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# taz.de -- Initiative für Hasch-Legalisierung: Morgen, Kiffer, wird’s was g…
> Zwei Berliner verschenken die Überschüsse ihrer Hanfernte in einer
> konspirativen Aktion auf der Straße. Sie hoffen auf Nachahmer.
Bild: Manche ernten so viel Gras, dass sie es verschenken können. Toll.
Wenn dieses Weihnachtsfest für einige Berliner entspannter ausfällt als
sonst, könnte das auch an Sam und Frank liegen: Die Freunde wollen
Passanten mit selbst angebautem Cannabis beschenken. Dass die Bescherung in
die Weihnachtszeit fällt, ist Zufall. Auch zu anderen Jahreszeiten haben
die beiden schon in Kreuzberg, Friedrichshain und Prenzlauer Berg Hunderte
Homegrown-Tütchen an Laternenpfähle und Plakatwände gehängt. Sie wollen
damit die Forderung nach der Legalisierung von Cannabis unterstützen.
Sam und Frank heißen in Wirklichkeit anders, aber der Rest der Geschichte
stimmt. Frank ist Ende 20 und erfolgreicher Unternehmensberater. Sam ist
ein bisschen älter, er holt gerade seinen Abschluss an der Universität
nach. Überzeugte Kiffer sind sie beide. Wenn andere nach Feierabend Bier,
Wein oder Wodka trinken, rauchen sie lieber einen Joint. „Entspannend und
gleichzeitig inspirierend“, beschreibt Frank die Wirkung. „Alkohol rühre
ich überhaupt nicht mehr an“. Sam preist Cannabis als Topdroge, wenn er Sex
hat, rät aber zum Maßhalten: „Zu viel macht müde und schlapp.“
Das Gras bauen die Freunde selbst an. Wo die Growbox mit den 10 Pflanzen
steht, bleibt geheim. Nur so viel wird verraten: Es gibt 475-Watt-Lampen
und eine Bewässerungsanlage, alles High Tech: „Ich habe immer das teuerste
und neueste Zeug“, sagt Frank, „das ist mein Hobby“. Vor drei Jahren zeig…
sich erstmals, dass die Pflanzen mehr abwerfen, als die Freunde für den
Eigenbedarf brauchten. Dealen wollten sie nicht. So entstand die Idee,
einen Teil der Ernte zu verschenken.
Die durchsichtigen Plastiktütchen, die sie in der Stadt verteilen,
enthielten jeweils die Menge für einen Joint, erklärt Sam. Auch ein eigenes
Design hätten sie entwickelt. „Das ist keine Kunst“ oder „Nazis raus“,
steht auf der Verpackung, manchmal auch „100 Prozent Bio“ – was aber „e…
Joke“ ist, wie Frank zugibt. Um zu verhindern, dass die Tütchen in
Kinderhände gelangen, hänge man sie hoch auf. Der Umkreis von Kindergärten
und Schulen sei tabu, versichert Frank.
Großartig herumgesprochen hat sich die Geschichte offenbar noch nicht. Eine
kostenlose Verteilaktion? „Ist ja lustig“, reagiert der Vorsitzende des
Deutschen Hanfverbandes, Georg Wurth, erstaunt. Aber dann gerät er ins
Grübeln. Dass damit die Legalisierungskampagne unterstützt werden solle,
sei gut gemeint. „Aber was, wenn das Gras in falsche Hände gerät?“
## Andere strecken mit Blei
Er selbst würde den Inhalt eines gefundenen Tütchens nicht konsumieren,
sagt Wurth und verweist auf Methoden unseriöser Leute, die Gras mit Sand
und Blei strecken. Das Vorhaben der grünen Bürgermeisterin Monika Herrmann,
in Kreuzberg einen Coffeeshop nach holländischem Vorbild einzurichten, sei
deshalb die einzige, richtige Konsequenz. „Man muss Cannabis in
vernünftigen Fachgeschäften erwerben können“, so Wurth.
Sam und Frank indes sind sich sicher, dass sie die Leute mit ihren
Geschenktütchen beglücken. Zu gerne würden sie die leuchtenden Augen der
Finder sehen. Aber das Risiko, erkannt zu werden, ist zu groß. „So eine
konspirative Aktion hat ja auch was“, tröstet sich Frank. Schon bald soll
es wieder losgehen. Ein Motto gibt es auch schon: „Nachahmen erwünscht.“
12 Dec 2013
## AUTOREN
Plutonia Plarre
## TAGS
Haschisch
Legalisierung
Berlin
USA
Cannabis
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Görlitzer Park
Coffeeshop
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