# taz.de -- Kommentar Katholische Kirche: Endlich jemand ohne Furcht | |
> Die Wahl des konservativen Reinhard Marx zum Oberhirten der deutschen | |
> Katholiken ist gut. Denn er ist flexibel genug, um mit seinen Gegnern zu | |
> reden. | |
Bild: Für ordentlichen Streit geeignet: Reinhard Marx | |
Da sage noch einer, Demokratie passe nicht in die katholische Kirche: | |
[1][Das Votum für Reinhard Marx] beweist das Gegenteil. Die Entscheidung | |
der deutschen Bischofskonferenz, den machtbewussten Münchner als ihren | |
obersten Moderator zu wählen, ist eine gute. Denn dieser Mann hat keine | |
Angst. | |
Und das ist schon viel in der katholischen Kirche von heute. | |
Mitgliederschwund, Missbrauch, die Kluft zwischen Lehre und Leben, die | |
Globalisierung, das Internet und wie diese satanischen Versuchungen alle | |
heißen, haben viele Kirchenvertreter zurück in die Festung der Orthodoxie | |
getrieben. Da sitzen sie hinter hochgezogenen ideologischen Zugbrücken, | |
nennen ihren Angstkomplex den wahren Glauben und mosern über die angeblich | |
verdorbene Welt da draußen. | |
So einer ist Marx nicht. Er ist konservativ, klar. In Fragen der | |
Sexualethik und der Morallehre weicht er keinen Schritt von der | |
vatikanischen Linie ab. Frauen werden mit ihm keinen Platz am Altar | |
bekommen, Homosexuelle keine großen Fortschritte. Aber Marx ist flexibel | |
und angstfrei genug, mit seinen Gegnern zu reden, das Gemeinsame zu | |
betonen. | |
Und auch den kircheninternen Bremsern kann er mit Roms Hilfe auf die Füße | |
treten. Oft sagt er in der Sache nichts anderes als Kardinal Meisner. Aber | |
bei Marx hat man wenigstens nicht den Eindruck, der Scheiterhaufen werde | |
schon mal vorgewärmt. | |
Das ist mehr als nur ein gefühlter Vorteil. Denn die Stimmen der Kirchen | |
werden für viele Debatten dringend benötigt. Bei der Bioethik, der Zähmung | |
des Kapitalismus, dem kommenden Pflegenotstand, der Wertedebatte oder den | |
globalen Problemen von Armut und Umweltzerstörung braucht es sprachfähige | |
Religionsgemeinschaften. Man muss keineswegs im Detail mit ihnen | |
übereinstimmen. Aber ein ordentlicher Streit ist schon mal ein guter | |
Anfang. | |
12 Mar 2014 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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