# taz.de -- Grundversorgung: Wenn kein Lichtlein brennt | |
> Stromsperren nehmen zu. Im März forderte die Bürgerschaft den Senat auf, | |
> aktiv zu werden. Doch laut SWB gab es bislang keine Gesprächsanfrage. | |
Bild: Kann zu Gewalt führen: In Pakistan gingen Protestierer gegen Stromsperre… | |
BREMEN taz | Die Nachricht kam Mitte Dezember: Die Zahl der Stromsperren in | |
Bremen ist dieses Jahr erneut gestiegen – bei bis zu 5.000 Haushalten | |
könnte bis Ende 2013 von der SWB der Strom abgestellt worden sein. 2012 | |
waren es noch 4.300. Das Problem dieser Zwangsmaßnahme auf Grund von | |
Zahlungsrückstand hatte die Linkspartei bereits vor einem Jahr zu | |
Weihnachten zum Thema gemacht. Grüne und SPD hatten daraufhin im Frühjahr | |
mit einem eigenen Antrag in der Bürgerschaft nachgezogen, der am 14. März | |
beschlossen wurde: Darin fordert die Bürgerschaft den Senat auf, „mit dem | |
örtlichen Energieversorger Gespräche aufzunehmen“, um „Maßnahmen zur | |
Verhinderung von Zwangsabschaltungen einzuleiten“. Was wurde seitdem | |
unternommen? | |
SWB-Sprecherin Angela Dittmer sagte zur taz: „Bislang ist keine offizielle | |
Anfrage zu Gesprächen eingegangen.“ Nicht beim Vertriebs-Geschäftsführer | |
Thomas Eickholt, nicht bei Dieter Schmidt, der in den Kundencentern die | |
Privatkunden-Kontakte verantwortet und nicht bei der Zuständigen der SWB | |
für Kontakte in die Politik. Sie habe extra nachgefragt, so Dittmer. Dass | |
bezüglich des Bürgerschafts-Beschlusses von Seiten der Politik seit März | |
nichts gekommen sei, das „wundert mich auch“, sagt Dittmer. | |
Von der SWB beziehen 84 Prozent der Bremer Haushalte ihren Strom. Zahlen | |
sie trotz Mahnungen nicht, heißt es: Licht aus, Fernseher aus, Kühlschrank | |
aus. | |
Auf die angestiegene Zahl der Sperren hatte die Linkspartei deutlich | |
reagiert. „Dass trotz Bürgerschaftsbeschluss die Stromsperren im Land | |
Bremen sogar wieder hochgehen, ist absolut nicht hinnehmbar“, erklärte | |
Peter Erlanson, Sozialpolitiker der Linkspartei. Der Senat müsse sich „mit | |
der SWB viel nachdrücklicher ins Benehmen setzen“. | |
Als Verbesserungsmaßnahme vorgeschlagen wurden in dem Antrag im März etwa | |
die „Einführung einer monatlichen Stromabrechnung im Zusammenhang mit der | |
Umstellung auf elektronische Zähler“ oder, dass geprüft werden solle, wie | |
mehr Informationen zu den betroffenen Haushalten und Gründen für die | |
Stromsperren geschaffen werden könnten. | |
Dazu, was seitdem unternommen worden sei, erklärte Sozialressort-Sprecher | |
Bernd Schneider, dass es im Juni 2013 eine Bundesratsinitiative mit den | |
Ländern Hamburg und Nordrhein-Westfalen gab, Baden-Württemberg allerdings | |
Datenschutzbedenken hatte. | |
In Bremen liege die Federführung beim Umwelt und Bauressort, so Schneider. | |
Der Bau-Deputation solle im Frühjahr berichtet werden und das Sozialressort | |
arbeitet zu. Für das Absperren von Wasser hingegen sei das Sozialressort | |
zuständig. „Dazu gab es ein Gespräch mit der SWB“, erklärte Schneider. U… | |
„Es ist das grundsätzliche Verfahren zu Versorgungssperren (auch bei Strom) | |
besprochen worden.“ | |
Eine Anfrage der taz vom Donnerstag, was wegen Stromsperren unternommen | |
worden sei, wurde aus dem Umwelt und Bauressort bis zum Redaktionsschluss | |
am Montag nicht beantwortet. | |
Die SWB zumindest wird von allein nichts an der bisherigen Praxis ändern: | |
Auch weiterhin werde man „in jedem Einzelfall einer drohenden Sperrung | |
sensibel vorgehen“, erklärte SWB-Sprecherin Dittmer. Auf die | |
Versorgungsunterbrechung zu verzichten, aber halte die SWB „für den | |
falschen Weg“: „Sozialpolitik kann nur dort gemacht werden, wo sie | |
beheimatet ist, in der Politik.“ | |
24 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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