# taz.de -- Gewalt im Kreuzberger Flüchtlingshaus: "Die Schule ist kein Hort d… | |
> In besetzter Schule wird ein Flüchtling schwer verletzt - offenbar von | |
> Mitbewohnern. Der Kreuzberger Stadtrat Hans Panhoff warnt jedoch vor | |
> einer Dramatisierung. | |
Bild: Polizisten auf Spurensuche in der von Flüchtlingen besetzten ehemaligen … | |
taz: Herr Panhoff, ein Flüchtling aus der besetzten Schule in der Ohlauer | |
Straße wurde schwer verletzt, offenbar von Mitbewohnern. Wie reagiert Ihr | |
Bezirksamt darauf? | |
Hans Panhoff: Dass sowas passiert, ist natürlich bedauerlich. Jetzt müssen | |
wir erstmal rausbekommen, was genau vorgefallen ist. Man muss aber auch | |
sagen: Messerstechereien passieren in dieser Stadt jeden Tag, an allen | |
möglichen Orten. Und wenn man weiß, unter welchen schwierigen Bedingungen | |
die Flüchtlinge hier leben, dass sie nicht arbeiten dürfen, teilweise | |
traumatisiert sind, staunt man fast, dass es doch relativ ruhig ist. | |
Die Flüchtlinge berichten, es komme immer wieder zu Gewalt in der Schule. | |
Ein solch schweren Vorfall gab es davor erst einmal. Unser Eindruck ist, | |
dass es in der Schule verhältnismäßig ruhig ist. Man muss da jetzt Augenmaß | |
behalten, bevor man einen Hort der Kriminalität ausruft. | |
Ihr Bezirk duldet die Besetzung. Haben Sie dann nicht die Pflicht, auch für | |
die Sicherheit der Bewohner zu sorgen? | |
Sie sagen es selbst: Es ist immer noch ein besetztes Haus. Wir haben das | |
nicht vermietet und betreiben da auch kein Flüchtlingsheim. Aber ich denke | |
schon, dass wir nach diesem Vorfall schauen müssen, ob die Strukturen dort | |
so bleiben können. | |
Was heißt das? | |
Es ist ein gutes Zeichen, wie ungestört die Polizei nach der Tat ihre | |
Arbeit machen konnte. Letztlich müssen sich die Bewohner selbst so | |
organisieren, dass sie miteinander leben können. | |
Sie waren persönlich wiederholt zu Verhandlungen im Haus. Was ist der | |
Stand? | |
Derzeit gestaltet sich die Kommunikation schwierig. Wir müssen | |
sicherstellen, dass das, was wir bereden, auch zu allen durchdringt und | |
nicht nur zu ein paar Wortführern. Bisher sprechen wir immer noch über ganz | |
pragmatische Dinge wie Haustechnik und Reparaturen. Viel weiter sind wir | |
noch nicht gekommen. Das gibt uns natürlich auch zu denken. | |
Gibt es einen Punkt, an dem von Ihrer Seite die Verhandlungen beendet | |
würden? | |
Wenn wir nicht weiterkommen, müssten wir natürlich die Strategie verändern. | |
Aber noch sind wir im Gespräch. Unser Ziel ist, dass wir uns bis Jahresende | |
darauf verständigen, was aus dem Haus wird. Dann gehe ich davon aus, dass | |
nach dem Winter die Umsetzung beginnt. | |
Ihr Bezirk wollte schon vor Monaten ein Projektehaus einrichten. Ohne die | |
Flüchtlinge? | |
Es kann dort durchaus auch Wohnanteile geben, auch für Flüchtlinge, aber es | |
wird kein ausschließliches Wohnhaus, sondern ein soziales und kulturelles | |
Zentrum für den Kiez. Dafür müssen die heutigen Bewohner aber erstmal | |
gehen, das ist richtig. | |
Die aber wollen bisher bleiben, ihr Bezirk nicht räumen. Was nun? | |
Der Bezirk hat sich auf den Verhandlungsweg festgelegt und dabei sind wir. | |
Derzeit klagen die Bewohner, sie würden alleine gelassen: Duschen, | |
Lebensmittel und Schlafstätten fehlten. | |
Ich habe immer gesagt und dabei bleibt es auch: Wir richten da kein | |
Wohnheim ein. Wir kümmern uns darum, dass dieses Haus aufrecht erhalten | |
wird, sorgen für Heizung, Technik und Toiletten. Wir würden auch Anschlüsse | |
für Duschen legen, aber wir selbst bauen keine ein. Eben weil wir dort | |
keine Wohnungen einrichten. | |
So aber bleiben die Probleme der Flüchtlinge. | |
Wir sorgen für das Notwendigste, werden für den Winter nochmal die Fenster | |
verglasen, auch Putzmittel sind auf dem Weg. Aber die Bewohner müssen sich | |
eben auch kümmern. Da fehlt bisher einiges an Verantwortung und | |
Verlässlichkeit. | |
14 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
## TAGS | |
Flüchtlinge | |
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