# taz.de -- Gift durch Kohlekraftwerke: Nur ein bisschen tödlich | |
> Rot-Grün relativiert Studienergebnisse zur Schädlichkeit der drei Bremer | |
> Kohlemeiler. Und sieht keine Möglichkeit, deren Laufzeit zu begrenzen. | |
Bild: Soll bis 2015 laufen: das Kohlekraftwerk in Bremen-Hastedt | |
Die Schadstoffe der drei Bremer Kohlekraftwerke sind für 39 Todesfälle im | |
Jahr verantwortlich, für 418 verlorene Lebensjahre und für 8.234 verlorene | |
Arbeitstage. Das jedenfalls sagt Greenpeace, unter Berufung auf eine | |
[1][Studie der Uni Stuttgart], die 67 deutsche Kohlekraftwerke untersucht | |
hat. Der rot-grüne Senat sagt hingegen: Die „konkreten Gesundheitsfolgen“ | |
der Bremer Kohlemeiler für die Bevölkerung könnten quantitativ nicht | |
abgeschätzt werden. Und überhaupt gebe es bei der unter dem Titel „Tod aus | |
dem Schlot“ debattierten Studie ja auch allerlei „methodische | |
Unwägbarkeiten“. | |
„Panikmache“ sei nicht angezeigt, sagte gestern der grüne Umweltsenator | |
Joachim Lohse bei einer Parlamentsdebatte. Und dass die Kohlekraftwerke in | |
Bremen nur „zu einem kleinen Teil“ an der Schadstoffbelastung der Luft | |
schuld seien. Weil der Verkehr in der Stadt, das sagten PolitikerInnen von | |
Rot-Grün gestern immer wieder, im Vergleich dazu viel schlimmer sei. Aber | |
während die EU derzeit über eine Verschärfung der Grenzwerte für Feinstaub | |
nachdenkt, ist Lohse da zurückhaltender: Eine Ausweitung der Umweltzone, | |
wie die Linkspartei sie fordert, oder Fahrverbote für Abgasschleudern sind | |
für ihn momentan tabu. Das ist ihm wohl zu heikel. | |
Die Grünen im Parlament wiederum würden gerne die Laufzeit der Kohlemeiler | |
begrenzen. „Doch dazu haben wir keine Handhabe“, sagte die Klimapolitikerin | |
Anne Schierenbeck. Gesetzlich gebe es „keine Möglichkeit“, Genehmigungen zu | |
versagen, wenn alle rechtlichen Mindestanforderungen erfüllt seien, schrieb | |
der Senat auf eine [2][Anfrage] der Grünen-Fraktion. Auch eine Befristung | |
der Laufzeiten sei im Gesetz „nicht vorgesehen“. Das heißt: Die | |
Entscheidung, wie lange ein Kohlekraftwerk läuft, liegt allein bei den | |
Betreibern. Sie hängt damit rein von der wirtschaftlichen Rentabilität | |
solcher Meiler ab. | |
Zwar wird das Kraftwerk im Hafen, das besonders viel Schadstoffe emittiert, | |
heruntergefahren – es soll aber in den kommenden Jahren „grundsätzlich | |
einsatzfähig“ bleiben. Und das Kohlekraftwerk in Hastedt soll mindestens | |
bis 2025 laufen, jenes in Farge bis 2024 – in beide Meiler haben die | |
Betreiber jüngst noch investiert. | |
Es sei „unbestritten“, dass Kohlekraftwerke krank machten, sagte die grüne | |
Gesundheitspolitikerin Kirsten Kappert-Gonther, auch wenn die Kritik an der | |
Methodik der Greenpeace-Studie „berechtigt sein mag“. Doch als Konsequenz | |
aus deren Ergebnissen fiel ihr vor allem der Hinweis ein, man möge doch | |
mehr Rad fahren. Lohse will immerhin die Kohlekraftwerke „so schnell wie | |
möglich ablösen“, was immer das genau heißen mag. | |
Dazu passt der jüngste Hinweis, dass die Klimabilanz der Bremer Wirtschaft | |
heute schlechter ausfällt als noch 1990. Und der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß | |
des verarbeitenden Gewerbes ist von 2010 bis 2011 deutlich angestiegen. Zur | |
Erinnerung: Das Land Bremen will den Ausstoß klimaschädlicher Abgase bis | |
2020 um 40 Prozent senken. | |
10 Dec 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/klima/Kohle-Gesun… | |
[2] http://www.bremische-buergerschaft.de/fileadmin/volltext.php?area=&np=&… | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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