# taz.de -- Attacke auf Grünen-Politiker: Frei.Wild-Fan wird wild | |
> In Hannover greift ein Mann den Grünen-MdB Sven-Christian Kindler an. Der | |
> hatte vor der völkischen Ideologie der Band Frei.Wild gewarnt. | |
Bild: Auf offener Straße angegriffen: Sven-Christian Kindler | |
HAMBURG taz | Am Samstagnachmittag mal durchs Viertel gehen – der grüne | |
Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler wollte in Hannovers | |
Alternativ-Stadtteil Linden einfach mal bummeln. Da griff plötzlich ein | |
junger Mann den haushaltspolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion an – ohne | |
Vorwarnung. Unter Beleidigungen wie „antinationaler Wichser“ schubste der | |
Angreifer ihn mehrfach aggressiv rum. Kindler hat Anzeige erstattet. | |
Ermittlungen der Polizei laufen, der Staatsschutz ist eingeschaltet. | |
Der Übergriff geschah gegen 14 Uhr auf dem Platz Am Küchengarten. „Eine | |
spontane Aktion“, glaubt Kindler. Schon kurz vor der Auseinandersetzung sei | |
ihm der Angreifer aufgefallen, mit braunem Kinnbart und blauen | |
Adidas-Turnschuhen. „Bist du Sven von den Grünen? Hast du nicht auf der | |
Anti-Frei.Wild-Kundgebung gesprochen?“, habe er ihn gefragt, erinnert sich | |
Kindler. | |
Kaum hatte der 28-jährige Bundespolitiker aus der niedersächsischen | |
Landeshauptstadt mit „ja“ geantwortet, begann der Mittzwanziger ihn | |
anzugehen. „Hurensohn, Vaterlandsverräter“, habe der Angreifer weiter | |
gerufen, so Kindler, während er ihn schubste und auf den Oberkörper schlug. | |
„Ich mache dich fertig, wenn du noch mal so etwas machst“, soll der Mann | |
zudem gesagt haben, den eine junge Frau mit roten langen Haaren begleitete. | |
„Ich versuchte durch Abstand-Halten die Situation nicht weiter eskalieren | |
zu lassen“, sagt Kindler. Er wich aus, forderte den Frei.Wild-Fan auf, | |
seinen Angriff zu stoppen und drohte mehrmals, die Polizei einzuschalten. | |
Schließlich ließ der Angreifer von ihm ab und flüchtete mit seiner | |
Begleitung in einen Linienbus. Kindler trug keine schwereren Verletzungen | |
davon. | |
„Der Vorfall zeigt, wie gefährlich die rechte Ideologie von Frei.Wild ist“, | |
sagt Kindler. Im November vergangenen Jahres hatte er bei einer Kundgebung | |
gegen den Auftritt der Südtiroler Band im „Capitol“ gesprochen. Über 300 | |
Gegendemonstranten waren am 29. November 2013 zu der Kundgebung am | |
Schwarzen Bär gegen das Konzert der umstrittenen Gruppe um den Sänger | |
Philipp Burger gekommen. | |
## Aus dem Spektrum der Autonomen Nationalisten | |
Der Bezirksrat des Stadtteils hatte einstimmig ein Verbot des Konzerts | |
gefordert. Vor Ort warnte nicht nur Kindler, Frei.Wild würden in ihren | |
Texten einen völkischen Nationalismus vertreten und gegen Migranten und | |
Andersdenkende hetzten. „Frei.Wild schüren mit ihren Texten Hass und | |
Gewalt, gerade auch gegen Demokratinnen und Demokraten“, sagt Kindler. Für | |
diese aggressiven Lieder und die gefährlichen Folgen müssten sie sich | |
verantworten. | |
Vom Äußeren und vom Habitus des Angreifers her schließt Kindler, dass der | |
aus dem Spektrum der Autonomen Nationalisten in der Landeshauptstadt kommen | |
müsse. In den vergangenen Jahren wurden aus der Szene immer wieder | |
Übergriffe und Straftaten verübt. „Der Angriff zeigt, dass rechte Gewalt in | |
Hannover und der Region ein ernst zu nehmendes Thema ist“ sagt Kindler. Der | |
Vorfall sei nichts Besonderes: „Was ich erlebt habe, erleben leider viele | |
Menschen, die sich gegen Rechts engagieren, immer häufiger: Sie werden | |
angegriffen und bedroht.“ | |
Durch den spontanen Übergriff will sich Kindler nicht von weiterem | |
zivilgesellschaftlichen Engagement „gegen Rechtsextremismus und | |
gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ abbringen lassen. „Jetzt erst recht. | |
Ich werde weiter gegen Nationalisten aktiv sein“, sagt der Politiker. | |
3 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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