Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar zum Tod Ariel Scharons: Der Kompromisslose
> Ariel Scharon war Ziehvater der israelischen Siedlerbewegung. Dennoch
> trat er für die Zweistaatenlösung ein.
Bild: Ariel Scharon, kurz nach seinem Wahlsieg 2001.
Von Taktgefühl zeugen die Feiern in Gaza und die Freude der Feinde Ariel
Scharons über seinen Tod nicht gerade. Verständlich sind sie trotzdem.
Scharon klebte das Blut an den Händen. Auch das der Palästinenser von Sabra
und Schatilla, obschon er dem Morden in den Flüchtlingslagern vor gut 30
Jahren nur zusah. Wie so viele Male zuvor war er damals ausgezogen, um
Terrorkommandos zu zerschlagen. Von diesem Ziel angetrieben ließ er das
Unrecht an den Unschuldigen geschehen.
Für Scharon gab es keine Kompromisse mit Terroristen. Nicht wie Yizhak
Rabin, einem seiner Vorgänger im Regierungshaus, der Verhandlungen führte,
als gäbe es keinen Terror, um gleichzeitig den Terror zu bekämpfen, als
gäbe es keine Verhandlungen, lehnte Scharon den Dialog mit den
Palästinensern unter Feuer ab. Stattdessen stellte er den damaligen
Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat auf Jahre kalt.
Scharon allein als skrupellosen Terroristenjäger zu erinnern, täte ihm
Unrecht. Das war er zwar genauso wie er Ziehvater der Siedlerbewegung war
und Pragmatiker und Visionär und Bauer. Aufgewachsen in einem Moschaw,
einer Landwirtschaftskooperative, war Scharon von frühester Kindheit an
viel stärker sozialistisch geprägt als von einer religiös-nationalistischen
Groß-Israel-Ideologie.
Aus strategischen Erwägungen preschte er mit dem Siedlungsbau in den
Palästinenensergebieten voran. Nicht die Vorstellung vom gottgegebenen Erez
Israel trieben ihn dabei an, sondern die Sorge um die Sicherheit seines
Landes und der Mangel an Vertrauen dem Nachbarn gegenüber. Wie Benjamin
Netajahu, Israels heutigem Regierungschef, sprach er den Palästinensern den
ernsthaften Friedenswillen ab, solange sie Israel nicht als jüdischen Staat
anerkennen würden.
Doch anders als Netanjahu zögerte er nicht, die Dinge beim Namen zu nennen
und sich offen für zwei Staaten zu erklären. Scharon überraschte, als er
von „Besatzung“ und von „Palästina“ sprach und verkündete, die Kontro…
über das andere Volk nicht ewig fortsetzen zu wollen. Der Abzug aus dem
Gazastreifen sollte ein weiterer Schritt sein hin zur Zweistaatenlösung,
die auch den Abriss von Siedlungen bedeuteten würde, die zuvor unter seiner
Aufsicht entstanden waren. Dass Scharon seinen letzten politischen Feldzug
nicht zu Ende führen konnte, gehört zu den großen Einbrüchen im
Friedensprozess mit den Palästinensern.
12 Jan 2014
## AUTOREN
Susanne Knaul
## TAGS
Israel
Ariel Scharon
Palästinenser
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Palästina
Israel
Ariel Scharon
Ariel Scharon
## ARTIKEL ZUM THEMA
Palästinenser im Westjordanland: Protest durch Wiederaufbau
Die Aktion nennt sich „Salz der Erde“. Palästinensische Aktivisten bauen
ein verlassenes Dorf im Jordantal wieder auf.
Israelischer Minister entschuldigt sich: Sorry, Kerry!
Israels Verteidigungsminister Jaalon soll über US-Außenminister Kerry
hergezogen haben. Nun hat er sich für die beleidigenden Äußerungen
entschuldigt.
Reaktionen auf den Tod Ariel Scharons: Viel Ruhm und ein Höllenwunsch
Von Angela Merkel bis Bill Clinton würdigten etliche Politiker den
ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Scharon. Die Palästinenser
zeigten sich hingegen unversöhnlich.
Ariel Scharon ist tot: Der Bulldozer rollt nicht mehr
Er schritt über Schlachtfelder und rote Teppiche. Nach acht Jahren im Koma
ist Israels Ex-Ministerpräsident Ariel Scharon nun im Alter von 85 Jahren
gestorben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.