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# taz.de -- Berlinale Staralbum: George Clooney: Der Schnurrbart ist ab 
> Ganz gleich ob rasiert oder bärtig: George Clooney ist ein Charmeur par
> excellence, der Erwachsene zu Teenagern mutieren lässt.
Bild: „Ich habe keinen Grund, mich zu beschweren.“
Der Schnurrbart ist ab. Schauspieler George Clooney ist wieder
babypopoglatt. Er trägt hellgrauen Anzug, weißes Hemd, mehrere Knöpfe
geöffnet mit Blick auf seinen Ausschnitt. Das Haar adrett zur Seite,
strahlendes Lächeln, gut gelaunt. Es gibt wenige Männer, die es schaffen,
Journalistinnen und Journalisten zu Teenagern werden zu lassen. Clooney ist
einer davon. Die Pressevertreter zücken ihre iPhones und Digitalkameras.
Sie knipsen von ihren Sitzen aus los. Hinten schreien die TV-Kameramenschen
sie an, sie sollen sich setzen. Die Pressekonferenz mutiert zum Albtraum –
Teeniehysterie statt Professionalität.
Zuvor hatte ein Journalist einen leichten Herzanfall bei der
Pressevorführung von George Clooneys neuer Regiearbeit „The Monuments Men“
erlitten. Später verkündete Festivalleiter Dieter Kosslick, dass es dem
Kollegen den Umständen entsprechen gutginge. Aber kurz vorher herrschte
aggressive Stimmung. Gedrängel vor der Tür des Austragungsorts der
Pressekonferenz. Drinnen Streit um die besten Plätze. Alle wollen ein Stück
Clooney haben. Als er endlich den Raum betritt, gefolgt von seinen Stars
Matt Damon, Bill Murray und anderen Schauspielern, kehrt nach Geschrei
wieder so langsam Ruhe ein.
In seinem neuen Werk spielt der 52-Jährige den Schnurrbart tragenden
Kunstexperten Stout, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eine Art
„Kunstschutzoffiziere“ installiert. Aber eigentlich interessiert sich
keiner für den Film. Clooney, Clooney, Clooney. Die Journalistinnen und
Journalisten möchten nur ihm auffallen. Dabei verfallen sie in stupide
Regionalitätsbefindlichkeit: „Wie war der Dreh im Harz?“, „Haben Sie eine
Grußbotschaft für China?“, „Waren Sie schon mal in Brasilien?“
Clooney spielt oft den Bescheidenen. Mehrfach weist er darauf hin, dass
auch andere auf dem Podium sitzen. Was er denn an seinem Job hassen würde,
will jemand wissen. Er fixiert sein Gegenüber, schmunzelt und sagt: „Ich
habe keinen Grund, mich zu beschweren.“ Oft, während Clooney eine Frage
gestellt bekommt, legt er seine Hand auf die Schulter seines Kollegen Bill
Murray, der neben ihm sitzt, und flüstert ihm was zu. Sie lachen dann
beide.
Überhaupt lächelt der Philanthrop mehr oder weniger alle Fragen weg.
Clooney hat auf jede Frage einen lockeren Spruch und alle im Raum haben
Spaß, substanziell ist das zwar nicht. Aber Clooney ist eben ein Charmeur
par excellence – mit oder ohne Schnurrbart.
9 Feb 2014
## AUTOREN
Enrico Ippolito
## TAGS
George Clooney
taz.gazete
Lars von Trier
Schwerpunkt Berlinale
Wes Anderson
Hollywood
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