# taz.de -- Hamburg-„Tatort“ mit Til Schweiger: Breitbeinig den Kiez retten | |
> Jaja, Macho-Schweiger kann bloß Macho-Schweiger spielen. Damit verhilft | |
> er dem trutschigen Tatortformat aber endlich mal zu Spannung und Action. | |
Bild: Megakrasslässige Typen: Til Schweiger (l.) und Fahri Yardim. | |
Vielleicht sollte Til Schweiger mal jemand sagen, dass der „Tatort“ nicht | |
demnächst im Multiplex seines Vertrauens läuft, sondern bloß im | |
ARD-Hauptprogramm? Nein, lieber nicht. Nachher ist er noch traurig und | |
denkt sich, geh ich halt wieder nach Hollywood, auch wenn ich da bloß den | |
sterbenden Nazi spielen darf. Und dann würde Til Schweiger sich nicht mehr | |
mit dieser rührenden Ernsthaftigkeit darum bemühen, dem popelig-trutschigen | |
„Tatort“ einen Hauch von breitbeinigem Action-Kino einzupusten. | |
Wie schön also, dass bei der Premiere des Hamburger Kommissars Nick | |
Tschiller vor einem Jahr alles gesagt wurde, was man vorher sowieso gewusst | |
haben will. Nämlich dass Macho-Schweiger bloß Macho-Schweiger spielen kann | |
und es bei ihm mit der Selbstironie nicht weit her ist, mit der | |
Selbstverliebtheit aber schon. Damit wäre das erledigt – und man hat Zeit | |
zu sagen: Prima! Gut! Toll, endlich muss man zwischendurch mal (fast) die | |
Augen zukneifen. | |
In „Kopfgeld“ (Regie: Christian Alvart; Buch: Christoph Darnstädt) haben | |
die Gangster spooky Glasaugen und machen („Breaking Bad“ lässt grüßen) in | |
Crystal Meth. Der Boss des Astan-Clan (Erdal Yildiz), den Tschiller in der | |
ersten Folge hinter Gitter gebracht hat, regiert vom Knast aus weiter den | |
Kiez, hat eine Wut auf Tschiller und ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. | |
So weit, so wunderbar simpel. Keine moralinsauren Drehbuchtraktate über | |
Nazis oder Prostitution. Bloß Gut und Böse: Zwei fiese Clans und ein | |
Kommissar, der sich das Krankenhemd vom Leib reißt, die Lederjacke über die | |
blanke Brust zieht und „so fleder-, ritter-, dingsbumsmäßig“ (O-Ton | |
Tschillers Kollege Fahri Yardim alias Yalcin Gümer) den Kiez rettet. Und zu | |
seiner Exfrau (Stefanie Stappenbeck) Sätze sagt wie „Du weißt doch, mir | |
geht’s nur um Arsch und Titten“ und dabei wieder mal nur so tut, als würde | |
er das nicht ernst meinen. Soll er doch. | |
9 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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