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# taz.de -- Festnahme in Mali: Handschellen für den Putschistenchef
> Der Putschistenchef von März 2012, Haya Sanogo, sitzt jetzt im Gefängnis.
> Dies wird als weiterer Schritt in Richtung Demokratie gewertet.
Bild: Der festgenommene Putschistenführer Amadou Haya Sanogo.
COTONOU taz | Die Anklage gegen den Hauptputschisten General Amadou Haya
Sanogo in Mali lautet auf Mord. Nach wochenlangem Hin und Her wurde er am
Mittwoch von etwa 25 Soldaten in seinem Haus in der Hauptstadt Bamako
verhaftet. Abends war es die Spitzennachricht im malischen Staatsfernsehen
ORTM. Arbeitsminister Mahamane Baby betonte allerdings, dass auch Sanogo
alle Rechte der malischen Verfassung, wie die Wahl eines Anwaltes, zustehen
würden.
Endlich, so dürften viele Menschen in Mali denken. Denn der einstige
Anführer der Aufständischen verfügte lange über großen Einfluss in der
malischen Politik und wurde im Laufe der Zeit zu einer immer
zwiespältigeren Person.
Mehrfach war der General in den vergangenen Wochen vorgeladen worden. Vor
Gericht sollte er sich zu zwei mutmaßlichen Verbrechen äußern: Ende
September starben bei Protesten der Armee sieben Soldaten. Sie sollen eine
Meuterei gegen Sanogo angezettelt haben.
23 weitere verschwanden wohl im April und Mai 2012. Sie gehörten den
„Bérets Rouges“ an, jenen regierungstreuen Soldaten, die auch noch nach dem
Staatsstreich vom 22. März 2012 zu dem gestürzten Präsidenten Amadou
Toumani Touré (ATT) hielten.
## Der Putsch fand wohl eher aus Versehen statt
Der Sturz von ATT – so wird der einstige Präsident in Mali fast nur genannt
– machte Sanogo Ende März 2012 über Nacht weltbekannt. Wohl eher aus
Versehen anstatt von langer Hand geplant stürzte damals eine Gruppe von
Soldaten aus den mittleren Rängen der Armee das Staatsoberhaupt.
Sie waren frustriert über die schlechte Ausstattung der Armee und empfanden
sich im Kampf gegen die Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA), die immer
weitere Teile des Nordens eingenommen hatte, als Kanonenfutter. Doch die
Soldaten rund um Sanogo wirkten gerade zu Beginn eher unbeholfen. Bei der
ersten Fernsehansprache fragte einer, ob man nun tatsächlich schon live auf
Sendung sei.
## Amnesty foderte ein Ende der Willkürjustiz des Militärs
Wohl auch deshalb willigte Sanogo schon wenige Wochen später ein, dass eine
Übergangsregierung gebildet wird. Es war klar, dass er und seine Leute
nicht genügend Macht und Erfahrung hatten, um das Land tatsächlich zu
führen. Dennoch demonstrierte Sanogo gerne weiter seinen Einfluss. Vor
knapp einem Jahr zwang er den damaligen Premierminister Cheikh Modibo
Diarra und dessen Kabinett zum Rücktritt.
Für viel Unverständnis sorgte Mitte August dieses Jahres Sanogos
Beförderung zum General. Sie ereignete sich ausgerechnet wenige Tage nach
der Stichwahl um das Präsidentenamt, die in Mali als ein außerordentlich
wichtiger Schritt zurück in Richtung Demokratie und als Neuanfang nach dem
Staatsstreich galt.
Der Umgang mit dem Putschistenführer rief schließlich auch internationale
Menschenrechtsorganisationen auf den Plan. Noch in der vergangenen Woche
forderte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die malische
Regierung müsse dazu angehalten werden, „endlich die Willkürjustiz des
Militärs und die grassierende Straflosigkeit zu beenden“.
28 Nov 2013
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Mali
Azawad
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