# taz.de -- Christa Goetsch über die Sophienterrassen: „Es wird nie reichen�… | |
> Die Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen fordert, an der früheren | |
> Generalkommandantur der Wehrmacht einen Erinnerungsort zu schaffen. | |
Bild: Luxusleben, wo einst die Militärs ein und aus gingen: So soll die einsti… | |
taz: Frau Goetsch, Sie würden gerne die ehemalige Wehrmachtskommandantur | |
auf dem Gelände der Sophienterrassen zu einem Erinnerungsort machen – dem | |
76. in Hamburg. Ist das nicht ein bisschen viel? | |
Christa Goetsch: Man darf hier nicht von der Menge ausgehen. Es geht darum, | |
dass an die Geschichte dieser Zeit angemessen erinnert wird und dass die | |
ehemalige Generalkommandantur deshalb ein öffentlich zugänglicher Ort sein | |
sollte. Wir sagen ja auch nicht bei den Stolpersteinen oder bei anderen | |
Orten, die erst nach 70 Jahren ins öffentliche Bewusstsein gedrungen sind, | |
dass es jetzt reicht. Ich glaube, dass es nie reichen wird, an die Nazizeit | |
zu erinnern. | |
Würde nicht eine Tafel genügen wie an der ehemaligen | |
Stadtentwicklungsbehörde, die einmal das Hauptquartier der Hamburger | |
Gestapo war? | |
Die Diskussion über das geplante Deserteurs-Denkmal oder den ehemaligen | |
Hannoverschen Bahnhof, von dem aus deportiert wurde, zeigt, dass es | |
Möglichkeiten jenseits einer Plakette gibt, so etwas zu gestalten – etwa | |
indem man interaktive Angebote schafft. Es gibt ganz interessante neue | |
Formen, mit denen der Geschichtsvergessenheit begegnet werden kann. | |
Grundsätzlich geht es darum, diesen Ort nicht auszulöschen. Deshalb unser | |
Antrag. | |
Was sollte konkret von der ehemaligen Kommandantur übrig bleiben: der | |
Festsaal, die Säulenhalle, die Adler auf dem Dach? | |
Es ist despektierlich, wie Sie das fragen. Wir wurden durch einen Artikel | |
in der Süddeutschen Zeitung aufmerksam. Der hat gezeigt, dass die Fachleute | |
auf dem Gebiet der Erinnerungskultur und der Denkmalschutz 2006 nicht | |
miteinander kooperiert haben. Jetzt gibt es nur noch die Chance, dass man | |
zumindest auf das aufmerksam macht, was aus der Kommandantur heraus | |
passiert ist. | |
So viel man weiß, wurden im Gebäude selbst aber keine Verbrechen begangen. | |
Sicher anders als im Gestapo-Hauptquartier, aber es gab Anordnungen zu | |
Verbrechen. | |
Das Gestapo-Hauptquartier soll ja gerade umgebaut werden. Wie wird dort ein | |
angemessener Umgang mit der Geschichte sichergestellt? | |
Soweit ich weiß, wird für das Gestapo-Hauptquartier in Zusammenarbeit mit | |
der Gedenkstätte Neuengamme an einem Erinnerungskonzept gearbeitet. | |
Sie fordern, die Kommandantur solle ein „öffentlich zugänglichen | |
Erinnerungsort“ werden. Wie stellen Sie sich das genau vor? | |
Es handelt sich heute um ein Privatgelände. Daher muss eine Möglichkeit | |
geschaffen werden, dass Besucher, die nicht ihre Wohnung in diesem Gebäude | |
haben, das sehen können. Es geht darum, von der Straße her einen Zugang zu | |
öffnen, um die Geschichte des Hauses lesen zu können. Wenn der Senat mit | |
dem Investor Kontakt aufnähme, würde dieser sich sicher bewegen lassen. | |
29 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
## TAGS | |
Judenverfolgung | |
Flüchtlinge | |
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