# taz.de -- Kinderbauernhof in Kreuzberg: Hausbesetzer mit Herz | |
> Der Kinderbauernhof am Mauerplatz wird 33. Das Projekt hat viele Kämpfe | |
> hinter sich - und noch einige vor sich, sagt Gründungsmitglied Heike | |
> Böziger. | |
Bild: Idylle von unten: der Kinderbauernhof am Mauerplatz. | |
taz: Frau Böziger, Sie waren von der ersten Minute beim | |
[1][Kinderbauernhof] mit dabei. Wie ist die Idee damals entstanden? | |
Heike Böziger: Unser Vorbild waren verschiedene Bauernhof-Projekte in | |
Holland. Wir wollten Kindern ökologische Kreisläufe begreifbar machen. | |
Viele Berliner Eltern können leider nicht mit ihren Kindern raus aufs Land | |
fahren. | |
Den Platz für den Bauernhof haben Sie besetzt. | |
Ja. In Berlin gab es damals sehr viel zerstörte Stadt. Die Fläche am | |
Mauerplatz war ein Trümmergrund. Wir haben dann Stück für Stück angefangen, | |
die Müllkippe aufzuräumen und zu begrünen. Im März 1981 haben wir die | |
Besetzung verkündet. | |
Sind Sie immer noch Besetzer? | |
Wir hatten 22 Jahre lang diesen Status. Jetzt haben wir einen | |
Nutzungsvertrag mit dem Jugendamt, das die Grundstückssteuer und die | |
Schneeräumung bezahlt. Die Miete erbringen wir durch Angebotsstunden. Die | |
Zeit als Besetzer war sehr schwer. Wir galten lange als die Chaoten, die | |
sich ein Grundstück unter den Nagel reißen. Bis heute müssen wir kämpfen. | |
Wir werden zwar vom Jugendamt unterstützt, aber wir bekommen keine | |
Förderung von der Stadt. Im Moment ist unser größtes Problem, dass wir | |
keine Toiletten und keinen Gemeinschaftsraum haben. Der Bau wurde gestoppt. | |
Warum das? | |
Uns ist ein Verfahrensfehler unterlaufen, unser Fundament liegt tiefer als | |
das des Nachbargebäudes. Damit der Baustopp aufgehoben wird, muss eine | |
Nachbarschaftliche Vereinbarung zwischen dem Bezirksamt | |
Friedrichshain-Kreuzberg und der Eigentümergemeinschaft Bethaniendamm 61 | |
geschlossen werden. Aber seit Monaten geht nichts voran. | |
Was bedeutet das für den Hof? | |
Es geht um unsere Existenz. Mittlerweile ist die Frist abgelaufen, in der | |
wir den Bau hätten abschließen sollen. Jetzt haben wir Angst, dass der | |
Senat die Gelder zurückfordert, die wir für die bisherige Planung abgerufen | |
haben. Selbst wenn der Baustopp aufgehoben wird, steht nicht fest, ob wir | |
die für 2013 bewilligten Mittel auch dieses Jahr bekommen. | |
Welche Rolle spielt der Kinderbauernhof für den Kiez? | |
Wir sind ein offener Lernort und eine wichtige Begegnungsstätte. Heute ist | |
in der Stadt ja alles verplant, es gibt kaum noch Freiräume. Auf dem Hof | |
kann man sich einbringen und die eigene Umwelt mitgestalten. | |
Was hat sich seit der Gründung verändert? | |
Damals gab es eine enge Gemeinschaft zwischen Besetzern und Nachbarn. Das | |
war ein ganz anderer Zusammenhalt als heute. Auch die Besucher haben sich | |
verändert. Mittlerweile kommen viel mehr Kinder aus der Mittelschicht zu | |
uns. Eigentlich haben wir das Projekt ja angefangen, um für Kinder da zu | |
sein, deren Eltern sich keine anderen Freizeitangebote leisten können. | |
Merkt man daran auch, wie sehr sich der Kiez verändert hat? | |
Auf jeden Fall. Früher war der Waldekiez durch seine Mauerlage wie ein Dorf | |
in der Stadt. Man hat sich gekannt. Unsere heutigen Besucher wissen oft | |
nicht, dass wir eine Initiative von unten sind. Wir sind keine | |
Dienstleister, sondern arbeiten überwiegend ehrenamtlich. | |
21 Mar 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://kbh-mauerplatz.de/index.php | |
## AUTOREN | |
Hannah König | |
## TAGS | |
80er Jahre | |
Haushaltsgesetz | |
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