# taz.de -- Studie zu Lärm von Offshore-Windkraft: Heavy Metal für Schweinswa… | |
> Fünf Jahre beobachteten Wissenschaftler die Umwelt nahe eines Windparks | |
> im Meer. Jetzt gibt es Grenzwerte für den Baulärm, den Tiere erdulden. | |
Bild: Schweinswal im Glück: Er muss nicht mehr als 160 Dezibel aushalten – n… | |
HAMBURG taz | Der Bau und Betrieb von Offshore-Windparks wirkt sich | |
langfristig nicht negativ auf die Meeresumwelt aus. Zu diesem Ergebnis | |
kommt die ökologische Begleitforschung zum Windpark Alpha Ventus vor der | |
ostfriesischen Insel Borkum. „Das ist eine gute Nachricht für die weitere | |
Entwicklung“, kommentiert Monika Breuch-Moritz, Präsidentin des in Hamburg | |
ansässigen Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). | |
Das fünfjährige Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesamtes habe | |
nachgewiesen, dass kaum eine der befürchteten Entwicklungen eingetreten | |
sei, sagte Breuch-Moritz bei der Präsentation der Studie am Mittwoch auf | |
einer Fachkonferenz in Berlin. Vor allem Schweinswale, die einzige | |
heimische Delfinart, seien viel geringer beeinträchtigt als von Skeptikern | |
vorhergesagt. | |
Während der Bauzeit würden die Meeressäuger, die sich unter Wasser mit | |
einem sensiblen Sonarsystem orientieren, allerdings in weitem Umkreis | |
verdrängt. Wegen der extrem lauten Rammungen meiden sie die Baustelle in | |
einem Radius von mindestens 15 Kilometern, bei Maßnahmen zum Schallschutz | |
noch im Umkreis von 8 Kilometern. | |
Zur Verankerung der Windanlagen werden Stahlpfähle mit mehreren Metern | |
Durchmesser in den Meeresboden gerammt. Pro Pfahl sind mehr als 8.700 | |
Schläge erforderlich. Bei Alpha Ventus, dem ersten deutschen | |
Offshore-Windpark, wurden in 750 Metern Entfernung noch 170 Dezibel | |
gemessen – lauter als ein Presslufthammer. Dieser Lärm kann für Fische und | |
andere Meeresbewohner tödlich sein, bei Schweinswalen und Seehunden kann er | |
zu schweren Schädigungen des Hörsinns und des Sonarsystems führen. | |
Um dem zu begegnen, hat das BSH jetzt einen „verbindlichen Grenzwert“ für | |
den Lärm festgelegt, sagt Breuch-Moritz. 160 Dezibel in 750 Meter | |
Entfernung sei der Höchstwert, den alle Betreiber von Windparks künftig | |
einhalten müssten. Dafür hätten sie bei den Genehmigungsunterlagen | |
verbindliche und nachprüfbare Schallschutzkonzepte einzureichen. | |
## Die Schweinswale kommen trotzdem zurück | |
Damit hätten die Investoren „Transparenz und verlässliche | |
Rahmenbedingungen. Das sind Grundvoraussetzungen, um die | |
Offshore-Windenergie nach vorne zu bringen“, sagt Enak Ferlemann (CDU), | |
Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. | |
Die ökologische Begleitforschung hat auch nachgewiesen, dass Schweinswale | |
nach dem Bauende wieder zurückkehren. „Der Betrieb zeigt keinen Effekt auf | |
die Meeressäuger“, so das Fazit der Studie. Auch nicht mehr auf Zugvögel, | |
die früher häufig mit Windmühlen kollidierten. Eine neu entwickelte | |
Beleuchtung der Windparks scheint die Vögel zu vertreiben statt anzuziehen. | |
Das senke das Kollisionsrisiko „erheblich“. | |
Dafür haben die Windparks andere ökologische Auswirkungen: Die Fundamente | |
der Windanlagen bilden künstliche Riffe, an denen sich rasch Muscheln und | |
Seeanemonen ansiedeln, gefolgt von Seesternen und Krebsen. Auf kleine | |
Fische folgen große Fische und schließlich deren Fressfeinde: Schweinswale, | |
Seehunde und Möwen. Die fallen vermehrt den drehenden Rotoren zum Opfer, | |
weil sie in dem gefährlichen Terrain fischen. | |
30 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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