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# taz.de -- Nach Abkommen mit UN-Vetomächten: Iraner streiten ums Atom
> Der iranische Präsident ist mit dem Atomabkommen zufrieden, der
> Außenminister auch. Doch im Parlament ist man sich über die Folgen alles
> andere als einig.
Bild: Weniger Sanktionen, mehr Waren: Shopping in Teheran.
TEHERAN/DUBAI ap/rtr/dpa | Im Iran äußern konservative Abgeordnete Kritik
am Atomabkommen mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland. Die
Vereinbarung sei so vage und mit so vielen Bedingungen verknüpft, dass sie
zu einem Ende der iranischen Urananreicherung führen könnte, kritisierte
der Abgeordnete Ruhollah Hosseinian am Mittwoch.
Sein Kollege Hamid Resaei sprach von einem „Giftkelch“. Die meisten
Abgeordneten unterstützten die am Wochenende in Genf getroffene
Vereinbarung jedoch, weil die Sanktionen gegen den Iran gelockert werden.
Die Reaktionen wurden am Mittwoch live im Radio übertragen, nachdem
Außenminister Mohammed Dschawad Sarif die Abgeordneten über das Abkommen
informiert hatte.
Nach seinen Worten wird der Iran den umstrittenen Schwerwasser-Atomreaktor
Arak weiterbauen. Die Kapazität der Anlage werde aber nicht erhöht, sagte
der Minister am Mittwoch im Parlament. Das bedeute, dass kein neuer
Brennstoff produziert werde und keine neuen Anlagen installiert würden.
„Aber der Bau wird weitergehen“, sagte er laut dem Sender Press TV.
Der Schwerwasserreaktor ist Teil des Abkommens, das die fünf UN-Vetomächte
und Deutschland am Wochenende mit dem Iran zur Beilegung des Atomstreits
getroffen haben.
Darin ist festgelegt, dass der Iran seine Aktivitäten am Reaktor in Arak
stoppt. In der Anlage könnte Plutonium hergestellt werden, das für Bomben
nutzbar wäre. Der Iran hatte erklärt, in dem Reaktor solle nur nukleares
Material für die Medizin hergestellt werden. Nach früheren iranischen
Angaben könnte die Anlage im kommenden Jahr in Betrieb gehen.
## Zwei bis drei IAEA-Inspektionen pro Woche
##
Außerdem hat der Iran versprochen, der Internationalen Atomenergiebehörde
(IAEA) künftig regelmäßigen Zugang zu den Atomanlagen des Landes zu
gewähren. „Die IAEA-Experten werden demnächst zwei- bis dreimal in der
Woche unsere Urananreicherungsanlagen in Natans und Fordo besichtigen
können“, sagte Außenminister Sarif nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA
am Mittwoch vor dem Parlament in Teheran. Damit wäre versichert, dass in
den Anlagen alle Vorschriften eingehalten und nichts verändert werde.
Laut Sarif sei das Atomabkommen zwar nicht perfekt, aber dennoch habe das
Land nun die internationale Zusage für ein friedliches Atomprogramm,
einschließlich Urananreicherung auf niedrigem Niveau. Damit gäbe es
langfristig auch keine Rechtfertigung für wirtschaftlichen Sanktionen gegen
das Land. Dennoch gäbe es immer noch Differenzen, besonders bezüglich des
Zeitrahmens für die Aufhebung aller Sanktionen, so der Außenminister und
Atomchefunterhändler.
Zuvor hatte sich der iranische Präsident Hassan Ruhani für eine endgültige
Beilegung des Atomstreits mit dem Westen ausgesprochen. Der Iran werde die
Gespräche mit der internationalen Gemeinschaft fortsetzen, bis das Problem
endgültig gelöst und alle Sanktionen gegen das Land aufgehoben seien, sagte
Ruhani in einem Live-Interview im staatlichen Fernsehen. Zugleich pochte er
auf das Recht seines Landes auf ein ziviles Atomprogramm und die
umstrittene Urananreicherung.
In Anspielung auf den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu
sagte Ruhani: „Es gibt natürlich immer Ausnahmen, die wegen
kriegshetzerischer Mentalität weiterhin einen Konflikt wollen.“ Netanjahu
hatte die in Genf erzielte Übergangsvereinbarung als „historischen Fehler“
kritisiert.
Der Iran werde der Welt beweisen, dass das Land nie eine Atombombe oder
andere Massenvernichtungswaffen bauen wollte, sagte Ruhani. Ein Ende des
Atomstreits diene dem Frieden in der Region und der ganzen Welt.
27 Nov 2013
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