# taz.de -- Widerstand gegen Tierfabriken: Die Wahl der Qual | |
> Die hartnäckigen Proteste gegen den geplanten Hähnchen-Schlachthof in | |
> Ahlhorn haben Wirkung gezeigt: Sein Bau hängt jetzt von einer | |
> Bürgerbefragung ab. | |
Bild: Hat in Ahlhorn viele Gegner: Hähnchenmast. | |
BREMEN taz | Die Hähnchenschlachterei Kreienkamp will so groß werden wie | |
die Branchenriesen Wiesenhof und Rothkötter. Dafür will Geschäftsführer | |
Walter Kreienborg in Ahlhorn, einem Ortsteil der Gemeinde Großenkneten, | |
einen Betrieb mit einer Schlachtkapazität von über 200.000 Hähnchen am Tag | |
bauen. | |
Doch dort regen sich massive Proteste, und anders als in Wietze, wo | |
Rothkötter neu gebaut hat, finden die Menschen in Großenkneten Gehör, und | |
zwar in Form einer Bürgerbefragung: 12.300 Menschen stimmen seit Montag | |
darüber ab, ob Kreienkamp nach Ahlhorn kommt oder nicht. | |
Vorangegangen waren monatelange Aktionen der Bürger-Initiativen | |
„Bürgerprotest“ und „Bündnis M.U.T.“ (Mensch, Umwelt, Tier). Der Ahlh… | |
Puten-Schlachthof Heidemark sei genug: Der Grundwasserspiegel sei bereits | |
gesunken, die Wasserqualität ebenfalls. Kreienkamp würde jährlich | |
zusätzlich rund 350.000 Kubikmeter Wasser benötigen, 170 neue Mastställe | |
müssten her, 55.000 Tonnen Mist würden ebenso anfallen wie LKW-Lärm. | |
Nahezu täglich protestierten und informierten Schlachthof-GegnerInnen in | |
Großenkneten, im April verschafften sich über hundert von ihnen Zutritt ins | |
Rathaus: Dort informierte damals Kreienborg den Großenkneter Gemeinderat | |
über seine Baupläne. | |
## Jüngster Wahltrend | |
Am Samstag gingen in Ahlhorn 700 DemonstrantInnen auf die Straße. Die | |
können jetzt einen Teilerfolg verzeichnen: Sollten die BürgerInnen dem Bau | |
mehrheitlich zustimmen, will Großenkneten höchstens 120.000 Schlachtungen | |
pro Tag zulassen, das Trinkwasser soll Kreienkamp vom öffentlichen | |
Versorger beziehen und die lauten LKWs dürften nicht durch die | |
Ortsdurchfahrt Ahlhorn. | |
Folgt man freilich dem jüngsten Wahltrend in Großenkneten, wird es gar | |
nicht erst soweit kommen: Im April wurde nicht wie erwartet der von CDU und | |
FDP unterstützte, parteilose Ludger Bickschlag neuer Bürgermeister, sondern | |
SPD-Ratsherr Thorsten Schmidtke – ein erklärter Gegner des geplanten | |
Schlachthofes. | |
Und auch die Ahlhornerin Astrid Grotelüschen (CDU), die 2010 wegen ihrer | |
Verstrickungen im Putenmast-Geschäft nach nur sieben Monaten ihr Amt als | |
niedersächsische Landwirtschaftsministerin wieder abgab, bekam einen | |
Dämpfer: Die Gemeinderats- und Kreistagsabgeordnete wurde in ihrem | |
Wahlkreis zwar in den Bundestag gewählt, allerdings mit deutlichem | |
Stimmverlust in Großenkneten. Über fünf Prozent weniger bekam sie im | |
Gegensatz zur Bundestagswahl 2009, die SPD-Kandidatin gewann indes fast | |
acht Prozent hinzu. | |
Bis zum 1. November stimmen die BürgerInnen nun ab. Die SPD im Gemeinderat | |
spricht sich gegen den Schlachthof aus, die CDU und FDP dafür. Sollte das | |
Ergebnis der Befragung mehrheitlich gegen Kreienkamp ausfallen, wollen sich | |
beide Fraktionen dem Willen der BürgerInnen beugen. | |
23 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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