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# taz.de -- Amtsantritt des Patientenbeauftragten: Herr Laumann pflegt sein Ima…
> Mehr Ärzte auf dem Land, mehr Pflege in der Familie: Der neue
> Patientenbeauftragte Karl-Josef Laumann gibt sich forsch. Pfleger will er
> besser bezahlen.
Bild: Forsch, selbstbewusst und machtorientiert: Karl-Josef Laumann.
BERLIN taz | Es war der Ton, der aufhorchen ließ, als der neue
Patientenbeauftragte und Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung,
Karl-Josef Laumann (CDU), am Donnerstag zum ersten Mal seit seinem
Amtsantritt vor vier Wochen in Berlin vor die Presse trat: forsch,
selbstbewusst und machtorientiert war der.
Er sei „auf Wunsch von Angela Merkel“ nach 23 Jahren
nordrhein-westfälischer Landespolitik nach Berlin gewechselt, betonte
Laumann, der zu den mächtigsten Vertretern des Arbeitnehmerflügels der
Union zählt. Die Menschen dürften „davon ausgehen, dass ich an der
politischen Willensbildung des Gesundheitsministeriums beteiligt bin.“
Dass der Patientenbeauftragte in vergangenen Legislaturperioden – auch
aufgrund seines begrenzten Budgets, seines überschaubaren Mitarbeiterstabs
und seiner geringen Befugnisse – eher die Position des Mittlers und
Beraters inne hatte, wischte Laumann beiseite: „Meine Rolle als Mahner in
der Wüste zu beschreiben, wäre zu wenig. Das Problem an der Wüste ist, dass
dich keiner hört.“ Er jedenfalls werde in der Pflegepolitik „hartnäckig“
seine Meinung vertreten – und für Verbesserungen im System sorgen.
## 11 Euro die Stunde
Dazu gehöre, dass Pflegekräfte „wie ein guter Handwerker bezahlt werden“.
Es gehe nicht, dass die Politik den Fachkräftemangel beklage, aber zugleich
zulasse, dass etwa in Norddeutschland „Zeitarbeitsfirmen examinierte
Pfleger für 11 Euro die Stunde beschäftigen“.
Von derlei Gepflogenheiten – die „nichts mit Wertschätzung des Berufs“ zu
tun hätten – erfahren habe er über Pfleger. Zuvor hatte er sie
aufgefordert, „mir geschwärzte Lohnabrechnungen zu schicken“. Laumann
kündigte zu den unterschiedlichen regionalen Bezahlungen eine Studie an.
Mit ungewöhnlichen Maßnahmen will er auch durchsetzen, dass sich die
Anreize für Mediziner verbessern, sich als Hausärzte auf dem Land
niederzulassen: Notfalls, kündigte er an, werde er zu allen 16
Landes-Wissenschaftsministern reisen, um ihnen eine Erhöhung der
Studienplatzzahlen abzuringen und klarzumachen, dass der Numerus Clausus
allein kein Garant sei für einen guten Arzt.
„Wenn sich Abiturienten verpflichten, später als Hausarzt zu arbeiten, dann
muss es möglich sein, dass sie auch mit einer schlechteren Note Medizin
studieren dürfen“, sagte er. Und wenn Ärzte das Risiko einer eigenen Praxis
scheuten, dann müssten die Kommunen „eben versuchen, die Ärzte
einzustellen“.
## Schlüsselrolle für Hausärzte
Hausärzte, betonte Laumann, hätten eine „Schlüsselrolle“ inne, insbesond…
bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Deren Wunsch, möglichst
daheim gepflegt zu werden, respektiere und unterstütze er. Und:
Demenzkranke müssten endlich die gleichen Leistungsansprüche haben wie
Menschen mit körperlichen Einschränkungen, sagte er in Anspielung auf die
Einführung eines neuen Begriffs der Pflegebedürftigkeit, die seit zehn
Jahren immer wieder vertagt wird: „Dazu stehe ich zu 100 Prozent“, sagte
Laumann.
Die Erhöhung der Beiträge zur Pflegeversicherung allein, die Regierung will
die Sätze um 0,5 Prozentpunkte anheben, werde aber nicht reichen, um die
2,5 Millionen Pflegebedürftigen rund um die Uhr von Pflegefachkräften
betreuen zu lassen: „Wir brauchen die starke Familie.“
Rentner forderte er auf, „sich schulen zu lassen“, damit sie einen Teil der
Betreuung von Dementen in den Familien übernehmen könnten.
„Menschlich-fachlich-bezahlbar“ nennt er dieses Konzept: „Die kriegen dann
5, 6 Euro die Stunde, das können die meisten bezahlen.“
13 Feb 2014
## AUTOREN
Heike Haarhoff
## TAGS
CDU
Gesundheitspolitik
Patienten
Sterbehilfe
Sterbehilfe
Debatte
Ärztemangel
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geben.
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