| # taz.de -- Den Gefängnissen fehlen die Insassen: Zu wenig Häftlinge | |
| > Nach dem Bau der JVA Bremervörde sind gut 1.500 Haftplätze in | |
| > Niedersachsen nicht belegt. Jetzt könnten gleich drei Knäste geschlossen | |
| > werden. | |
| Bild: Überflüssig? Erst 2013 wurde die JVA Bremervörde eröffnet. | |
| Niedersachsen plant offenbar, Gefängnisse wegen Unterbelegung zu schließen. | |
| Seit Tagen spekulieren Medien, die Justizvollzugsanstalten in Salinenmoor | |
| bei Celle, Braunschweig und Aurich könnten dichtgemacht werden. Das | |
| Justizministerium hat die Beschäftigten der drei Standorte am | |
| Dienstagnachmittag zu Personalversammlungen geladen. Das rot-grüne | |
| Regierungskabinett soll die Schließungspläne demnach in Kürze offiziell | |
| verabschieden. | |
| Der Grund sind leere Haftplätze, die es in den 13 niedersächsischen | |
| Gefängnissen schon seit Jahren gibt: Aktuell kommen auf 6.500 Plätze nur | |
| rund 5.000 Inhaftierte. 2004 waren es noch fast 6.900. Die Entwicklung ist | |
| überregional: Bundesweit ist die Gefangenenzahl zwischen 2007 und 2012 von | |
| 64.000 auf 57.600 zurückgegangen. Kriminologen begründen das mit einer | |
| sinkenden Kriminalitätsrate und entsprechend weniger Verurteilungen zu | |
| Haftstrafen. Allein bei den Tötungsdelikten gibt es laut dem | |
| Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen seit 2000 einen Rückgang | |
| von 30 Prozent. | |
| Niedersachsens Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) plant nun | |
| eine „Neuordnung der Justizvollzugslandkarte“. Schließungen einzelner | |
| Anstalten seien Teil der Überlegungen, erklärt ein Sprecher. Nähere Angaben | |
| wollte er am Dienstag bis Redaktionsschluss nicht machen. Auch zur Zukunft | |
| der Standorte Salinenmoor, Braunschweig und Aurich mochte er sich nicht | |
| äußern. | |
| Den schrittweisen Abbau von Hunderten Haftplätzen kündigt unterdessen der | |
| justizvollzugspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Marco Brunotte, | |
| an. Zugleich betont er, man werde „gute Lösungen“ für die betroffenen | |
| JVA-Beschäftigten finden. „Die nun möglichen Freiräume sollen für mehr | |
| Qualität, gute Behandlungsangebote und bessere Betreuungsschlüssel genutzt | |
| werden“, sagt Brunotte. Mit der Schließung der landeseigenen Anstalten in | |
| Salinenmoor, Braunschweig und Aurich würden insgesamt 385 Haftplätze | |
| wegfallen. | |
| Unnötig verschärft hat die Situation aus seiner Sicht der Bau der | |
| umstrittenen teilprivatisierten JVA Bremervörde durch die | |
| Vorgängerregierung. 300 neue Haftplätze wurden mit dem Prestigeprojekt von | |
| Schwarz-Gelb geschaffen, das Anfang 2013 kurz vor dem Regierungswechsel in | |
| Niedersachsen eröffnet wurde. | |
| Unbelegte Haftplätze gab es im niedersächsischen Justizvollzug allerdings | |
| schon 2010 bei der Unterzeichnung der Verträge für das | |
| Public-Private-Partnership-Projekt. Auf 25 Jahre verpflichtet sich das Land | |
| darin, das von einem Privatunternehmen gebaute Anstaltsgebäude für 11,5 | |
| Millionen Euro im Jahr zu mieten – samt Belegungsgarantie für die 300 | |
| Plätze. Danach geht die JVA in Landesbesitz über. | |
| Justizministerin Niewisch-Lennartz hält diese Entscheidung für „grundlegend | |
| falsch“. Bis Mitte des Jahres will sie eine Wirtschaftlichkeitsprüfung zu | |
| der JVA vorlegen, auch Ausstiegsoptionen aus den Verträgen für die 300 | |
| Plätze in Bremervörde werden dabei geprüft. Kurz- und mittelfristig werde | |
| man daran aber gebunden sein, prognostiziert sie. | |
| 15 Jan 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Teresa Havlicek | |
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