| # taz.de -- Genetische Analyse in „Nature“: Amis kommen aus Sibirien | |
| > Eine neue Analyse zeigt, dass schon die amerikanischen Ureinwohner von | |
| > unterschiedlichen Vorfahren abstammen – und nicht nur aus Ostasien. | |
| Bild: Sieht nicht so amerikanisch aus. Baikalsee in Sibirien. | |
| LONDON/KOPENHAGEN dpa | Einige Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner | |
| stammen aus dem südlichen Zentral-Sibirien. Dies ergab die Untersuchung | |
| jahrtausendealter DNA-Proben aus dieser Region. | |
| Bisher gingen viele Experten davon aus, dass die Vorfahren der | |
| Ur-Amerikaner aus Ostasien kamen. Ihre Untersuchung erkläre nun auch, warum | |
| einige Schädel der ersten Ureinwohner für Ostasiaten ziemlich untypische | |
| Merkmale besitzen, schreibt ein internationales Wissenschaftlerteam um | |
| Maanasa Raghavan von der Universität Kopenhagen (Dänemark) im britischen | |
| Fachblatt Nature. | |
| Die Forscher hatten zunächst aus einem Oberarmknochen eines männlichen | |
| Jugendlichen, der vor etwa 24.000 Jahren im südlichen Zentralsibirien | |
| (Mal'ta) lebte, Erbgut isoliert und analysiert. Sie untersuchten zum einen | |
| das mitochondriale Genom, welches nur von der Mutter vererbt wird. | |
| Charakteristische Positionen innerhalb des Genoms zeigten, dass das Genom | |
| zur Haplogruppe U gehört. Dieser Typ war unter alt- und | |
| mittelsteinzeitlichen Jägern- und Sammlern in Europa weit verbreitet, | |
| berichten die Forscher. | |
| Anschließend untersuchten sie das Erbgut des männlichen Y-Chromosoms. Es | |
| zeigte sich, dass dieses zu einer Linie gehört, die sowohl bei heutigen | |
| Menschen aus dem westlichen Eurasien zu finden ist, aber auch an der Wurzel | |
| der meisten Linien amerikanischer Ureinwohner. Das Erbgut zeige eine | |
| Mischung moderner westeurasischer Merkmale und der Merkmale der Ureinwohner | |
| Amerikas, schreiben die Forscher. Es unterscheide sich hingegen von den | |
| Erbgutmerkmalen östlicher Asiaten. | |
| ## Vor 24.000 Jahren | |
| Sie schließen aus ihrer Untersuchung zum einen, dass Populationen, die mit | |
| den heutigen West-Eurasiern verwandt sind, vor 24.000 Jahren viel weiter | |
| nordöstlich lebten als bisher angenommen – nämlich bis in das südliche | |
| Zentral-Sibirien hinein. Einige von ihnen vermischten sich mit den späteren | |
| Ur-Amerikanern, schreiben die Forscher weiter. | |
| Vermutlich geschah das, nachdem sich die Vorfahren der amerikanischen | |
| Ureinwohner von den ostasiatischen Ahnen abgespalten hatten und bevor sich | |
| die Ureinwohner in der Neuen Welt ausbreiteten. 14 bis 38 Prozent der | |
| uramerikanischen Abstammung gehe Berechnungen zufolge auf die sibirischen | |
| Ursprünge zurück. | |
| Die westeurasischen DNA-Merkmale, die man heute bei den Nachfahren der | |
| amerikanischen Ureinwohner findet, gehen demnach nicht nur auf die | |
| Durchmischung nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus zurück, | |
| sondern auch auf die bereits durchmischte Abstammung der ersten Amerikaner. | |
| Die Forscher analysierten anschließend noch das Erbgut eines zweiten | |
| Menschen, der vor etwa 17.000 Jahren in Sibirien lebte: Dieses wies ganz | |
| ähnliche Merkmale auf. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die | |
| Region auch während der Maximalphase der letzten Eiszeit vor etwa 21.000 | |
| Jahren durchgehend besiedelt war. | |
| 21 Nov 2013 | |
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