich.
Durch die satirische Überspitzung bleibt einem manchmal das Lachen im Hals
stecken. Doch das hat genau den erwünschten aufrüttelnden Effekt. Die
Zuschauer sollten sich beim Anschauen der Begründungen „unwohl“ fühlen,
ohne mit erhobennem Zeigefinger belehrt zu werden, sagte AIB-Ko-Gründer
Gursimran Khama in einem Interview.
Wegen des unerwartet großen Erfolgs des englischsprachigen Clips soll
dieser jetzt auch in Hindi und andere indische Sprachen übersetzt werden.
26 Sep 2013
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=8hC0Ng_ajpY
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Indien
Vergewaltigung
Indien
Indien
Indien
Vergewaltigung
Crowdfunding
Indien
Indien
Indien
Vergewaltigung
Vergewaltigung
Indien
Indien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Vergewaltigung in Indien: Mehr Schutz ist nötig
Indien hat die Gesetze gegen Vergewaltigung verschärft. Einen richtigen
Opferschutz gibt es aber immer noch nicht. Die Gefahr erhöht sich sogar.
Ein Jahr nach Vergewaltigung in Indien: Trauer, Konzerte und Forderungen
Indien gedenkt der Frau, die vor einem Jahr in Neu Delhi tödlich
vergewaltigt wurde. Das Verbrechen habe das ganze Land aufgerüttelt, sagt
ihr Vater.
Chef von indischem Magazin verhaftet: Vergewaltigung im Fahrstuhl
Der Chefredakteur des linken Magazins „Tehelka“ soll eine Kollegin
vergewaltigt haben. Die Folge sind Rücktritte und ein
Glaubwürdigkeitsproblem.
Polizeichef spottet über Vergewaltigung: „Nur ein Sprichwort verwendet“
„Wenn man eine Vergewaltigung nicht verhindern kann, sollte man sie
genießen“, meint der höchste Polizeibeamte Indiens. Nun fliegt ihm dieser
Satz um die Ohren.
Anti-Rape Crowdfunding-Aktion: Keuschheitsgürtel reloaded
Ein sicheres Gefühl durch Anti-Vergewaltigungs-Unterwäsche? Das Projekt ist
Überzeugten jedenfalls schon mehr als 50.000 US-Dollar wert.
Reaktion auf Todesurteil in Indien: Kritik von Frauenrechtlerinnen
Vier Vergewaltiger in Indien erhalten die Todesstrafe. Frauengruppen
kritisieren das Urteil als unmenschlich und sehen darin keine Antwort auf
die Tat.
Gruppenvergewaltigung in Indien: Vergewaltiger schuldig gesprochen
Ein Gericht hält die vier Angeklagten für schuldig, verhängt aber noch kein
Strafmaß. Die Angehörigen fordern die Todesstrafe, die Verteidigung will
Berufung.
Sexuelle Gewalt in Indien: Nationales Sicherheitsproblem
Die Gruppenvergewaltigung im Dezember hat die indische Gesellschaft
aufgerüttelt. Am Samstag wird ein erstes Urteil erwartet.
Vergewaltigung in Indien: Versprechungen, Versprechungen
Nach der breiten Debatte um Gewalt gegen Frauen will die indische Politik
nun ein neues Gesetz erlassen. Auch eine Onlinedatenbank für
Sexualstraftäter wird diskutiert.
Vergewaltigung in Indien: „Hängt diese Monster auf!“
Fünf Männer sind wegen der Vergewaltigung in Delhi wegen sexuellen
Missbrauchs und Mord angeklagt worden. Doch kein Anwalt will sie
verteidigen.
Trauer um indische Studentin: Tränen und Kerzen für das Opfer
In Indien gedenken tausende Menschen der verstorbenen vergewaltigten
Studentin. Die Regierung lädt erstmals zu Treffen mit Frauengruppen.
Proteste in Indien nach Vergewaltigung: „Ich teile Ihre Wut“
In Indien gab es Massenproteste gegen die Vergewaltigung einer Studentin.
Doch die Debatte über Gewalt gegen Frauen ebbt schon wieder ab.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.