# taz.de -- Schließung des Tanklagers Farge: Wärmespeicher statt Gifttanks | |
> Das Tanklager Farge soll nie wieder für Treibstoffe verwendet werden. | |
> Davon haben die Grünen ihren Senator und ihren Koalitionspartner | |
> überzeugt. | |
Bild: Tanklager Farge: Sieht idyllisch aus, doch unter der Oberfläche lauert d… | |
Die rot-grüne Koalition will das Tanklager Farge schließen. Sie strebt | |
einen Beschluss der Stadtbürgerschaft an, der den Bund auffordert, die | |
Betriebskonzession zurückzugeben. Die Speicherung umweltgefährdender Stoffe | |
auf dem 316 Hektar umfassenden Gelände in Bremen-Nord soll künftig nicht | |
mehr erlaubt sein. | |
Hintergrund der Parlaments-Initiative ist das Auslaufen des | |
Betreibervertrags mit der Firma Tanquid. Die Wehrverwaltung des Bundes – | |
als Eigentümerin der monströsen, 78 unterirdische Einzeltanks umfassenden | |
Anlage – hatte Tanquid beauftragt, das 312.000 Kubikmeter fassende | |
Tanklager leer zu fahren, damit es vom Bund verkauft werden kann. Bislang | |
hat sich jedoch kein Interessent gefunden. | |
Angesichts der immensen Umweltbelastungen, die von dem zwischen 1935 und | |
1941 errichteten Tanklager ausgehen, ist das nicht verwunderlich. Wer will | |
schon ein Areal übernehmen, auf dem der Grenzwert für Benzol, Toluol, | |
Ethylbenzol und Xylolen (BTEX) um das 12.000-fache überschritten wird? | |
Zusätzlich zu den leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffen ist das | |
Gelände mit dem krebserregenden Methyl-Butylether (MTBE) belastet, einem | |
Zusatzstoff für Ottokraftstoffe. | |
Öl-Leckagen verunreinigen schon seit Längerem das Grundwasser der | |
umliegenden Ortsteile. Noch beschränken sich die Folgen darauf, dass die | |
Verwendung des Grundwassers zum Gießen der Gärten seit Jahren verboten ist. | |
Doch im benachbarten Blumenthal wird ein erheblicher Teil des Bremer | |
Trinkwassers gefördert. | |
Die Bürgerschaft soll den Bund nun an seine Pflicht erinnern, das Gelände | |
vollständig zu sanieren – statt es vorher zu verhökern. Das jedoch ist mit | |
hohem Aufwand verbunden: Bei den alliierten Bombenangriffe von 1945 soll | |
ein Teil des 125 Kilometer langen unterirdischen Rohrleitungssystems samt | |
unterirdischer Pipeline nach Oldenburg beschädigt worden sein, noch heute | |
ist das abgesperrte Gelände von riesigen Bombenkratern übersät. | |
Der Bund hält sich bedeckt: Die Umweltgutachten über das Gelände darf | |
Bremen auf Geheiß des Bundes nicht veröffentlichen – Hintergrund sind | |
wiederum dessen Verkaufsabsichten. Bekannt ist, dass bereits 2010 im Rahmen | |
einer Grundwassersanierung 16.000 Kilo Schadstoffe aus dem Untergrund | |
entnommen wurden – doch in welchem Umfang weiter saniert werden muss, weiß | |
nur der Bund. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Rückbau der gesamten | |
Anlage mehrere hundert Millionen Euro kosten würde. | |
Noch vor einem Jahr hatte Umweltsenator Joachim Lohse bei einem Treffen mit | |
den Bürgerinitiativen vor Ort erklärt, die Stilllegung des Geländes stehe | |
für ihn „nicht an erster Stelle“, sondern dessen Sanierung. Doch | |
mittlerweile hat die grüne Fraktion nicht nur den eigenen Senator, sondern | |
auch die KollegInnen von der SPD-Fraktion davon überzeugt, dass jedweder | |
Weiterbetrieb mit umweltgefährdenden Substanzen unvertretbar ist. | |
Ursprünglich stand der Kreisverband der Nordbremer Grünen mit dieser | |
Forderung auch innerhalb seiner Partei einigermaßen alleine da. | |
Jetzt haben sich Grüne und SPD immerhin schon auf Ideen für eine | |
umweltverträgliche Nachnutzung der riesigen Anlage verständigt, die als | |
größtes künstlich angelegtes unterirdisches Tanklager der Welt gilt. | |
Denkbar sei eine Verwendung als mit Wasser betriebener Wärmespeicher. | |
Solche Konzepte müssten gemeinsam mit den Umlandgemeinden erarbeitet | |
werden, da ein Teil des Geländes zu Niedersachsen gehört. Erster Schritt | |
zur Lösung des drängenden Problems sei jedoch, dass der Bund alle | |
Untersuchungsergebnisse zur Verfügung stelle. | |
16 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Henning Bleyl | |
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