| # taz.de -- Die Krise von Borussia Dortmund: Der dunkelste Tag des Jahres | |
| > Dortmund verliert gegen Hertha BSC sein drittes Bundesliga-Heimspiel in | |
| > Serie. Es fehlen offensive Ideen – und die gute alte Gier | |
| Bild: Bange Dortmunder Blicke: Wie wird es 2014 weitergehen? | |
| DORTMUND taz | Ihre Gesichter waren ernst, einige der Dortmunder Spieler | |
| blickten beschämt zu Boden, als sie nach dem 1:2 gegen den Aufsteiger | |
| Hertha BSC Berlin am Samstag ein letztes Mal vor der Winterpause ihre | |
| Anhänger von der Südtribüne aufsuchten. | |
| Irgendwo in der schwarz-gelben Wand hissten ein paar Leute ein Transparent | |
| auf dem „2013 Danke für viele Sternstunden“ zu lesen war, aber das war | |
| natürlich nur ein schwacher Trost in diesem Moment, der gewiss zu den | |
| schmerzlichsten zählte, seit die Dortmunder im Sommer 2010 ihren Höhenflug | |
| begannen. Denn Dortmund verliert nicht mehr nur einzelne Spiele, der Klub | |
| ist in eine ernste sportliche Krise geraten. | |
| Es war die dritte Heimniederlage in Folge, gerade einmal vier Punkte holte | |
| Dortmund aus den jüngsten sechs Bundesligapartien. Vor allem aber war | |
| dieser 21. Dezember, der dunkelste Tag des Jahres, fußballerisch so finster | |
| wie kein anderer Dortmunder Auftritt der vergangenen Monate. „Ich bin nach | |
| langer, langer Zeit erstmals nicht einverstanden, mit der Art und Weise, | |
| wie wir aufgetreten sind“, sagte Sportdirektor Michael Zorc, die Mannschaft | |
| habe „leichtfertig zu wenig gemacht.“ | |
| Nach den anderen verlorenen Partien haderten die Dortmunder über die vielen | |
| vergebenen Chancen, diesmal hatten sie überhaupt keine. Das frühe 1:0 durch | |
| Marco Reus fiel nach einem schlimmen Fehler des erst 18-jährigen Berliner | |
| Ersatztorhüters Marius Gersbeck (7.), fünf Minuten danach vergab Robert | |
| Lewandowski noch eine passable Möglichkeit, in den über 80 Minuten, die | |
| dann folgten, gab es mal einen harmlosen Fernschuss, mal einen zaghaften | |
| Kopfball. Mehr nicht. | |
| ## 128 Kilometer gelaufen | |
| „Die Zielstrebigkeit und die Bereitschaft, ein körperbetontes Spiel | |
| abzuliefern, sind bei uns auf der Strecke geblieben“, sagte Torwart Roman | |
| Weidenfeller. Umso erstaunlicher ist, dass die Mannschaft in dieser Partie | |
| sensationelle 128 Kilometer gelaufen ist, mehr als in allen anderen | |
| Bundesligaspielen dieser Hinrunde. Körperlich müde waren sie also nicht, | |
| „wir hatten ja noch nicht einmal eine englische Woche“, sagte auch Zorc. Es | |
| fehlen aktuell vielmehr Dinge wie ein starker Wille, Durchsetzungsfähigkeit | |
| und die gute alte Gier. | |
| Das Kombinationsspiel durchs Mittelfeld wirkt unsicher, manchmal sogar | |
| hölzern, was natürlich auch damit zu tun hat, dass die Spieleröffner Neven | |
| Subotc und Mats Hummels fehlen. Und in der Reihe davor fallen mit Ilkay | |
| Gündogan und Sven Bender zwei weitere Leistungsträger aus. | |
| Aber die Ausrede vom Verletzungspech mochten die Dortmunder nicht gelten | |
| lassen, obwohl zunächst Ersatzmann Eric Durm das 1:0 von Adrian Ramos mit | |
| einer missglückten Ballannahme vorbereitet hatte (23.) und später der erst | |
| 18-Jährige Marian Sarr den Ball am eigenen Strafraum verlor, woraufhin Sami | |
| Allagui zum 1:2 traf (45.). | |
| Mit Hummels und Subotic wäre wohl keines dieser Gegentore gefallen. Zwar | |
| war der BVB auch mit den beiden Leistungsträgern schon in Rückstand | |
| geraten, hatte sich aber immer wieder mit viel Leidenschaft und | |
| Offensivkraft gegen drohende Punktverluste gewehrt. Am Samstag habe die | |
| Mannschaft hingegen „aufgehört Fußball zu spielen“, meinte Kapitän | |
| Sebastian Kehl. „Wir haben zu statisch gespielt und keine Lösungen | |
| gefunden.“ | |
| ## Offensive ohne Selbstvertrauen | |
| Mittlerweile sind nämlich auch der Offensive, in der keine wichtigen | |
| Spieler verletzt sind, Esprit und Selbstvertrauen abhanden gekommen. Marco | |
| Reus und Robert Lewandowski agieren derzeit so harmlos wie seit vielen | |
| Monaten nicht, und Henrikh Mkhitaryan arbeitet zwar viel, aber mal spielt | |
| er zu früh ab, mal zu spät, mal entscheidet er sich für einen Schuss, wenn | |
| ein Mitspieler besser postiert war, mal spielt er ab, wenn er besser selbst | |
| hätte abschließen sollen. | |
| In der Summe ergibt das einen fatalen Mangel an Effizienz. „Wir hatten | |
| Ballbesitz ohne Ende, aber keine zwingenden Chancen“, stellte Klopp | |
| ernüchtert fest. Selbst das Publikum, dessen Wucht das Team in der | |
| Vergangenheit in schweren Momenten immer wieder angetrieben hat, wirkt | |
| derzeit kraftlos. Als sei die ganze Sache langweilig geworden, jetzt, wo | |
| der FC Bayern uneinholbar davon geeilt ist | |
| Diese Entwicklung ist gefährlich, denn „es ist sicher nicht so, dass | |
| Borussia Dortmund Artenschutz genießt, was die direkte Qualifikation zur | |
| Champions League betrifft“, sagte Kapitän Kehl. Im Moment gibt es nämlich | |
| diverse Klubs, die mindestens auf Augenhöhe mit dem BVB spielen. | |
| 22 Dec 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniel Theweleit | |
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