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# taz.de -- Freistoß-Spray bei Fußball-WM: Der schöne Schaum
> Der Schiedrichter als Sprayer: Die Fifa will auch bei der
> Fußball-Weltmeisterschaft ihr neues Freistoß-Spray einsetzen. Eine klasse
> Idee.
Bild: An der Tube: Referee Carlos Velasco aus Spanien
Es kommt aus Buenos Aires und nennt sich „915 Fair Play Limit“. Das farbige
Spray, laut Hersteller „eine Flüssiggassubstanz, biologisch abbaubar und
harmlos für den Rasen“, macht den Schiedsrichter zum Platzwart. Er sprüht
damit eine Markierung auf den Rasen, um beim Freistoß die gegnerische Mauer
auf Abstand zu halten. 9,15 Meter müssen es sein. Mit dem Schaum, der nach
45 Sekunden verschwindet, geht das ganz einfach.
Derzeit wird das Spray bei der Klub-WM in Marokko eingesetzt. Es sieht
komisch aus, scheint aber effektiv. Es setzt dem trickreichen Raumgewinn
der Mauer ein Ende, jenem Getrippel im Rücken des Schiedsrichters. Wenn man
die Bilder aus Marokko richtig interpretiert, dann steht die Mauer künftig
nicht mehr zu nah dran am Schützen, sondern eher weiter weg.
Mit dem Spray können es auch mal zehn Meter oder mehr werden. Auch das ist
nicht schlecht. So könnten mehr Tore fallen. Schon schön, die Sache mit dem
Schaum, wird der Schütze denken, der den Ball nun wunderbar über das
Bollwerk zirkeln kann.
Noch muten die Bemühungen der Schiedsrichter etwas merkwürdig an. Sie
werden von europäischen Medien gern verlacht und bespöttelt, wenn sie mit
der Dose losziehen und ihre Linie sprühen. Aber das ist nur eine Sache der
Gewöhnung. In den Ligen Argentiniens und Brasiliens wird bereits eifrig
gesprayt und auch bei Juniorenweltmeisterschaften. Fifa-Chef Sepp Blatter
will das Zeug nun auch bei der Weltmeisterschaft in Brasilien einsetzen.
## Gralshüter des reinen, unverfälschten Spiels
Gibt sich die Fifa damit also innovationsfreudig? Ein bisschen. Warum
sollte nicht gesprayt werden, wo doch sonst vieles im Fluss ist im
Fußballbereich: Die Banden flackern wie wild, Stehplätze gibt’s immer
weniger, Schiedsrichter tragen Mikros und erscheinen schon mal in
Mannschaftsstärke.
Und die nächsten Neuerungen warten schon auf ihre Einführung. Demnächst
kommt die Torlinientechnik. Auch auf den Videobeweis dürfte irgendwann
zurückgegriffen werden. Er hat sich in vielen Sportarten durchgesetzt,
verhindert grobe Fehlentscheidungen, von denen wir in der
Bundesliga-Hinrunde viele gesehen haben, man erinnere sich nur an das
Phantomtor von Leverkusen.
Blatter gibt sich zwar stets als Gralshüter des reinen, unverfälschten
Spiels, aber er hat auch ein Gespür für Strömungen und Entwicklungen. Wenn
der Druck zu groß wird von außen, dann dürfte der Taktiker elegant
umschwenken. Vielleicht wird er gar zum größten Fan des Videobeweises
werden.
Er habe es ja schon immer gewusst, welches Reformpotenzial da dringesteckt
habe, mag Blatter dann sagen. Recht so. Der Fußball verträgt so einiges:
Spray, Torkameras und Videobeweise.
20 Dec 2013
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Fifa
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