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# taz.de -- Gefälschte Zahlen beim „Gelben Engel“: Weitere ADAC-Manipulati…
> Die Manipulationen beim ADAC-Autopreis „Gelber Engel“ reichen deutlich
> weiter zurück als bisher bekannt. Bei der Preisverleihung wurde über die
> Gerüchte noch gespottet.
Bild: ADAC in Not: Die Glaubwürdigkeit des größten deutschen Autoclubs ist s…
MÜNCHEN dpa | Nach den aufgedeckten Manipulationen rund um den Autopreis
„Gelber Engel“ hat ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair eine umfassende
Aufklärung angekündigt. Dies erklärte Obermair in der Süddeutschen Zeitung.
Die Zahlen für den ADAC-Autopreis könnten schon seit Jahren manipuliert
worden sein.
ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter soll die Teilnehmerzahlen zu der
Umfrage zum „Lieblingsauto der Deutschen“ über Jahre hinweg nach oben
geschönt haben, wie Obermair der „Süddeutschen Zeitung“ bestätigte.
Unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe gegen Ramstetter hätten
Geschäftsführung und Präsidium eine lückenlose interne Prüfung angeordnet,
erklärte der ADAC.
Wie die Bild-Zeitung berichtet, haben erste interne Untersuchungen von
Dokumenten beim ADAC ergeben, dass auch in den vergangenen Jahren,
mindestens aber 2013 und 2012, die Zahl der abgegebenen Stimmen künstlich
erhöht wurden. Dies hatte laut der ADAC-Prüfer aber keinen Einfluss auf die
Platzierungen der Autos. Die Prüfung stütze sich auf frühere
Aufzeichnungen, die Stimmzettel (Coupons) seien laut ADAC aus
datenschutzrechtlichen Gründen vernichtet worden.
Am Sonntag hatte der Autoclub in München zunächst eingeräumt, dass die
Teilnehmerzahlen für die diesjährige Wahl höher dargestellt worden waren
als sie tatsächlich waren. Ramstetter, der seit Jahren auch Chefredakteur
der Mitgliederzeitschrift Motorwelt war, habe - so der ADAC in seiner
Mitteilung - „die alleinige persönliche Verantwortung“ übernommen und alle
Funktionen beim ADAC niedergelegt.
## Weitgehend frei erfunden
Obermair hatte noch vor einigen Tagen die Manipulationsvorwürfe als
„Unterstellungen“ zurückgewiesen.Der ADAC ist mit rund 19 Millionen
Mitgliedern größter Autoclub in Europa und größter Verein in Deutschland.
Nun will der ADAC auch Wahlen der vergangenen Jahre überprüfen. Das könnte
jedoch schwierig werden, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. So sollen
einige Statistiken "angeblich unmittelbar nach der jeweiligen
Preisverleihung vernichtet" worden sein. Doch: „Auf Nachfrage soll Michael
Ramstetter eingeräumt haben, die veröffentlichten Zahlen bei der Wahl zum
Lieblingsauto der Deutschen auch in anderen Jahren weitgehend frei erfunden
zu haben.“
Der Betrug soll laut Obermair unentdeckt geblieben sein, weil - so zitiert
die Zeitung den Geschäftsführer - Ramstetter dafür gesorgt habe, dass er
allein Zugang zu allen Abstimmungsauszählungen gehabt habe.
Ramstetter habe sich für sein Fehlverhalten entschuldigt, hieß es am
Sonntag in der Pressemitteilung des ADAC. Der 60-Jährige habe bedauert, der
Glaubwürdigkeit des ADAC Schaden zugefügt zu haben. Ramstetter selbst
wollte sich am Sonntag nicht äußern. Zur Dimension der Zahlenmanipulation
machte der ADAC weiter keine Angaben.
## Bemühung um Schadensbegrenzung
Der Skandal wirft nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von
der Universität Duisburg-Essen ein Schlaglicht auf andere Tests und
Statistiken des ADAC. „Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man
jetzt untersuchen“, sagte Dudenhöffer am Sonntag. Wenn beim Gelben Engel
gelogen worden sei, könne man das für andere Bereiche nicht ausschließen.
Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte weitere
Klärung: „Der ADAC hat jetzt die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Karten
auf den Tisch gelegt werden.“ Die Vorgänge zeigten, dass „großen Verbänd…
manchmal etwas mehr Bescheidenheit im Auftreten gut täte“, sagte der
Minister in München, der wegen der geplanten Einführung einer Pkw-Maut für
Ausländer mit dem ADAC im Streit liegt.
Dem ADAC droht nun eine massive Vertrauenskrise. Der Automobilclub bemühte
sich um Schadensbegrenzung. Bei der diesjährigen Wahl des Lieblingsautos
sei nur die Zahl der abgegebenen Stimmen geschönt worden, aber nicht die
Rangfolge der Ergebnisse, wurde betont.
Die Süddeutsche Zeitung hatte am vergangenen Dienstag als erstes Blatt über
Mauscheleien beim Preis „Gelber Engel“ berichtet. Nach ihren Informationen
soll es nur 3409 Stimmen für das Siegerauto VW Golf gegeben haben, ein
ADAC-Papier vom Dezember 2013 habe dagegen als offizielles Ergebnis 34299
Stimmen genannt.
## Zunächst gespottet
ADAC-Geschäftsführer Obermair hatte am Donnerstag bei der offiziellen Feier
zur Auszeichnung des VW Golf mit dem „Gelben Engel“ vor Gästen noch von
„Unterstellungen und Unwahrheiten“ gesprochen. Er hatte gespottet, immerhin
seien die vier Buchstaben des ADAC richtig abgedruckt worden. Im Übrigen
sei nichts älter als die Tageszeitung von gestern: „Mit der packt man den
Fisch ein.“
Noch vor Abschluss der internen Prüfung habe Ramstetter am Freitag seinen
Fehler eingeräumt. Weder Geschäftsführung noch Präsidium seien zuvor „üb…
diese Unregelmäßigkeiten bei der Leserwahl“ unterrichtet gewesen, erklärte
der Automobilclub.
Die anderen Kategorien beim Preis „Gelber Engel“ seien von den Vorgängen
nicht betroffen, betonte der Autoclub. Er will Vertrauen zurückgewinnen und
kündigte an, bis 2015 für die Abstimmung zum Lieblingsauto ein notariell
überwachtes Verfahren zu entwickeln, das über jeden Zweifel erhaben sei.
20 Jan 2014
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