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# taz.de -- Costa Blanca und deutsche Rentner: „Kein Land für Alte“
> Thomas Liebelt, Chefredakteur der „Costa Blanca Nachrichten“, über die
> Spanische Ostküste und die Rückkehr deutscher Rentner.
Bild: An der Strandpromenade von Benidorm.
sonntaz: Herr Liebelt, tangiert die spanische Krise auch Ihre Leser der
Costa Blanca Nachrichten und der englischsprachigen Costa Blanca News? Die
vielen Deutschen und Engländer, die sich an der spanischen Küste
niedergelassen haben?
Thomas Liebelt: Ein Großteil der Community besteht aus Rentnern, die hier
ihren Lebensabend verbringen. Die sind weniger tangiert. Die andere Gruppe
hingegen, die hierhergekommen ist und sich selbständig gemacht hat, die
spüren die Krise gewaltig. Weil der spanische Markt weggebrochen ist. Zum
Beispiel Zahnärzte, Klinikbeschäftigte, Handwerker, Physiotherapeuten. Ein
Großteil hat die Zelte hier abgebrochen.
Haben Sie Zahlen?
Es gibt keine genauen Zahlen für die Provinz Alicante. Die offiziellen
Zahlen sind 60.000 Deutsche, aber wir gehen von 120.000 Deutschen aus, die
hier leben. Wir ziehen dabei die Auflage unserer Zeitung in Betracht und
dass die Zeitung in der Regel von zwei Personen gelesen wird. Dann lägen
wir bei 100.000.
Gehen die Deutschen zurück, wenn sie älter werden?
Natürlich. Spanien ist kein Land für alte Leute, die kein Spanisch
sprechen. Die Verständigung mit spanischen Ärzten, die Verständigung im
Pflegefall ist sehr, sehr schwierig. Hinzu kommt, dass deutsche Patienten
hier aus der deutschen Pflegeversicherung zwar Geldleistungen, aber keine
Sachleistungen bekommen. Also keine Krücken, keinen Rollstuhl. Auch die
ambulante und stationäre Pflege wird nicht bezahlt.
Welche Rolle spielt der momentane Niedergang des spanischen
Gesundheitssystems für die Rückkehrwilligen?
Die Schlangen in den Versorgungskliniken werden länger und damit die
Wartezeiten. Viele Kliniken werden geschlossen. Die Wartezeiten für
Operationen sind dramatisch gestiegen. Es dauert bis zu sieben Monate, weil
weniger Ärzte beschäftigt sind, viele Gesundheitszentren geschlossen
werden.
Was bedeutet diese Veränderungen für ihre Zeitungen?
Unsere Anzeigen gehen zurück. Allerdings: Wir haben zurzeit sehr viel
Verkaufsinserate für Immobilien. Sehr viele Deutsche wollen verkaufen. Das
Problem ist nur, dass das Angebot viel größer ist als die Nachfrage. Die
einzige Gruppe, die hier überproportional wächst, vor allem auch, was die
Immobilienkäufe betrifft, das sind die Russen.
Und die kaufen?
Ja, aber das Problem ist, dass viele Deutsche zu einem Zeitpunkt gekauft
haben, als die Preise sehr hoch waren. Viele ältere Leute würden gerne ihre
Immobilie verkaufen und zurück nach Deutschland gehen, aber sie können es
im Moment nicht. Die Immobilienpreise sind im Schnitt in ganz Spanien seit
2008 um 30 Prozent gesunken. Das heißt, sie würden heute bei weitem nicht
das bekommen, was sie mal bezahlt haben. Allerdings: In der ersten Reihe am
Strand hat sich der Preisverfall überhaupt nicht bemerkbar gemacht.
Wie ist das Verhältnis der hier lebenden Deutschen zu Spanien?
Es ist eigentlich egal, ob sie in Marokko, Spanien oder der Türkei sitzen.
Sie haben ihre komplette deutsche Infrastruktur, deutsche Supermärkte,
deutsches Fernsehen per Satellit , deutsche Ärzte, deutsche Rechtsanwälte,
deutsche Zeitung. Der Poolpfleger kommt aus Deutschland, die Nachbarn sind
Deutsche.
Wird denn hier an der Küste überhaupt noch gebaut?
Die Bautätigkeit ist fast zum Erliegen gekommen. Und es wandern eindeutig
mehr Deutsche ab, als kommen.
Wer zieht heute noch an die Costa Blanca?
Es kommt die Erbengeneration, so ab 50 Jahre. Da ist ein Wandel
festzustellen. Die wollen hier nicht leben und kaufen Apartments für ihren
Urlaub statt Häuser. Den Lebensabend hier zu verbringen, ist heute kaum
noch das Ziel.
15 Feb 2014
## AUTOREN
Edith Kresta
## TAGS
Spanien
Rentner
Krise
Gesundheit
Reiseland Spanien
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